Peter Schilling: "Major Tom" als Torhymne für den Fußballfan

    Interview

    "Völlig losgelöst" im Stadion:Peter Schilling über Torhymne: "Absolut irre"

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    "Major Tom" darf auf keiner ausgelassenen Party fehlen, seit Jahrzehnten. Jetzt hebt der Astronaut auch in den Stadien ab. "Absolut irre", sagt Peter Schilling im ZDF-Interview.

    Peter Schilling
    Das Gefühl von "völlig losgelöst" verbindet seit Jahren Generationen. Jetzt sogar als Stadionhymne. Wir haben mit Sänger Peter Schilling über den Erfolg von "Major Tom" gesprochen.11.06.2024 | 9:40 min
    Wir treffen Peter Schilling in seinem Wohnort München - im Unterhachinger Stadion. Mit einem Fußball weiß er umzugehen. Fast wäre er Profikicker statt Musiker geworden. Im Interview erzählt der Musiker, wie überwältigt er ist vom Erfolg seines 80er-Hits "Major Tom (Völlig losgelöst)" bei Fußballfans.
    ZDFheute: Die wenigsten Fans wissen, dass auch Fußball Ihr Ding ist, oder?
    Peter Schilling: Fußball ist für mich ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens. Bis zu meinem 14. Lebensjahr habe ich auch gespielt, leistungsmäßig. Aber mein Herz schlug immer mehr für die Musik.

    Mit 14 habe ich mich dann endgültig dazu entschlossen, nur noch Musik zu machen.

    Peter Schilling

    Zumal ich damals einen Vertrag bekommen habe von Global Records, die damals in Stuttgart waren. Und gleichzeitig den Vorvertrag vom VfB Stuttgart. Aber mir war klar: Fußball fängt an weh zu tun. Ich habe genau gespürt: Da gibt es Grenzen für mich. Ich hätte es vielleicht zu einem sehr guten Viert- oder Drittligaspieler gebracht. Aber wenn ich was mache, dann will ich in der 1. Liga spielen.

    Fußball ist immer eine Leidenschaft geblieben.

    Peter Schilling

    ZDFheute: Und jetzt verbindet sich Ihre Musik mit dem Fußball. Wie fühlt sich das an?
    Peter Schilling: Das ist absolut irre. Das ist surreal. "Major Tom" war ja immer da. Es war ein Grundrauschen um den Song oder auch um meine Person als Künstler. Es kamen Anfragen aus Amerika. Zum Beispiel mit "Atomic Blonde" mit Charlize Theron, "Deutschland 83", "Umbrella Academy" oder "Breaking Bad" und wie die ganzen Serien alle hießen. Nur jetzt explodiert das Ganze.

    Also sehr viele Wünsche habe ich nicht mehr im Leben, muss ich ehrlich sagen. Das ist so überwältigend für mich, dass ich also nur Danke sagen kann an die Fans, die das möglich gemacht haben.

    Peter Schilling

    Peter Schilling
    1982 veröffentlicht Peter Schilling seinen Welthit “Major Tom“. Dieser ist nun auch offizielle und neue Torhymne des DFBs. Damit feiert er sein erfreuliches Comeback ins Stadion.10.06.2024 | 4:05 min
    ZDFheute: Wie wurde "Major Tom" zur Stadionhymne?
    Peter Schilling: Zuerst war es Tommi Schmitt in seiner Sendung "Neo Ragazzi", der erwähnt hat, das möge doch bitte die Torhymne der Nationalmannschaft werden. Dann hat ein großer Sportartikelhersteller bei uns angefragt, er würde gerne "Major Tom" benutzen für das neue Trikot der Nationalmannschaft. Und nachdem dieser Spot veröffentlicht wurde, hat Max Kirchi, ein Fan, eine Petition ins Leben gerufen. Danach explodierte es, in kürzester Zeit waren 70.000 digitale Unterschriften da.
    ZDFheute: Und dann singen tatsächlich Tausende den Titel im Stadion.
    Peter Schilling: Diesen Moment werde ich ganz sicherlich nie vergessen. Es war Maximilian Mittelstädt, der diesen wunderbaren Schuss losgelassen hat, der genau gepasst hat. Und ich habe mich erstmal als Fußballfan gefreut und habe dann eine Sekunde gebraucht, bis ich hörte, die Fans im Stadion singen jetzt gerade "Völlig losgelöst".

    Da bin ich sehr nah am Wasser gestanden. Das ist wie für einen Fußballer, wenn er einen Pokal in den Händen hält. So ist das für mich eine unfassbare Auszeichnung gewesen, dass die Fans das alles so wollen.

    Peter Schilling

    ZDFheute: Danach durften Sie sogar Mittelstädts EM-Nominierung bekanntgeben.
    Peter Schilling: Das ist eine große Ehre für mich. Und ich wünsche mir, dass er Torschützenkönig bei der EM wird. Also Maxi: Do it again!

    Peter Schilling im Deutschen Museum
    Quelle: dpa

    Mit seiner Pop-Hymne "Major Tom" hat sich Peter Schilling 1982 unsterblich gemacht. Der Nummer-eins-Hit schaffte es sogar in die Top 20 der USA. Pierre Schilling, wie der Sänger und Songwriter bürgerlich heißt, wurde 1956 in Stuttgart geboren. Er schrieb zunächst Titel für andere Sänger wie Jürgen Drews und versuchte sich selbst als Schlagersänger, bevor er schließlich bei einem Label sein Album "Fehler im System" veröffentlichte - und "Major Tom" als Single ausgekoppelt wurde. Die ganz große internationale Karriere platzte, als er Ende der Achtziger Jahre seinen Plattenvertrag wegen Burnout selbst kündigte. Danach produzierte er weitere Alben und hatte Auftritte in kleinerem Rahmen, doch an den alten Erfolg konnte er nie wieder anknüpfen. "Major Tom" ist seit Jahrzehnten ein beliebter Partyhit. Jetzt als Stadionhymne hebt er noch einmal ganz groß ab.

    ZDFheute: Was denken Sie: Warum fahren die Fans auf "Major Tom" so ab?
    Peter Schilling: Es ist einfach das Thema Weltall, es ist das Thema "Völlig losgelöst". Es ist ein Lebensgefühl, ein Freiheitsgedanke, ein Wunsch, der instinktiv in uns Menschen tief verankert zu sein scheint. Über Generationen.
    ZDFheute: Können Sie sich noch an die Entstehungsgeschichte des Songs erinnern?
    Peter Schilling: Es war 1969 im Kino: Stanley Kubricks "Odyssee im Weltraum". Das war der Ursprung. Dieser Film war und ist einzigartig. Er hat die Ruhe des Weltalls vermittelt. Ich habe mich da hineinversetzt gefühlt und wusste, ich werde irgendwann einen Song über das Weltall schreiben. Und dann kam der Moment.
    Das Interview führte Miriam Müller, Redakteurin bei "hallo deutschland".

    DFB erhört Wunsch der Fans
    :"Major Tom" wird Torhymne - aber nicht bei EM

    "Major Tom" wird die neue Torhymne der Fußball-Nationalmannschaft. Bei der Heim-Europameisterschaft im Sommer kommt der Song aber noch nicht zum Einsatz.
    Deutschlands Maximilian Mittelstädt (2.v.l.) jubelt nach seinem Tor zum 1:1 mit den Teamgefährten Antonio Rüdiger (l), Joshua Kimmich (2.v.r.) und Jonathan Tah.

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