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Smog-Alarm 1985:Als dreckige Luft das Ruhrgebiet lahmlegte
von Ünal Ceniz, Düsseldorf
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Vor 40 Jahren ist im Ruhrgebiet der erste Smog-Alarm Deutschlands ausgelöst worden. Seitdem sind viele Maßnahmen ergriffen worden, um die Luft sauber zu halten.
Vor 40 Jahren, am 18. Januar 1985, wurde im Ruhrgebiet Smog-Alarm Stufe 3 ausgerufen: Schulen schlossen, Fahrverbote traten in Kraft, und die Industrie wurde eingeschränkt.17.01.2025 | 8:05 min
Im Januar 1985 war es frostig im Ruhrgebiet. Zudem wehte kaum Wind. Der Qualm der Autos, Heizungen, Kraftwerke und Industriebetriebe hängte wie eine Dunstglocke über dem Revier. Als sich noch eine Warmluftschicht über die Kälte am Boden schob, wurde der Luftaustausch blockiert: Inversionswetterlage. Smog durchzog den Pott.
... setzt sich aus den englischen Begriffen "fog" (Nebel) und "smoke" (Rauch) zusammen. Smog entsteht bei starker Verschmutzung niedriger Luftschichten, im Winter vor allem durch eine Kombination durch Schwefeldioxid und Staub, erklärt das Umweltbundesamt.
Quelle: Umweltbundesamt.
Quelle: Umweltbundesamt.
Smog im Ruhrpott: Nordrhein-Westfalen zog die Reißleine
Am 17. Januar erreichten die Emissionen bedenkliche Werte für die Gesundheit. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen musste Smog-Alarm der Stufe 1 auslösen. In dieser Vorwarnstufe werden die Bürger gebeten, aufs Autofahren zu verzichten.
Schlechte Luft in den Ballungszentren. Vor allem im Winter leiden die Menschen immer stärker. Im Januar 1985 verhängen die Behörden im Ruhrgebiet nach einem Smog-Alarm erstmals ein umfassendes Fahrverbot. Fast alle Autofahrer halten sich daran.19.01.1985 | 2:03 min
Doch die Lage wurde nicht besser, es kam am nächsten Tag noch schlimmer. Die Luftverschmutzung überschritt weitere Grenzwerte. Der tödliche Feinstaub wollte nicht weichen, die Sicht betrug zum Teil nur wenige Meter.
Erster Smog-Alarm im Ruhrgebiet
Quelle: dpa
Experte: 1985 gab es bereits genug Maßnahmen für saubere Luft
Der damalige NRW-Gesundheitsminister Friedhelm Farthmann (SPD) löste am 18. Januar für das westliche Ruhrgebiet Alarmstufe 3 aus. Das bedeutet: Absolutes Fahrverbot für PKW. Industriebetriebe müssen die Produktion drosseln, Kraftwerke auf schwefelärmere Brennstoffe ausweichen, Schulen bleiben geschlossen.
Die Folgen der Luftverschmutzung waren im Ruhrgebiet lange zu spüren. Vor allem Ältere und Vorerkrankte waren besonders betroffen.
Kinder litten in den 80er Jahren unter der Atemwegserkrankung Pseudokrupp: Das bedeutet Atemnot und bellender Husten. Pfarrer Lothar Lachner und Olaf Reiß aus Essen engagierten sich in einer Elterninitiative. Auch ihre Kinder waren damals krank. Sie wollten, dass die Luftverschmutzung ein Ende hat.
Smog im Ruhrgebiet hatte Pseudokrupp zur Folge
Wie dick und dreckig die Luft damals über dem Revier hing, das haben die Menschen bis heute nicht vergessen. "Es war wie grauer schmutziger Nebel, der unmittelbar überm Kopf hing", sagt Heidelinde Ruth, die damals 40 Jahre alt war. "Hier war ja rundum überall Industrie", erinnert sich Hans Meier, der 1942 in Gelsenkirchen geboren wurde: "Die haben alle ihre Kamine gehabt und den Dampf abgelassen. Dann war der Himmel schwarz."
"Die Luftverschmutzung war vergleichbar mit heutigen Werten in Delhi oder mit anderen stark belasteten Städten", sagt Tamara Schikowski vom Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung.
Eine riesige Wolke aus gefährlichem Feinstaub, Abgasen und Kohlepartikeln bedeckt zur Zeit Teile Nordchinas. Dem krebserregenden Smog seien mehr als 400 Millionen Menschen ausgesetzt, teilte Greenpeace mit. 21.12.2016 | 0:20 min
Die Luft ist seit dem Smog-Alarm im Ruhrgebiet immer besser geworden
Vorschriften zur Rauchgasentschwefelung bei der Industrie, Filter in den Schornsteinen und die Sanierung von Anlagen senkten den Ausstoß von Staub und Schadstoffen ab den 80er Jahren dramatisch ab. Auch Umweltzonen in größeren Städten und Luftreinhaltepläne trugen zur Verbesserung der Luftqualität bei. Moderne Messanlagen gibt es heutzutage zum Beispiel an stark frequentierten Straßen.
... gibt es in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr. Das Umweltbundesamt betont, dass die Grenzwerte in Deutschland seit den 1990er Jahren regelmäßig weit unterschritten werden. Das sei auch auf ergriffene Maßnahmen nach dem Smog-Ereignis im Ruhrgebiet zurückzuführen, wie zum Beispiel der Einbau von Rauchgasentschwefelungsanlagen durch die Industrie.
Seit 1996 ist ein "Luftqualitätsrahmenrichtlinie" in Kraft, in der EU gilt sie einheitlich für alle Mitgliedsstaaten.
Seit 1999 gibt es auch EU-weit einheitliche Grenzwerte für Blei, Feinstaub, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid.
Quelle: Umweltbundesamt
Seit 1996 ist ein "Luftqualitätsrahmenrichtlinie" in Kraft, in der EU gilt sie einheitlich für alle Mitgliedsstaaten.
Seit 1999 gibt es auch EU-weit einheitliche Grenzwerte für Blei, Feinstaub, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid.
Quelle: Umweltbundesamt
Ab 2030 gibt es zudem neue Grenzwerte der EU für alle dicht besiedelten Regionen. Zwar würden die künftigen Grenzwerte bei Schwefeldioxid oder bei Feinstäuben ganz überwiegend heute schon erreicht, sagt Oliver Krischer (Grüne), derzeit Umweltminister in Nordrhein-Westfalen.
Bei Stickoxiden sei das allerdings noch nicht an allen Messstationen der Fall. Immerhin habe sich der Durchschnittswert seit den 80er Jahren mehr als halbiert. Diesbezüglich ist also noch Luft nach oben.
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