Shitstorm berechtigt? Expertin über Kates Foto-Eklat
Expertin über Kates Foto-Eklat:"Der Palast hat ein Monster genährt"
von Laura Schäfer
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Seit Tagen kennt die britische Presse nur ein Thema: das bearbeitete Foto von Prinzessin Kate. Doch ist der Shitstorm berechtigt? ZDF-Royal-Expertin Julia Melchior klärt auf.
Es war das erste offizielle Foto, auf dem Kate nach ihrer Bauch-OP zu sehen ist. Die Prinzessin hat sich nun dafür entschuldigt – sie hatte das Bild zuvor bearbeitet.11.03.2024 | 1:59 min
Sie lächelten, plauderten mit den Anwesenden und doch wirkten Königin Camilla und Prinz William am Commonwealth Day müde und abgekämpft. Ob Geschehnisse der vergangenen Tage ihre Spuren hinterlassen haben? Gut möglich, denn den Aufruhr in der britischen Presse und den sozialen Medien hat das Königshaus selbst zu verantworten.
Knapp zwei Monate ist es her, dass der Kensington Palast mitteilte, dass sich die Prinzessin von Wales einer Bauch-OP unterziehen musste. Kate werde voraussichtlich bis nach Ostern nicht öffentlich auftreten. Weitere Informationen, wie der Grund für die Operation, wurden nicht veröffentlicht.
Nun passierten in den vergangenen Tagen mehrere Dinge fast gleichzeitig: Prinz William sagte seine Anwesenheit bei der Gedenkzeremonie für seinen verstorbenen Taufpaten und früheren König Griechenlands, Constantin, kurzfristig ab. Dann veröffentlichten mehrere Medien (nicht in Großbritannien) einen Paparazzi-Schnappschuss von Kate mit ihrer Mutter Carole Middleton im Auto.
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Schließlich publizierte der Kensington Palast am vergangenen Sonntag, dem britischen Muttertag, ein Foto der Prinzessin im Kreise ihrer drei Kinder, Fotograf: William höchstselbst. Das Bild ließen die Royals ebenfalls über die größten internationalen Bildagenturen verbreiten.
ZDF-Royal-Expertin: "Dramatisch, dass sich Kate dafür entschuldigen muss"
Das Problem: Der Familienschnappschuss wurde nachträglich bearbeitet, was gegen die Richtlinien der Agenturen verstößt. Daraufhin zogen diese das Bild zurück - und die Hölle brach los. Verschwörungstheorien rund um die Thronfolger-Gattin wucherten ins Unermessliche. Sie wurden sogar in seriösen Medien und im US-TV thematisiert. ZDF-Königshaus-Expertin Julia Melchior zeigt sich entsetzt: "Die Kommunikationsabteilung muss wissen, dass die Bearbeitung des Bildes ein Verstoß gegen die Regeln des Fotojournalismus ist."
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Melchior erklärt, dass die Krise nicht erst mit der Distribution des Fotos begonnen hat. Denn der Hunger vieler Royal-Fans nach mehr Informationen hat bereits mit der offiziellen Verkündung von Kates Operation eingesetzt und der gleichzeitig anderen Kommunikationsstrategie von König Charles'Krebserkrankung. Er zeigte sich seitdem mehrfach öffentlich, nahm Videobotschaften auf. Zu schnell wurde der Rückschluss gezogen, dass die Bevölkerung Anspruch auf eine vergleichbare Informationsdichte bei Kate hat.
"Der König hat eine institutionelle Funktion und die Bevölkerung hat ein Recht darauf, zu wissen, wie es der Staatsspitze geht, weil sie funktionieren muss", sagt Julia Melchior. "Das heißt, man muss wissen, wenn der König seine Aufgaben nicht ausführen kann, weil die Regierungsgeschäfte weiterlaufen müssen."
Die Kennerin spricht von einer "Kommunikationsschwäche" seitens der Palastmitarbeiter, diesen fundamentalen Unterschied in der Öffentlichkeit nicht zu erklären.
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Das makellose Image wird zur Falle
Warum stürzen sich so viele auf die genesende Prinzessin? Julia Melchior hat eine einfach Erklärung: "Kate ist eine Superwoman." Die Mutter dreier Kinder hatte sich wenige Stunden nach jeder Geburt perfekt gestylt und scheinbar mühelos der Weltöffentlichkeit vor den Krankenhaustüren präsentiert. Die Kommunikationsstrategie sei damals eine andere gewesen als heute. "Der Palast hat ein Monster genährt, das jetzt gefüttert werden will", resümiert Melchior. "Es ist außer Kontrolle geraten."
Die Royal-Expertin gibt zu Bedenken, dass William und Kate mit ihrer jetzigen PR-Strategie den Maßstab für die künftige Krisenkommunikation setzen. Das bedeutet, dass die Öffentlichkeit auch in Zukunft nicht mit privaten oder gar intimen Details wie Krankheitsdiagnosen rechnen darf.
Dabei müssen die Waleses auch noch ihre Kinder schützen, die selbst einmal betroffen sein könnten. Daher finde sie es richtig, dass die Details nicht veröffentlicht würden. Wenn da dieses PR-Desaster rund ums Familienfoto nicht wäre ...