Schleswig-Holstein: Reh Timmi schläft im Wohnzimmer

    Schleswig-Holstein:Reh Timmi schläft im Familien-Wohnzimmer

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    Tagsüber streift Reh Timmi durch die Felder von Dithmarschen in Schleswig-Holstein. Doch abends kehrt er bei der Familie ein, die ihn nach dem Tod seiner Mutter aufgezogen hat.

    Das zwei Jahre alte Reh "Timmy" steht im Wohnzimmer des Hauses, in dem es aufgezogen wurde, aufgenommen am 23.10.2024
    Das zwei Jahre alte Reh "Timmy" steht im Wohnzimmer des Hauses, in dem es aufgezogen wurde.
    Quelle: dpa

    Seit zwei Jahren sucht sich ein Reh im Westen Schleswig-Holsteins einen ungewöhnlichen Schlafplatz: das Wohnzimmer einer Familie. Tagsüber läuft das auf den Namen Timmi getaufte Tier mit Artgenossen auf Dithmarschens Feldern.

    Er sollte ausgewildert werden, aber das hat nicht so geklappt. Timmi wollte nicht.

    Pflegerin von Reh Timmi

    Die frühere Landwirtin kümmerte sich bereits in der Vergangenheit um Tiere. Im Frühjahr 2022 erfuhr sie durch ihren Neffen, der in der Gegend Jäger ist, dass eine Ricke bei einem Wildunfall starb und ein kleines Rehkitz hinterließ.
    Rehkitz Rettung in der Lausitz
    Wenn Rehkitze im Mai und Juni geboren werden, liegen sie oft im hohen Gras. Doch in dieser Zeit mähen viele Landwirte, was für die Kitze lebensgefährlich ist. Der Verein Rehkitzrettung will dem entgegenwirken.21.06.2023 | 1:38 min
    Die Frau nahm sich des etwa eine Woche alten Tieres an, zog es mit Biestmilch auf. "Wir freuen uns, dass er lebt und noch eine Chance bekommen hat", sagte die Frau. "Der Garten ist offen, er kann kommen und gehen, wie er will." Sie stattete Timmi mit einem Transponder aus. Dadurch ist er beispielsweise für Jäger klar zu erkennen und sie weiß stets, wo sich das Reh aufhält.

    Wildbiologe: Tiere in Gruppe aufziehen

    Nach Angaben des Landesjagdverbands gehört die Aufzucht von Rehkitzen nur in professionelle Hände. Wildtiere seien keine Kuscheltiere, Ziel der Aufzucht müsse stets sein, keine enge Beziehung zu Wildtieren aufzubauen, sagte der Wildbiologe Frank Zabel.

    Auch wenn es in der Natur nicht ihrem Sozialverhalten entspricht, sollten Rehkitze nur in der Gruppe und nicht einzeln aufgepäppelt werden.

    Frank Zabel, Wildbiologe

    Andernfalls bestehe die Gefahr, dass sich die Tiere zu sehr an den Menschen gewöhnen und später in der freien Natur nicht mehr zurechtkämen oder gar, im Falle männlicher Rehe, auch mal Menschen angriffen.
    Zabel verwies auf tragische Fälle, in denen Rehkitze von Menschen von Feldern eingesammelt und mitgenommen werden, weil sie dort mit Fieplauten nach ihrer Mutter riefen. "Ab einem gewissen Alter langweilen sich junge Rehe schlichtweg mal, wenn die Mutter unterwegs ist, da sind sie uns Menschen sehr ähnlich", sagte Zabel. Dies dürfe nicht missinterpretiert werden. "Denn das geht nur auf Kosten der Tiere."

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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