Sommeranfang 2024: Welches Wetter deutet sich im Sommer an?

    Wetterextreme:Sommer 2024: Welches Wetter deutet sich an?

    Katja Horneffer
    von Katja Horneffer
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    Ob Starkregen, kräftige Gewitter oder Tornados - das bisherige Jahr hat bereits zahlreiche Wetterextreme über Deutschland gebracht. So sehen erste Vorhersagen für den Sommer aus.

    Benjamin Stöwe
    Es wird ein trüber und nasser Tag. Während der Osten verhältnismäßig freundlich startet, können sich im Westen zum Nachmittag schwere Schauer und Gewitter bilden. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 16 und 23 Grad.29.05.2024 | 3:01 min
    Mit dem meteorologischen Sommeranfang am 1. Juni und der beginnenden Ferien- und Urlaubszeit ist die Hoffnung auf Sonne und Wärme groß. Wie das Wetter bisher in diesem Jahr war, was sich aktuell über den Sommer 2024 vorhersagen lässt und warum es in diesem Jahr bereits ungewöhnlich viel geregnet hat.

    Wie war das bisherige Wetter in diesem Jahr?

    Die bisherigen Monate in diesem Jahr waren alle wärmer als das Klimamittel. Der April brachte den frühesten heißen Tag mit mehr als 30 Grad: 30,1 Grad wurden bereits am 6. April 2024 in Ohlsbach gemessen. In den Bergen fiel im selben Monat noch mal nennenswert Schnee und zum Monatsende erlitten Pflanzen Frostschäden.
    Zwei gefüllte Eiswaffeln werden von der Hand eines Mannes gehalten.
    Der EU-Klima-Dienst Copernicus hat im April zum 11. Mal in Folge einen Monat mit weltweitem Allzeit-Temperaturrekord gemessen.08.05.2024 | 0:24 min
    Die erste Tropennacht, in der die Temperatur nicht unter 20 Grad sank, gab es am 22. Mai in Berlin-Tempelhof. Obwohl im Februar 2024 die Dürre, die seit 2018 in Deutschland herrschte, vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) für beendet erklärt wurde, schränkt zum Beispiel die Region Hannover bei Temperaturen über 27 Grad erneut ab 1. Juni bis 30. September den Wasserverbrauch zwischen 11 und 17 Uhr ein. Dann dürfen unter anderem Parks, Gärten und Sportplätze nicht mehr mit Grundwasser gewässert werden.

    Wo gab es bereits Regen-Rekorde?

    Dabei wurden 2024 bereits diverse Allzeitrekorde für Tagesniederschlagsmengen gebrochen, zum Beispiel am 2. Mai mit 84,5 Liter pro Quadratmeter in Bad Neuenahr-Ahrweiler, am 21. Mai mit 91,9 Liter pro Quadratmeter in Pommelsbrunn-Mittelburg.
    Starke Gewitter, mindestens fünf Tornados, Starkregen und Hagel: Schon das Frühjahr brachte Wetterextreme, die bislang eher den Sommermonaten vorbehalten waren.
    Bayern, Berching: Anwohner des Ortsteils Wackersberg reparieren ein durch starken Wind beschädigtes Dach.
    In Teilen Deutschlands hat es im April heftig gestürmt. Vermutlich ein Tornado beschädigte in der Oberpfalz mehrere Häuser.05.04.2024 | 1:15 min

    Warum gab es bereits viele Wetterextreme?

    Es sind die Strömungsmuster, die eine fatale Balance zwischen extremer Dynamik und lethargischer Statik bedingen. Statisch zum Beispiel war das blockierende Hoch über Skandinavien, das sich dort im Mai für zwei Wochen einnistete. Tiefs vom Atlantik mussten ausweichen und taten das in unschöner Regelmäßigkeit über Westeuropa.
    Wir hier in Deutschland lagen genau an der Grenze: In Norddeutschland dominierten daher oft Sonne, Ostwind und zum Teil Wärme. Über Süddeutschland entwickelte sich seit dem 12. Mai ein kleines Tief nach dem anderen, das jeweils in aufreizender Langsamkeit nordwärts oder nordwestwärts zog.
    Vor diesen Tiefs bildeten sich oft Konvergenzlinien: Ostwind trifft auf Südwestwind, wo sie sich treffen, wird die Luft gezwungen aufzusteigen - kräftige Gewitter entwickeln sich, schnell und dynamisch. Sie ziehen nur so gut wie gar nicht. Daher laden sie örtlich eng begrenzt sehr viel Regen ab, das erklärt die Allzeitrekorde bei den täglichen Niederschlagssummen im Mai.
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    Wie entstehen tropische Wirbelstürme und welche Auswirkungen hat die Erwärmung der Weltmeere auf die Zerstörungskraft von Hurrikans? Özden Terli erklärt die Zusammenhänge.10.05.2024 | 0:38 min

    Wie sehen die ersten Wettervorhersagen für den Sommer aus?

    Vorerst geht es wechselhaft weiter. Um Aussagen für den ganzen meteorologischen Sommer - also die drei Kalendermonate Juni, Juli und August - zu treffen, erstellt der Deutsche Wetterdienst saisonale Klimavorhersagen. Für den Sommer 2024 schätzt er selbst die Aussagekraft dieser Prognosen für den Norden und Westen allerdings als eher gering ein.
    Dennoch erwartet der DWD in ganz Deutschland und mit höherer Verlässlichkeit im Süden und Südosten - besonders in Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg - einen Sommer, der wärmer ausfällt als das Klimamittel der Jahre 1991 bis 2020. Dieses Klimamittel liegt bei 17,6 Grad.
    Wettermoderator Özden Terli, Wettermoderatorin Christa Orben und Wettermoderatorin Dr. Katja Horneffer
    Die Wettervorhersage aus der 19 Uhr-heute-Sendung29.06.2024 | 1:18 min
    In Bezug auf den Niederschlag ist die saisonale Klimavorhersage noch weniger verlässlich: Am wahrscheinlichsten ist wohl ein normaler oder leicht zu feuchter Sommer. Das deutschlandweite Klimamittel der Jahre 1991 bis 2020 für den Sommer liegt bei 241 Liter pro Quadratmeter.
    Derzeit deutet sich für Deutschland eher ein warm-feuchter Sommer an, genauer lässt sich das in etwa einem Monat sagen. Zum Monatswechsel Juni/Juli stellt sich oft eine Wetterlage ein, die für viele Wochen bestand hat. Sommerextreme im Klimawandel - und dass diese immer rascher aufeinander folgen - darauf werden wir uns auch hier in Deutschland einstellen müssen.

    Das El-Niño-Phänomen im Südpazifik schwächt sich ab, es könnte bis zum Jahresende sogar ins Gegenteil umschlagen. La Niña wird dieses Phänomen bezeichnet, wenn die Wassertemperaturen im Pazifik vor der Küste Südamerikas deutlich niedriger als normal sind. Gleichwohl sind zurzeit die Meeresoberflächentemperaturen global wie auch im Nordatlantik seit April 2023 auf Rekordkurs. Das bedeutet, Regen fällt häufiger in Form von Stark- und Dauerregen.

    Beides, also sinkende Wassertemperaturen im Südpazifik und hohe Wassertemperaturen im Nordatlantik, deutet auf eine starke Hurrikansaison hin, wie die US-amerikanische Wetterbehörde NOAA kürzlich vorhersagte. Es ist mit mehr und besonders großen Hurrikans zu rechnen. Die Hurrikansaison beginnt am 1. Juni und endet am 30. November.

    Katja Horneffer ist ZDF-Wetter-Expertin und Diplom-Meteorologin.

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