Hape Kerkeling im Interview: "Es ist und bleibt schlimm"

    Hape Kerkeling bei "Volle Kanne":"Es ist und bleibt schlimm"

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    Im November war Hape Kerkeling zu Gast in der ZDF-Sendung "Volle Kanne". Er sprach auch über den Tod seiner ersten großen Liebe. Hier ein Auszug des Gesprächs.

    Hape Kerkeling bei Volle Kanne Sendung vom 5. November 2024
    Entertainer Hape Kerkeling war am 5. November zu Gast bei Florian Weiss in der ZDF-Sendung "Volle Kanne". 05.11.2024 | 74:12 min
    ZDF: Der wesentliche Teil deines Buches "Gebt mir etwas Zeit" handelt sehr bewegend von einer ersten großen Liebe. Das war Duncan 1987 in Amsterdam.
    Hape Kerkeling: Also ich stelle ganz zu Beginn des Buches ein Kapitel, wo ich erkläre, was meine Verbindung zu Amsterdam ist. Jeder kennt das.

    Du kommst an einen Ort, an dem du noch nie warst und hast das Gefühl, der Ort macht was mit dir. Damals hab ich schon gemerkt, es gibt so eine Nähe zu den Niederlanden. Nicht ahnend, dass eben ein Großteil meiner Vorfahren, sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits, aus dieser Stadt kommen.

    Und da lag es nahe, dass ich dann über eine der ersten großen Lieben, Duncan, und dieses Drama, was wir gemeinsam erlebt haben, schreibe, weil auch das sich in Amsterdam abgespielt hat. Und den Duncan hab ich kennengelernt, als ich 23 war. In einem Club in Amsterdam.
    ZDF: Wie eine Szene aus einem ZDF-Herzkino, es ist an Romantik nicht zu überbieten.
    Kerkeling: Wir waren zwei Jahre zusammen und er hat dann so auf der Hälfte der Strecke erfahren, dass er HIV-positiv ist und das war damals eben ein sicheres Todesurteil. Und das beschreibe ich auch noch mal in diesem Buch, weil ich auch das Gefühl hab, es ist ein bisschen vergessen worden, wie alleingelassen die Menschen damals waren in dieser Pandemie. Und geächtet, vor allem in Deutschland.
    ZDF: Er ist, glaube ich, mit Anfang 30 schon gestorben. Er hat dich ja nicht angesteckt, was ja ein Riesenglück für dein Leben dann war. Wie hast du das damals gedeutet?
    Kerkeling: Ich habe das damals gar nicht gedeutet, damals war das einfach nur schrecklich.

    Aber tatsächlich hat mir auch immer mein Publikum über diese schlimmste Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung hinweggeholfen, wenn ich aufgetreten bin.

    Weil nicht nur ich habe dem Publikum ja was gegeben, sondern da ist auch sehr viel zurückgekommen.
    Hape Kerkeling
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    ZDF: Das hast du parallel gemacht, du hast dich um Duncan gekümmert und bist aber auch immer nach Deutschland gependelt, um eine Radiosendung zu machen, um Fernsehsendungen zu machen und da wusste niemand etwas davon. Das heißt, du musstest hier gute Miene zu einem traurigen Umstand machen.
    Kerkeling: Naja, es wusste ja auch niemand in der Öffentlichkeit, dass ich schwul bin, und insofern habe ich daraus ein Geheimnis machen müssen.

    Es war damals auch schlimm, aber dieses Versteckspiel ist im Rückblick tatsächlich noch schlimmer und ich bin froh, dass ich heute darüber sprechen kann.

    Dass ich darüber schreiben kann und das eben auch stellvertretend für viele andere Menschen tun darf.
    ZDF: Du schreibst, "wenn ich verliebt bin, bin ich peinlich bis kopflos". Ist das heute immer noch so?
    Kerkeling: Ich glaube schon, ja. Am Ende, glaube ich, verändert man sich nicht wirklich. Man bleibt doch immer der Gleiche, auch wenn man so wie ich jetzt auf die 60 zugeht, so wesentlich. Also man hat nicht mehr so schlimme Ausschläge wie vielleicht als 20-Jähriger.
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    ZDF: Wie ging es dann für dich weiter, als Duncan nicht mehr da war? Wie ging dein Leben weiter?
    Kerkeling: Ja, das hat dann erst mal gedauert, bis ich da wieder halbwegs den Tritt gefunden habe. Bei mir ging es dann beruflich ziemlich schnell weiter. Ich bin dann zu Radio Bremen, da haben wir eben die Ausschnitte gesehen, "Total Normal" gemacht, das hat mich dann relativ schnell sehr erfolgreich hat werden lassen.

    Richtig verarbeitet habe ich die Geschichte eigentlich erst jetzt, als ich sie noch mal aufgeschrieben habe.

    Wenn du anfängst, so ein Trauma, das ich da erlebt habe, aufzuschreiben, dann gibst du ihm eine Form und eine Fassung und ich bilde mir ein, dass ich heute damit erwachsener, besser umgehen kann als damals noch. Es ist und bleibt schlimm.
    Das Interview führte ZDF-Moderator Florian Weiss in der Sendung "Volle Kanne" am 5. November 2024.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: ZDF

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