Luisa Neubauer im Interview: Mehr Spaß beim Klimakampf

    Interview

    Umgang mit der Klimakrise:Luisa Neubauer: Veränderung kann überfordern

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    Luisa Neubauer kämpft seit mehr als fünf Jahren für das Klima. Wieso sie mehr Spaß hat als früher, welchen persönlichen Preis sie zahlt und warum die Klimakrise viele überfordert.

    Talk Luisa Neubauer
    Luisa Neubauer ist eine der weltweit bekanntesten Klimaschutzaktivistinnen. Bei "Volle Kanne" spricht sie über ihr Leben und ihre Beweggründe.13.08.2024 | 21:13 min
    ZDFheute: Es heißt oft, die Menschen seien überfordert von der Klimadebatte und davon, sich damit auseinanderzusetzen. Wie gehen Sie damit um?
    Neubauer: Jede Veränderung kann überfordern. Es ist aber nicht so, dass nur der Klimaschutz Veränderungen mit sich bringt. Die größten, radikalsten und chaotischsten Veränderungen kommen, wo Klimaschutz fehlt - durch die Klimakrise. Es ist überfordernd zu wissen: Der nächste Sommer wird kein normaler Sommer werden, weil es überall brennt und zu heiß ist. Weil man meint, das nicht so gut kontrollieren zu können, muss dann der Klimaschutz in gewisser Weise dafür herhalten.

    Es ist auch überfordernd, jeden Tag die Zeitung aufzuschlagen und irgendwo ist eine neue Krise. Das ist in meinen Augen die viel größere Überforderung.

    Luisa Neubauer
    Quelle: dpa

    ... wurde 1996 in Hamburg geboren und ist eine Klimaaktivistin und Publizistin. Sie hat 2020 an der Uni Göttingen ein Studium der Geografie mit dem "Bachelor of Science" abgeschlossen. Neubauer ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Sie ist Mitbegründerin der deutschen Fridays for Future-Bewegung.

    ZDFheute: Gemeinsam mit zwei weiteren Autoren haben Sie einen Klima-Atlas veröffentlicht, übersetzen darin die Klimakrise in Karten und Bildern. Was versprechen Sie sich davon?
    Neubauer: Ich mache mir Sorgen darum, dass Menschen in der Klimadebatte zunehmend gelangweilt sind oder panisch werden. Das ist beides nicht hilfreich. Wir haben uns bezüglich des Atlas' gefragt, was dazwischenliegt. Wir glauben, da liegt ganz viel Schönes, Hoffnungsvolles, auch Ernstes und Humorvolles.
    ZDFheute: Humor ist Ihnen wichtig?
    Neubauer: Weil die Lage so ernst ist, glaube ich, müssen wir einen Weg finden, trotzdem mit Lebensfreude und Interesse und Neugier ranzugehen. Da darf in meinen Augen Humor nicht fehlen.

    Wenn wir Menschen begeistern wollen, sich für Klimaschutz einzusetzen, dann ist Spaß an der Sache ein Argument.

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    ZDFheute: Sie haben auf Borkum gegen die dort geplante Erdgasförderung protestiert. Solche Veranstaltungen können Sie in der Regel nur noch mit Personenschutz besuchen. Haben Sie sich daran gewöhnt?
    Neubauer: Richtig gewöhnt man sich nicht daran. Aber ich muss damit klarkommen, weil es Teil meines Lebens ist. Ich glaube, dass die Tatsache, dass ich das brauche, eher was über die Gesellschaft aussagt, als über mich. Also über einen Teil der Gesellschaft, der gefährlich ist für eine demokratische Zivilgesellschaft.

    Es ist nicht mein Privatproblem.

    ZDFheute: Aber es trifft sie auch privat als Mensch?
    Neubauer: Ja, das ist wahr. Ich finde es skurril.

    Ich arbeite in der Öffentlichkeit und genau diese Öffentlichkeit wird teilweise für mich zur großen Bedrohung. Das ist ein komisches Gefühl.

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    ZDFheute: Um Fridays for Future ist es inzwischen ruhig geworden. Mehr Beachtung finden die Aktionen von der letzten Generation, die kontrovers diskutiert werden. Was meinen Sie, Aktionen, wie den Flugverkehr lahmzulegen, schadet oder nutzt es der Sache eher?
    Neubauer: Es macht strategisch Sinn, eine Form von Aktivismus zu wählen, die mehr Verunsicherung bei der Regierung auslöst als bei der Gesellschaft. Und das trifft die "Letzte Generation" nicht immer. Oder zu selten. Gleichzeitig entsteht der Schaden nicht dort, wo die "Letzte Generation" Klimaaktionen macht, sondern der Schaden entsteht dort, wo die Bundesregierung ihre eigenen Klimaschutzgesetze nicht einhält. Da muss man, glaube ich, wirklich differenzieren. Ich bin immer noch dankbarer über jede Person, die sich einsetzt, als über diejenigen, die kritisierend am Seitenrand stehen.
    ZDFheute: Sie sind jetzt seit über fünf Jahren fürs Klima aktiv. Wie sehen Sie über diese Zeit ihre eigene Entwicklung?
    Neubauer: Ich glaube, ich habe mehr Spaß als früher. Ich habe festgestellt, wenn ich das lange machen will, dann muss ich jeden Tag auch Lust darauf haben. Also lasse ich mich weniger davon beeindrucken, was irgendein wütender Mann als Nächstes über mich im Internet schreiben wird. Dadurch, dass wir uns mehr herausnehmen, Sachen zu machen, auf die wir Bock haben, seien es bestimmte Aktionen oder aber Dinge wie so ein Klima-Atlas, ist meine Arbeit und mein Aktivismus interessanter - und vor allem lustiger geworden.

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    mit Video
    Das Interview führte Sybille Schultz von der Redaktion Volle Kanne, Service täglich.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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