Proteste in Flutregion: Königspaar war wohl Blitzableiter
Proteste gegen spanische Royals:Flutregion: Königspaar war wohl Blitzableiter
von Christina Esselborn
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Das spanische Königspaar ist während des Besuchs in der Flutregion massiv angegegangen worden. ZDF-Royalexpertin Julia Melchior glaubt: Das Paar war nur eine Projektionsfläche.
Bei ihrem Besuch in der überschwemmten Region Valencia wurden König Felipe, Königin Letizia und Premier Sánchez mit wütenden Protesten und Schlammwürfen empfangen.04.11.2024 | 2:03 min
Nach der Kritik wegen der späten Katastrophenwarnung war das Willkommen alles andere als herzlich: Als das spanische Königspaar mit Ministerpräsident Sánchez in der besonders stark betroffenen Gemeinde Paiporta ankam, um sich vor Ort ein Bild von der Unwetterkatastrophe zu machen, trafen sie auf verzweifelte Flutopfer, die ihrer Wut Luft machten. "Mörder", "Haut ab", riefen einige den Besuchern zu.
ZDF-Expertin: Besuch von Letizia und Felipe ist auch gekapert worden
Königshausexpertin Julia Melchior rät zu einer differenzierten Lesart: Die Menschen vor Ort hätten sich allein gelassen gefühlt, weil sie zu spät benachrichtigt worden wären und sehr lange auf Hilfe warten mussten. Der Termin soll aber auch propagandistisch genutzt worden sein, sagt Melchior: aus der separatistischen Ecke und von den Ultrarechten.
Also Menschen, die das als Plattform genutzt haben, um die demokratische Institution zu destabilisieren.
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Julia Melchior, ZDF-Königshausexpertin
... Expertin für europäische Königshäuser. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete sie zunächst bei einer Unternehmensberatung und wechselte dann in die Filmproduktion. Für das ZDF hat sie zahlreiche Dokumentarfilme zu Europas Königshäusern produziert, wie 2019 "Beruf: Königin! Letizia von Spanien".
Seit der Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria 2010 berichtet Julia Melchior für das ZDF live von royalen Großereignissen, wie dem Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II. 2022.
König Felipe und Königin Letizia sind in das Katastrophengebiet gereist und wurden dort von wütenden Bewohnern empfangen. Viele fühlen sich im Stich gelassen.03.11.2024 | 1:25 min
Mit bisher 217 Todesopfern ist es die schlimmste Hochwasserkatastrophe in Europa seit fünf Jahrzehnten. Der Ärger der spanischen Bürger richtet sich vor allem gegen die verspäteten Warnungen der Behörden vor der Überschwemmungsgefahr und die vermeintlich verzögerte Reaktion der Rettungsdienste. Sind König Felipe und Königin Letizia hier stellvertretend gedemütigt und zur Zielscheibe geworden?
Der König hat einfach die sehr schwierige Aufgabe, Schiedsrichter und Moderator zu sein, um das Funktionieren der demokratischen Institutionen zu garantieren. Und diese Rolle hat er wahrgenommen. Aber in dieser Rolle war er auch Projektionsfläche für die Wut dieser verzweifelten Menschen.
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Julia Melchior, ZDF-Königshausexpertin
Felipe und Letizia haben die Spanier schon oft getröstet
Ob nach Terroranschlägen oder in der Corona-Pandemie: Felipe und Letizia haben den spanischen Bürgern schon oft Trost gespendet, sie sind geübt darin. Doch laut Melchior war ihr Besuch in Paiporta der dramatischste Moment in Felipes Regentschaft bisher.
Am Ende gab es aber auch andere Reaktionen als Protest, sagt Melchior. Menschen, die sich entschuldigt haben beim Königspaar, dass die Situation so eskaliert ist.
Am Ende haben sich eine verängstigte und völlig erschöpfte Königin mit Betroffenen im Arm gelegen und sich gegenseitig um Entschuldigung gebeten. Gestern haben König und Königin ihre Rolle als Landesvater und Landesmutter ausgefüllt. Sie tragen keine politische Verantwortung, aber sind für die Menschen da.
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Julia Melchior, ZDF-Königshausexpertin
Die Suche nach hunderten Vermissten geht nach der Flutkatastrophe in Spanien weiter. Mittlerweile ist die Zahl der Toten auf 217 gestiegen. 04.11.2024 | 1:53 min
Die Monarchie ist in Spanien nicht mehr so beliebt
Melchior gibt allerdings auch zu bedenken, dass die Beliebtheit der Monarchie in Spanien in den letzten Jahren abgenommen hat. Viele Skandale haben dazu beigetragen: König Juan Carlos hat sich nach einer illegalen Elefantenjagd und einer außerehelichen Affäre sogar für zwei Jahre ins Exil nach Abu Dhabi begeben.
Außerdem belastete der Finanzskandal rund um seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin die Monarchie. All das beschädigte das Ansehen des Königshauses und der Monarchie in Spanien und es braucht nun frischen Wind, so Melchior. Vor allem fehlte jungen Menschen eine Verbindung zum Königshaus.
Und da spielen jetzt die Töchter von Felipe und Letizia eine ganz große Rolle. Sie rücken zunehmend ins Rampenlicht und nehmen öffentliche Auftritte wahr. Sie sind wie Versprechen für die Zukunft des Königshauses.
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Julia Melchior, ZDF-Königshausexpertin
Letizia und Felipe zeigen Verständnis
Nach ihrem Besuch im Flutgebiet wandte sich der König noch einmal in einer Videobotschaft an die Bürger. Felipe erklärte rückblickend zu den Protesten, er verstehe den Ärger und die Frustration der Flutopfer. Auch Letizia zeigte in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC Verständnis. Das Königspaar gibt sich nach den Protesten volksnah.
Quelle: dpa
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