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Neue Unwetter nach Flut:Spaniens Behörden warnen vor "extremer Gefahr"
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Wenige Tage nach der schweren Flutkatastrophe in Spanien gibt es neue Unwetterwarnungen: Im Süden gilt teils die höchste Warnstufe. Menschen sollen in ihren Häusern bleiben.
Zerstörte Autos, Häuser und Straßen und immer wieder Totenfunde – Nach der Flutkatastrophe in Spanien fühlen sich viele vom Staat im Stich gelassen und die Lage bleibt angespannt.03.11.2024 | 2:02 min
In Spanien ist ein Ende der Tragödie nach den schweren Unwettern vom Dienstag immer noch nicht absehbar. Das Unwetterphänomen "Kalter Tropfen" hält sich weiter über Spaniens Mittelmeerküste auf.
Die höchste Warnstufe Rot rief der Wetterdienst Aemet zunächst bis Sonntagabend für Teile der Provinz Almería in der Region Andalusien ganz im Süden Spaniens aus - Menschen sollen in ihren Wohnungen bleiben. Die Behörden mahnen: "Die Gefahr ist extrem! Reisen Sie nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist!"
Warnungen auch im Katastrophengebiet Valencia
Die zweithöchste Warnstufe Orange galt zudem in Teilen der Region Valencia, unter anderem in der nördlichen Provinz Castellón, wo heftige Regenfälle niedergehen könnten. Am Dienstag, als Aemet zufolge die schlimmsten Unwetter dieses Jahrhunderts über der Region Valencia wüteten, hatte die höchste Warnstufe Rot gegolten. Bisher wurden allein dort 210 Tote geborgen.
Nach den Unwettern steigt die Zahl der Toten auf 211. Unzählige Menschen werden vermisst.02.11.2024 | 1:56 min
Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf 214, wie die Nachrichtenagentur Europapress unter Verweis auf die Regionalregierung in der besonders schlimm getroffenen Mittelmeerregion Valencia berichtete.
Viele Menschen gelten zudem weiter als vermisst - eine offizielle Zahl gibt es nach wie vor nicht, aber einige spanische Medien schreiben sogar von bis zu 2.000.
Auslöser für Flutkatastrophe in Spanien war das Wetterphänomen "Kalter Tropfen" (gota fría) - auch Dana genannt ("depresión aislada en niveles altos", was "isoliertes Tief in hohen Schichten" bedeutet). "Wenn kalte Luft in großen Höhen aus polaren Gebieten südwärts strömt, passiert es manchmal, dass sich nördlich dieser kalten Luft ein Hoch bildet und die kalte Luft wie ein Fettauge auf der Suppe in großen Höhen der Atmosphäre Kreise zieht", erklärt ZDF-Wetterexpertin Katja Horneffer: "Es hat sich ein Höhentief gebildet." Da es in fünf bis zehn Kilometern Höhe liegt, habe es jedoch nicht immer Auswirkungen am Boden.
Dass Höhentiefs vor Spanien oft viel Regen mitbringen, komme im Herbst häufiger vor. Dass die Regenmenge diesmal so extrem war, liege auch am warmen Mittelmeer. Das westliche Mittelmeer sei mit 22 Grad Wassertemperatur etwa zwei Grad wärmer als zu dieser Jahreszeit üblich, daher habe das Höhentief viel Feuchtigkeit aufgenommen, erklärt Horneffer. "Auch wegen des blockierenden Hochs über Mitteleuropa und wegen der Pyrenäen im Norden zogen die Regenwolken nur langsam und brachten daher die Jahressumme an Regen in nur wenigen Stunden."
Dass Höhentiefs vor Spanien oft viel Regen mitbringen, komme im Herbst häufiger vor. Dass die Regenmenge diesmal so extrem war, liege auch am warmen Mittelmeer. Das westliche Mittelmeer sei mit 22 Grad Wassertemperatur etwa zwei Grad wärmer als zu dieser Jahreszeit üblich, daher habe das Höhentief viel Feuchtigkeit aufgenommen, erklärt Horneffer. "Auch wegen des blockierenden Hochs über Mitteleuropa und wegen der Pyrenäen im Norden zogen die Regenwolken nur langsam und brachten daher die Jahressumme an Regen in nur wenigen Stunden."
Unmut in den Dörfern über die Politik
Der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia besuchen am Sonntag die Katastrophenregion rund um die Mittelmeermetropole Valencia.
In den Ortschaften westlich und südlich von Valencia, die am stärksten von den Überschwemmungen vom Dienstag getroffen wurden, hatte sich Unmut über die Politik breitgemacht.
Nach den katastrophalen Überschwemmungen wird das Ausmaß der Zerströrung sichtbarer. Gleichzeitig ist die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung groß.01.11.2024 | 2:26 min
Denn viele der verwüsteten Orte fühlten sich in den ersten Stunden und Tagen nach der Katastrophe völlig alleingelassen mit aufeinander getürmten Autos und Möbeln auf den verschlammten Straßen und ohne Trinkwasser, Lebensmittel, Strom und Telekommunikation.
Mittlerweile fast 4.000 Soldaten im Einsatz
Die Bergungsarbeiten liefen am mittlerweile fünften Tag nach der Katastrophe weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen oder Parkhäusern stellt sich die Suche besonders schwierig dar, da dort das Wasser den Einsatzkräften zum Teil bis zur Brust reicht, wie auf Videos von den Einsätzen zu sehen ist.
Valencia am 18. Oktober
Das Satellitenbild zeigt die Stadt in Spanien vor den starken Regenfällen.
Quelle: AFP
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hatte am Samstag angekündigt, das Militär vor Ort um weitere 5.000 Soldaten aufzustocken und auch 5.000 Polizisten zu entsenden. Bis Samstagabend waren mehr als 3.600 Militärangehörige in den Ortschaften nahe der Großstadt Valencia im Einsatz, wie die spanische Zentralregierung in Madrid verkündete.
Straßen versperrt und mit Schlamm überzogen
Auch dank vieler Freiwilliger ist dort mittlerweile Hilfe angelaufen, und auch die Stromversorgung funktioniert zum großen Teil wieder. Am Samstag waren Tausende von der Stadt Valencia aus organisiert in Bussen in einige der Dörfer gebracht worden - laut Medienberichten waren es teils mehr Helfer, als gebraucht wurden.
Quelle: ZDF
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Quelle: dpa
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