Studie von Unicef:Rechte von Kindern: Es bleibt viel zu tun
von Clara Eberle
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Grundlegende Kinderrechte: Mit der UN-Kinderrechtskonvention soll genau das garantiert werden. Doch 35 Jahre nach ihrer Verabschiedung profitiert längst nicht jedes Kind davon.
Kinder sind besonders von Konflikten und Kriegen betroffen, auch im Gazastreifen.
Quelle: dpa
Vor 35 Jahren hat die Generalversammlung der UN ein Übereinkommen auf den Weg gebracht, das gewisse Standards beim Schutz von Kindern und ihren Rechten sicherstellen soll. 196 Staaten haben es unterzeichnet, darunter auch Deutschland. Doch was auf Papier steht, entspricht oft nicht der Realität.
Nach Angaben des jüngsten UN-Berichts zu den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDG) waren im Jahr 2022 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren wachstumsgehemmt, also zu klein für ihr Alter. Drei Viertel dieser Kinder lebten in Zentral- und Südasien sowie in Afrika südlich der Sahara. Grund dafür waren Hunger, Ernährungsunsicherheit und Fehlernährung.
... wurde 1989 von den Vereinten Nationen beschlossen. Sie fasst die Rechte von Kindern in 54 Artikeln zusammen. Die ersten 41 Punkte der Konvention thematisieren vor allem den Schutz von Kindern in verschiedenen Lebensbereichen. Im zweiten Teil des Regelwerks geht es um die Verpflichtungen der Vertragsstaaten. Zu den Rechten gehören unter anderem:
Unicef hat das vollständige Kinderrechte-Regelwerk zusammengefasst.
- Schutz vor Diskriminierung, unabhängig von Geschlecht, Religion oder Herkunft (Art. 2)
- Angeborenes Recht auf Leben eines jeden Kindes (Art. 6)
- Schutz der Privatsphäre (Art. 16)
- Recht auf Zugang zu Medien unter Berücksichtigung des Kinder- und Jugendschutzes (Art. 17)
- Schutz des Kindes vor Gewaltanwendung, Misshandlung, Verwahrlosung (Art. 19)'
- Besonderer Schutz für Kinder auf der Flucht (Art. 22)
- Recht auf Zugang zu Gesundheitsvorsorge (Art. 24)
- Recht auf Bildung, wobei der Besuch der Grundschule Pflicht ist (Art. 28)
- Recht auf Ruhe, Freizeit, Spielen (Art. 31)
- Schutz des Kindes bei bewaffneten Konflikten (Art. 38)
Unicef hat das vollständige Kinderrechte-Regelwerk zusammengefasst.
Der Weltkindertag soll daran erinnern, wie wichtig der Schutz von Kinderrechten ist. Themen wie Gesundheit und Bildung stehen dabei im Vordergrund.20.09.2024 | 1:11 min
Bewaffnete Konflikte treffen oft Kinder
Auch bei bewaffneten Konflikten sind nach wie vor oft Kinder die Leidtragenden. 2023 waren laut UN 30 Prozent der in Konflikten getöteten Zivilpersonen Kinder. Zum Vergleich: 2022 waren es zehn Prozent.
Insgesamt zeichnet sich 2024 ein eher düsteres Bild, wenn es um die Rechte der Jüngsten geht. Ninja Charbonneau, Pressesprecherin von Unicef Deutschland, erklärt im Gespräch mit ZDFheute:
Kinder mit einem alkoholkranken Elternteil führen ein Schattendasein. Im schlimmsten Fall sind sie Gewalt, Vernachlässigung, Missbrauch ausgesetzt.14.11.2024 | 28:17 min
Unicef zu Sudan: Kinderrechtsverletzungen grauenhafter Alltag
Besonders schrecklich seien aktuelle Kriege, etwa in der Ukraine, im Gazastreifen oder im Sudan. In dem Bürgerkriegsland seien "schwerste Kinderrechtsverletzungen grauenhafter Alltag", erklärt Charbonneau. Weiter sagt sie:
26 Millionen Menschen hungern, Straßen sind blockiert, dauernder Beschuss hält die Menschen gefangen: Im Sudan ist nach dem Scheitern der Verhandlungen keine Waffenruhe in Sicht.24.08.2024 | 2:47 min
Klimawandel "eine Krise der Kinderrechte"
Auch beim Klimawandel sind laut Charbonneau Kinder und Jugendliche überproportional betroffen: "Krankheiten, die bei Überflutungen durch verschmutztes Wasser übertragen werden, können für Kinder schnell lebensgefährlich sein." Auch könne der Körper eines Kindes Hitze schlechter regulieren.
Durch die Klimakrise würden Wetterextreme wie Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen häufiger und heftiger, betont die Unicef-Sprecherin und erklärt:
In vielen Ländern der Welt dauert der Kampf gegen Hunger an, auch in Kenia.17.10.2024 | 2:03 min
Kinderrechte: Organisation warnt vor kommenden Jahren
Angesichts der aktuellen Lage warnt Unicef deshalb auch vor den kommenden Jahren: "Die Zukunft der Kindheit hängt in der Schwebe, wenn die Kinderrechte in einer sich rapide verändernden Welt nicht dringend besser geschützt und umgesetzt werden", heißt es in einer Pressemitteilung zu einem aktuellen Bericht des Kinderhilfswerks.
Vor allem mit Blick auf den Klimawandel sieht die Organisation Handlungsbedarf. Setzten sich aktuelle Trends fort, würden 2050 im Vergleich zu den zweitausender Jahren achtmal so viele Kinder extremen Hitzewellen, dreimal so viele Kinder extremen Flussüberschwemmungen und fast doppelt so viele Kinder extremen Waldbränden ausgesetzt sein.
Kinderrechte: Unicef sieht Regierungen in der Pflicht
Zum 35-jährigen Jubiläum der Kinderrechtskonvention zeigt sich damit vor allem eins: Trotz aller Anstrengungen, die Rechte und den Schutz von Kindern auf der ganzen Welt sicherzustellen, ist es noch ein langer Weg bis zur sorgenfreien Kindheit für alle.
Wie es jungen Menschen in Deutschland geht, ging aus dem letzten Bericht der Bundesregierung hervor.18.09.2024 | 1:20 min
Unicef-Sprecherin Charbonneau sieht dabei in erster Linie die jeweiligen Regierungen in der Pflicht, die UN-Kinderrechtskonvention umzusetzen. Dazu gehöre auch, den Klima- und Umweltschutz voranzutreiben und mehr in Bildung zu investieren. Außerdem sollten Kinder und Jugendliche selbst stärker in die Entscheidungen einbezogen werden, so Charbonneau. Mit Blick auf Deutschland betont sie:
Kinderrechte in das deutsche Grundgesetz aufzunehmen, wäre laut Charbonneau dabei ein wichtiger Schritt.
Quelle: ZDF
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