Ist Prinz William beim Umwelt-Engagement scheinheilig?

    Besuch beim "Earthshot Prize":Ist Prinz William wohltätig oder scheinheilig?

    von Johanna Sethe, London
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    Prinz William ist in dieser Woche für die Verleihung des "Earthshot Prizes" nach Südafrika gereist. Doch auf dem Kontinent sieht man das Engagement von William auch kritisch.

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    Die innovativsten Lösungen für die großen Umweltprobleme unserer Zeit finden und auf den Markt bringen - das ist die Idee des Earthshot Preises. Ins Leben gerufen hat den Preis 2020 der britische Thronfolger, Prinz William.
    Einmal im Jahr werden seither fünf nachhaltige Projekte ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von je einer Million Pfund (etwa 1.202.000 Euro) unterstützt.

    Afrika ist bewusst als Ort gewählt

    Dass die Preisverleihung in diesem Jahr auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet, das ist kein Zufall. Die Wahl des Austragungsortes soll die Anstrengungen und Ideen von afrikanischen Umweltschützern würdigen, weil der Kontinent unverhältnismäßig stark von den Auswirkungen der globalen Klimakrise betroffen ist, wie ein UN-Bericht 2023 zeigte.
    William hatte zudem im Vorfeld seiner Reise seine persönliche Verbindung zum afrikanischen Kontinent betont.

    Afrika hat immer einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt - als Ort, an dem ich als Teenager Trost fand und an dem ich meiner Frau einen Heiratsantrag machte.

    Prinz William, britischer Thronfolger

    Lady Diana war Prinz William ein Vorbild

    Schon Williams Mutter Diana hatte zu Lebzeiten verschiedene Afrikareisen unternommen und ebenfalls Wohltätigkeitsorganisationen auf dem Kontinent unterstützt, etwa eine Organisation zur Entschärfung von Landminen.
    Eine Reise nach Namibia im Jahr 2018 sei für ihn dann die Inspiration dafür gewesen, den Earthshot Preis ins Leben zu rufen, so William.
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    Der Prince of Wales engagiert sich schon lange für Umweltschutz. 2001 studierte er nicht nur Kunstgeschichte, sondern auch Geographie und schrieb seine Abschlussarbeit über Korallenriffe im Indischen Ozean.

    An Prinz Williams Engagement gibt es auch Kritik

    Seit 2005 ist er Schirmherr des Tusk Trusts, einer britischen Wohltätigkeitsorganisation, die sich für den Schutz von Wildtieren in Afrika einsetzt. Immer wieder macht er sich seither öffentlich für Natur- und Artenschutz stark - etwa in einer ITV Dokumentation, als Redner bei einer Konferenz gegen Illegalen Wildtierhandel, als Geldgeber für Umweltschutzinitiativen.
    Wie sich William mit seinem Engagement als Freund des afrikanischen Kontinents und Kämpfer für eine nachhaltige Welt inszeniert, stieß in den letzten Jahren aber immer wieder auch auf Kritik.
    2017 etwa sorgte William mit der Aussage für Schlagzeilen, dass das Bevölkerungswachstum in Afrika "Wildtiere und Lebensräume unter enormen Druck" setze.
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    Afrika trägt weit weniger zum Klimawandel bei als Europa

    Experten wie die US-Journalistin Eliza Anyangwe werfen dem Thronfolger sogar Scheinheiligkeit vor. Nicht nur wegen seines überdurchschnittlichen CO2-Fußabdrucks auf dem Planeten: Allein im Jahr 2019 hatten die Reisen von William und seiner Ehefrau Kate beispielsweise 11,2 Tonnen CO2 freigesetzt. Das hat die britische Plattform ecoexperts recherchiert.
    Es seien zudem zwei Dinge, die - laut Anyangwe - die Lebensräume von Wildtieren besonders unter Druck setzten:

    Die Bevölkerungsdichte in Großbritannien sei jedoch fünfmal so hoch wie die auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Und von den globalen CO2-Emissionen, die den Klimawandel vorantreiben, verursache Afrika 2022 nur 3,8 Prozent, Europa hingegen 13 Prozent.

    Geht Prinz William zu weit?

    Bei einer Reise nach Tansania im Jahr 2018 hatte Prinz William einen Film über seinen Besuch bei Artenschutzprojekten veröffentlicht, in dem er jedoch kaum lokale Stimmen zu Wort kommen ließ.
    Auch dieses Video gab Anlass zur Kritik. Kaddu Sebunya, Präsident der African Wildlife Foundation, meinte, dass die königliche Familie zwar eine wichtige Rolle spiele, eigentlich aber müssten die afrikanischen Stimmen doch im Vordergrund stehen.

    Die Lösung für den internationalen Wildtierhandel wird von dem ausgehen, was wir vor Ort tun. Und die Führung der Afrikaner ist sehr wichtig.

    Kaddu Sebunya, African Wildlife Foundation

    Der kenianische Ökologe Mordecai Ogada kritisierte damals gegenüber der britischen Tageszeitung "The Guardian": "Selbst jetzt, fast 55 Jahre nach der Unabhängigkeit Kenias, ist der Naturschutz immer noch der einzige Bereich, in dem Prinz William in Kenia hereinspazieren und uns sagen kann, dass er möchte, dass wir dieses oder jenes tun."
    Johanna Sethe ist Redakteurin im ZDF-Auslandsstudio London.

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