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Regretting Motherhood:Wenn Frauen ihre Mutterschaft bereuen
von Leonie Peschke
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Wiebke Schenter liebt ihre Kinder - und bereut doch ihre Mutterschaft. Wie sie damit umgeht und was sie betroffenen Müttern und Frauen, die vielleicht Mutter werden wollen, rät.
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Wiebke Schenter wollte immer Mutter werden. Für sie gab es keine andere Option, auch hinterfragt hat sie diesen Wunsch nie. "Ich hab wirklich einfach geglaubt, ich bin ein Mädchen, ich werde zur Frau, ich werde zur Mutter. Punkt. Keine Diskussion", sagt sie.
Mit 30 Jahren wird sie schwanger, ihre Tochter ist ein Wunschkind. Doch die Zeit nach der Geburt ist hart. Das Baby weint viel und schläft schlecht. Wiebke Schenter macht sich Vorwürfe.
Schenter ist unglücklich. Und wütend auf ihren Mann, der arbeiten gehen kann, während sie mit dem Kind zu Hause sitzt. Doch erst Jahre später, als ihr zweites Kind - auch ein Wunschkind - schon auf der Welt ist, weiß sie, was los ist. Wiebke Schenter bereut nicht ihre Kinder, aber ihre Mutterschaft.
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Studie beleuchtete erstmals "Regretting Motherhood"
Sie ist mit ihrem Empfinden nicht allein. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte erstmals: Auch anderen Frauen geht es wie Wiebke. Die israelische Soziologin Orna Donath befragte für ihre Studie damals 23 israelische Mütter zu ihren Gefühlen gegenüber der eigenen Mutterrolle.
Die Frauen waren sehr heterogen. Was sie vereinte: Sie alle beantworteten die Frage "Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie dann noch einmal Mutter werden, mit dem Wissen, das Sie heute haben?" mit "Nein". Die befragten Frauen sagten von sich, dass sie ihre Kinder liebten. Die Mehrheit hatte sich bewusst für Kinder entschieden.
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Mutterschaft bereuen ist ein Tabu
Anfangs kann sich Wiebke Schenter mit den in Donaths Studie befragten Frauen nicht identifizieren. "Ich habe darauf genau so reagiert, wie heute alle auf mich reagieren, die mit dem Thema noch nie etwas zu tun hatten: 'Oh, Gott, wie kann man denn so etwas sagen?'", erzählt sie.
Es dauert Jahre, bis sie den Gedanken zulassen kann, selbst zu diesen Müttern zu gehören. Für sie ist das Eingeständnis ein Befreiungsschlag. Auch deshalb macht Schenter ihre Geschichte öffentlich. Sie bekommt viel Zuspruch - aber auch Hass-Kommentare. Denn: Mutterschaft zu bereuen ist noch immer ein Tabu, weiß auch Familientherapeutin Juliane Steffen.
Dabei seien ambivalente Gefühle im Hinblick auf Mutterschaft vollkommen normal und in Ordnung, sagt Steffen. "Diese Ambivalenzen kennt jede Mutter", bestätigt Wiebke Schenter. "Jede Mutter hat diese Momente, wo sie sagt: 'Ich schmeiße jetzt alles hin'".
Ambivalente Gefühle innerhalb der Mutterschaft bedeuten nicht zwingend, dass Frauen das Gesamtkonstrukt Mutterschaft bereuen. Wiebke Schenter lässt sie zu - wie auch einige ihrer mehrheitlich weiblichen Follower auf Instagram.
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Äußere, innere und individuelle Faktoren
Die Gründe für das Bereuen sind vielfältig und individuell. Äußere Faktoren sind laut Juliane Steffen zum Beispiel fehlende Unterstützung, die Doppelbelastung durch Arbeit und Familie oder eine unfaire Verteilung der Care-Arbeit.
Eigene Bindungserfahren und Kindheitstraumata, aber auch individuelle Faktoren wie ein hohes Autonomiebedürfnis der Frau könnten ebenfalls Faktoren für "Regretting Motherhood" sein, erklärt die Familientherapeutin. Auch transgenerationale Themen könnten hochkommen, zum Beispiel Verlusterfahrungen, sagt Juliane Steffen.
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Über "Regretting Motherhood" sprechen
Ein Umdenken in der Gesellschaft müsse her, über "Regretting Motherhood" müsse gesprochen werden, um das Tabu zu brechen, fordert Wiebke Schenter. Auf ihrem Instagram-Kanal "piepmadame" will sie jungen Frauen zeigen, dass Mutterschaft nicht immer nur mit Glück verbunden sein muss. "Ich möchte mir nicht vorwerfen, nicht ausgesprochen zu haben, wie Mutterschaft auch sein kann", sagt sie.
"Wenn man offen darüber spricht, kann man Leid abwenden", sagt auch Juliane Steffen. Denn nur dadurch könne man im Vorfeld eine bewusste Entscheidung darüber treffen, ob man wirklich Mutter werden wolle.
Frauen, die schon Kinder haben, ihre Mutterschaft aber bereuen, rät Wiebke Schenter:
- Gefühle anzuerkennen. "Wenn du das Problem benennst und klar aussprichst, dann kannst du erst Lösungen dafür finden", sagt sie.
- Sich klarzumachen: Nicht alle Mütter müssen gerne Mütter sein. "Muttersein ist keine Identität. Das ist eine Tätigkeit. Und die kann man mögen oder nicht mögen"
- Eigene Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das Erfolgsrezept von Schenter und ihrer Familie: Nicht nur zu schauen, was die Mutter in dieser Familie braucht, sondern eben auch darauf schauen, was die Frau braucht.
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