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Der Fall Marius Borg Høiby:Stresstest für Norwegens Königshaus
von Sabrina Zimmermann und Sigrid Harms
Krise in Norwegens Königsfamilie:Fall Borg Høiby: Wie konnte das passieren?
von Laura Schäfer
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Die schweren Vorwürfe gegen Marius Borg Høiby halten Norwegen in Atem. Wir nähern uns der Frage: Was ist schiefgelaufen im Leben des ältesten Sohns von Kronprinzessin Mette-Marit?
Ein Bild aus Zeiten, als Marius (M.) noch häufiger mit der Königsfamilie auftrat: 2016 feierte er das 25. Thronjubiläum von König Harald von Norwegen.
Quelle: Imago
In einem Frack im Miniformat geht der Vierjährige über den roten Teppich. Mit großen Augen guckt er sich um. Es ist das erste Mal, dass die Augen der Weltöffentlichkeit auf Marius Borg Høiby liegen. Das war 2001 und der Anlass ein schöner: die Hochzeit seiner Mutter Mette-Marit mit dem norwegischen Kronprinzen Haakon. Gut 23 Jahre später ist der Grund ein anderer, denn dem jungen Mann werden schwere Straftaten vorgeworfen.
Der vierjährige Marius bei der Hochzeit seiner Mutter Mette-Marit mit Kronprinz Haakon von Norwegen am 25. August 2001 in Oslo
Quelle: Imago
Die Staatsanwaltschaft Oslo wirft Marius Borg Høiby mehrere Sexualstraftaten vor - die Zahl wächst nahezu täglich: Körperverletzung, Sachbeschädigung und Bedrohung einer Person. Die letzten drei Delikte gab der 27-Jährige zu, den Rest bestreitet er. Zuletzt saß Marius eine Woche in Untersuchungshaft, ist mittlerweile wieder frei. Um zurückzukehren in den Schoß der Königsfamilie, in der er groß geworden ist, zu der er aber nie wirklich gehörte.
Marius Borg Hoiby - der erste Stiefsohn eines norwegischen Kronprinzen
Als Kronprinz Haakon im August 2001 die bürgerliche Mette-Marit heiratet, wird er zu Marius' Stiefvater. So etwas gab es noch nie, erinnert sich Königshaus-Expertin Julia Melchior im Gespräch mit ZDFheute.
Sie haben sich alle - das Königspaar als Stief-Großeltern und Haakon als Stiefvater - sehr bemüht, Marius zu integrieren und keinen Unterschied zu machen.
Julia Melchior, Königshaus-Expertin
Quelle: ZDF/Jana Kay
ist Journalistin, Doku-Filmerin und Expertin für europäische Königshäuser. Für das ZDF hat sie mehrere Royal-Dokumentationen gemacht. 2023 erschien "Mein Mann, der Kronprinz" über die dänischen und norwegischen Thronfolgerpaare. Zudem begleitet Melchior als Expertin ZDF-Übertragungen zu royalen Events, wie "Trooping the Colour".
Auch wenn sich die damals Frischverheirateten kurze Zeit später für eine Weile nach London verabschiedeten, um dort als Patchworkfamilie zusammenzuwachsen, war es keine bürgerliche Familie. Julia Melchior sieht ein großes Problem: "Dieses Kind wurde integriert in eine Königsfamilie, hat aber institutionell und konstitutionell keine Rolle." Dieses Leben sei zwar privilegiert, aber auch ohne Bestimmung.
Mette-Marit hatte "unrealistische Erwartungen" an Marius
Viele Jahre nahmen Mette-Marit und Haakon Marius und die beiden gemeinsamen Kinder, Prinzessin Ingrid Alexander und Prinz Sverre Magnus, mit zu Events im royalen Kalender. Am Nationalfeiertag winkte Marius in Tracht mit Fähnchen auf den Stufen des Palasts, auf offiziellen Bildern der Königsfamilie posierte er neben König Harald und Königin Sonja. Bis 2017.
Da teilte der Palast anlässlich Marius' 20. Geburtstag mit, dass der Sohn der Kronprinzessin ab sofort ein privates Leben führen wolle. Er werde nur dann öffentlich auftreten, wenn dies aus familiärer Sicht nötig sei. Gleichzeitig veröffentlichte Mette-Marit einen langen Brief auf der Homepage des Königshauses und schrieb darin über die schwierige Position ihres Ältesten.
Marius hatte immer eine Rolle, die in der Öffentlichkeit schwer zu definieren war. (..) Die Rolle stellte sich auch für Menschen im privaten Umfeld als schwer zu interpretieren dar.
Mette-Marit, Kronprinzessin von Norwegen
Die Kronprinzessin bekannte eigene "unrealistische Erwartungen", die sie an Marius' Verhalten stellte. Diese seien auch anders gewesen, als jene, die sie an Ingrid Alexandra und Sverre Magnus habe.
Fragen an Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit
Über sieben Jahre später erklärt Marius in einem Statement nach seiner ersten Verhaftung Mitte August, dass er seit Jahren mentale Probleme habe.
Ich leide an mehreren psychischen Störungen, die dazu führen, dass ich während meiner gesamten Erziehung und meines Erwachsenenlebens mit Herausforderungen konfrontiert war und noch immer konfrontiert bin.
Marius Borg Høiby
Die Frage, die sich ZDFroyal-Expertin Julia Melchior stellt, ist: Wie konnte das passieren? Schließlich engagiert sich das Kronprinzenpaar seit Jahren für Jugendliche, um sie vor Drogenmissbrauch zu schützen. Mette-Marit setzt sich viel mit psychischer Gesundheit auseinander.
Sie sind daran gescheitert, Marius auf den richtigen Weg zu bringen.
Julia Melchior, Königshaus-Expertin
Dabei habe die Königsfamilie eine Vorbildfunktion, sie stehe "für ganz bestimmte Werte". Die Expertin wirft zudem die Fragen auf, warum Marius keine richtige Ausbildung habe, keinen anständigen Job, welchen Umgang er pflege: "Da muss man leider die Eltern hinterfragen."
Norwegische Monarchie nicht in Gefahr
Auch wenn durch Marius ein Schatten auf das Königshaus fällt, sieht Julia Melchior den Thron nicht wackeln. König Harald und Königin Sonja seien äußerst beliebt im Volk. Wie die beiden vorherigen Generationen folgten sie dem Motto "Alles für Norwegen".
Trotzdem treffe der Skandal "das Königshaus in einer sehr fragilen Lage". Der 87-jährige Monarch hat immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu schaffen. Kronprinzessin Mette-Marit leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit und fällt regelmäßig aus. Königstochter Märtha Louise ist nicht mehr Teil des Königshauses und sorgt mit ihrem Ehemann Durek Verrett in regelmäßigen Abständen für Negativschlagzeilen. Übrig bleibt der Kronprinz.
Seit Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen seinen Stiefsohn hat sich Haakon mehrfach vor Kameras geäußert. Damit komme der künftige König dem Interesse der Bevölkerung "ziemlich gut nach", meint Julia Melchior. "Mehr kann man nicht erwarten. Zumal es laufende Ermittlungen sind."
Ob die norwegische Monarchie doch noch ins Wackeln kommt, bleibt abzuwarten. Sollte Marius all der Vorwürfe gegen ihn schuldig gesprochen werden, drohen im mehrere Jahre Haft.
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