Nach Geheimtreffen: Rücktritt beim Verein Deutsche Sprache

    Vorstandsmitglied tritt aus:Sprachverein: Rücktritt nach Geheimtreffen

    |

    Silke Schröder war als Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache bei einem Geheimtreffen von AfD-Vertretern und Neonazis. Jetzt ist sie zurückgetreten.

    Blick auf ein Gästehaus in Potsdam, in dem AfD-Politiker an einem geheimen Treffen teilgenommen haben sollen.
    In diesem Gebäude in Potsdam fand das Geheimtreffen statt. (Archivbild)
    Quelle: epa

    In Folge der Recherche zu einem Vernetzungstreffen radikal Rechter in Potsdam ist beim Verein Deutsche Sprache (VDS) ein Vorstandsmitglied zurückgetreten.
    Silke Schröder sei "mit ihrem Rücktritt einem Vereinsausschluss auf der Vorstandssitzung am kommenden Freitag zuvorgekommen", teilte Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins mit Sitz in Dortmund mit. Sie habe zudem ihre Mitgliedschaft gekündigt.

    Verein distanziert sich von Schröder

    Der Verein hatte sich bereits nach Bekanntwerden des Potsdamer Treffens durch eine Recherche des Medienhauses Correctiv in einer Stellungnahme "von den privaten Tätigkeiten seines Vorstandsmitglieds" distanziert.
    Brandenburg, Potsdam: Jan Lars Redmann (l-r), Manja Schüle, Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Mike Schubert und Carmen Klockow stehen während der Demonstrationen "Potsdam wehrt sich" auf dem Alten Markt.
    In Potsdam, Berlin und Saarbrücken haben Tausende gegen rechts demonstriert. 14.01.2024 | 1:39 min
    In einem Schreiben zu ihrem Austritt, das sie auf der Online-Plattform X, ehemals Twitter, veröffentlichte, kritisierte Schröder die Distanzierung des Vereins deutlich als "inquisitionsartig" und "undemokratisch", bestätigte aber ihre Teilnahme an dem Treffen.
    Der VDS habe übereilt reagiert und damit den Boden für Diffamierungen bereitet. Sie habe als Privatperson eine Privatveranstaltung besucht, sagte Schröder.

    Der 1997 gegründete Verein Deutsche Sprache (VDS) mit Sitz in Dortmund versteht sich als Sprachverein mit dem Ziel, das Deutsche als eigenständige Kultursprache zu fördern. Der umstrittene Verein lehnt das Gendern ab und spricht von einer "Ideologie".

    Er kürt seit 1997 den "Sprachpanscher des Jahres". Die Initiative wendet sich gegen "das unnötige Verdrängen deutscher Begriffe durch Importe aus dem angelsächsischen Ausland". Bahn, Telekom, Evangelische Kirche und Deutscher Fußballbund haben die Negativ-Auszeichnung erhalten - meist wegen der Verwendung von Anglizismen, aber auch wegen der Verwendung von Gender-Sprache.

    Besonders gern legt sich Vereinsmitbegründer Walter Krämer, bis 2018 Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund, mit dem Duden an. Wegen der Aufnahme von Vokabeln wie downloaden oder upgraden, Jobhopping, Moonboots und Sunblocker hat er die Redaktion schon als "große Hure" abgekanzelt. 2021 trat Krämer wegen der Verwendung von Gender-Sprache aus der katholischen Kirche aus.

    Quelle: dpa/KNA

    VDS will "Schaden begrenzen"

    Als Reaktion auf ihren Austritt teilte der VDS-Vorsitzende Krämer mit: "Es ist nun notwendig, den Schaden für den VDS zu begrenzen, der durch die privaten Tätigkeiten von Frau Schröder entstanden ist."
    Der Verein sehe sich als überparteiliche Interessenvertretung für alle, die die Zukunft der deutschen Sprache mitgestalten möchten, betonte er. Radikale Positionen lehne man entschieden ab und wolle weiter dafür Sorge tragen, dass diese nicht im Namen des Vereins vertreten werden können.
    Der Verein widmet sich der Bewahrung der deutschen Sprache in ihrer althergebrachten Form und wendet sich dabei besonders gegen die übermäßige Verwendung von Anglizismen und gegen das Gendern.
    Schüler aus Sachsen-Anhalt sitzen an einem Tisch.
    In manchen Bundesländern ist Gendern an Schulen verboten.29.08.2023 | 1:19 min

    Rechte wollen Menschen aus Deutschland verdrängen

    An dem Treffen in einer Potsdamer Villa hatten im November unter anderem einzelne Funktionäre der AfD sowie einzelne Mitglieder der CDU und der erzkonservativen Werteunion teilgenommen.
    Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass er bei dem Treffen über "Remigration" gesprochen hat.
    Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.
    Quelle: dpa, KNA
    Thema

    Mehr zum Geheimtreffen radikal Rechter