Ranking: Wie es weltweit um die Pressefreiheit steht
FAQ
Lage teils "sehr ernst":Wie es weltweit um die Pressefreiheit steht
von Benno Krieger, Torben Heine (Grafiken)
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Die Freiheit der Presse nimmt angesichts diverser Krisen in mehreren Ländern ab - auch in der EU. Wie sich die Lage für Journalisten weltweit und in Deutschland entwickelt hat.
Pressefreiheit ist ein Grundrecht in demokratischen Ländern – doch sie ist weltweit bedroht. Ein grafischer Blick auf die Arbeitssituation von Journalistinnen und Journalisten.02.05.2024 | 1:11 min
In mehreren Ländern hat sich im letzten Jahr die Lage der Medien- und Pressefreiheit verschlechtert. Auch in europäischen Staaten gab es Rückschritte - trotzdem bleibt die EU laut der nun veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RSF) eine der Weltregionen, in der noch vergleichsweise frei berichtet werden kann.
Wie sich die Situation weltweit entwickelt hat und wie Europa sowie speziell Deutschland abschneiden im Überblick.
Wie steht es um die Pressefreiheit in Deutschland?
Deutschland hat sich in der Rangliste deutlich verbessert und ist von Platz 21 im Vorjahresranking auf Platz 10 gesprungen. Das liegt laut RSF zum einen an schlechteren Werten anderer Länder: So sind in der aktuellen Rangliste beispielsweise Neuseeland, Litauen, Tschechien, Lichtenstein und die Slowakei zurückgefallen und hinter Deutschland gerutscht.
Lage der Pressefreiheit weltweit 2024
ZDFheute Infografik
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Zum anderen sei das auf den Rückgang der Zahl körperlicher Übergriffe auf Medienschaffende in Deutschland zurückzuführen. Während es 2022 mit 103 Übergriffen einen "Negativ-Rekord" gab, zählte RSF im vergangenen Jahr 41 Übergriffe. Allerdings geht RSF von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Übergriffe aufgrund von fehlenden Zeugenaussagen nicht verifiziert werden konnten.
Es gebe "wirklich schwere Angriffe auf die Pressefreiheit, auch in Deutschland, und darum machen wir uns sehr große Sorgen", so Anja Osterhaus, Geschäftsführerin Reporter ohne Grenzen.03.05.2024 | 4:04 min
Wie hat sich die Lage in der EU entwickelt?
Das ECPMF verzeichnete in seinem Report "Media Freedom Rapid Response" in der EU und den Beitrittskandidaten-Ländern deutlich mehr Angriffe gegenüber Journalisten als noch im Jahr zuvor.
Viele Menschen haben bereits Hass und Hetze im Netz erfahren. Laut einer neuen Studie kann dies die Demokratie gefährden, da sich Betroffene weniger an Diskussionen beteiligen. 13.02.2024 | 1:36 min
Medienfeindliche Entwicklungen gibt es innerhalb der EU nach Angaben von Reporter ohne Grenzen vor allem in Ungarn und der Slowakei. Die slowakische Regierung hatte im April angekündigt, den öffentlich-rechtlichen Sender RTVS aufzulösen. Das Land liegt auf Platz 29 und verlor im Ranking zwölf Plätze - mehr als jedes andere EU-Mitglied.
Das Europäische Zentrum für Medien- und Pressefreiheit (ECPMF) wurde als Nichtregierungsorganisation (NGO) in Leipzig 2015 gegründet. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung zu fördern und zu verteidigen.
Seit ihrer Gründung analysiert die Organisation Angriffe auf Medienschaffende in Europa und sammelt diese auf ihrer Webseite. Die Organisation wird unter anderem von der EU-Kommission, dem Freistaat Sachsen und dem Auswärtigen Amt der Bundesregierung gefördert.
Quelle: ECPMF
Weitere Probleme sieht das RSF zudem in Italien, Griechenland und Malta. Zudem stehe in den Ländern der EU-Beitrittskandidaten Bosnien-Herzegowina, Serbien und Albanien unabhängiger Journalismus unter politischem Druck.
Trotz der steigenden Zahl der Angriffe auf Journalisten gilt Europa weiterhin als die Region, in der Journalisten am ehesten frei berichten können. In der Rangliste von Reporter ohne Grenzen liegt seit Jahren Norwegen an der Spitze. Insgesamt sind auf den ersten 13 Plätzen nur europäische Länder zu finden.
Ein regierungskritischer Autor darf im italienischen TV nicht über den Postfaschismus sprechen. Immer wieder nimmt Regierungschefin Meloni Einfluss auf Kultur und Medien.25.04.2024 | 2:48 min
Wo ist die Situation auf der Welt besonders kritisch?
Einige Medienschaffende, die in ihrem Heimatland ihrer Arbeit nicht ohne Risiken nachgehen können, fliehen daher nach Europa. Katrin Schatz vom ECPMF sagt:
Schatz geht "vermutlich von einer vierstelligen Zahl" an Exiljournalisten in Deutschland aus - die meisten Anfragen kommen demnach aktuell aus "Afghanistan, Russland und der Türkei".
Reporter ohne Grenzen stuft die Lage der Pressefreiheit in jedem dieser drei Länder als "sehr ernst" ein. Unter den regierenden Taliban hat Afghanistan in der Rangliste weltweit am zweitmeisten Punkte verloren und steht auf Platz 178 - sogar hinter Nordkorea.
Rangliste der Pressefreiheit weltweit
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Welchen Einfluss haben Kriege auf die Berichterstattung?
Krisen, Kriege und Autoritarismus verschlechtern laut RSF die Lage der Pressefreiheit in vielen Ländern und machen die Arbeit von Journalisten gefährlich. So sind im Nahost-Konflikt seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und den folgenden militärischen Reaktionen nach Angaben von RSF über 100 Medienschaffende getötet worden. Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (RSF), sagt:
Um den Grad der Pressefreiheit in 180 Ländern vergleichen zu können, hat RSF gemeinsam mit einem Expertengremium fünf Indikatoren bestimmt, welche die Situation der Pressefreiheit in einem Land widerspiegeln sollen:
Politischer Kontext (Grad der Medienautonomie, journalistische Vielfalt)
Rechtlicher Rahmen (Informationszugänge, Quellenschutz, Zensurfreiheit)
Wirtschaftlicher Kontext (Möglichkeiten ein Nachrichtenmedium zu gründen)
Sicherheit (Risiken, Zahl und Schwere von Übergriffen)
Die fünf Indikatoren werden in Befragungen ausgewählter Journalistinnen, Wissenschaftler und Menschenrechtsverteidiger in den jeweiligen Ländern sowie auf Grundlage von Erhebungen zur Sicherheit von Journalisten und Medien vor Ort ermittelt. Dadurch wird mittels einer standardisierten Formel ein Punktwert gebildet, aus dem die Rangliste der Pressefreiheit hervorgeht.
Quelle: RSF
In Ecuador sei es ein Drogenkrieg, der die Sicherheit der Menschen und Medien massiv bedrohe und Tausende Tote fordere. In der RSF-Rangliste ist Ecuador um 30 Plätze auf Rang 110 abgerutscht. So sehr habe sich die Lage der Pressefreiheit in keinem anderen Land in der Region verschlechtert, sagt Osterhaus.
Für Negativ-Schlagzeilen sorgte in Ecuador der bewaffnete Angriff auf einen Fernsehsender in der Hafenstadt Guayaquil im Januar. Mehrere Journalisten wurden bedroht und als Geisel genommen. Zuvor war im vergangenen Sommer der Präsidentschaftskandidat und ehemalige Journalist Fernando Villavicencio erschossen worden.
Schlusslicht der Rangliste der Pressefreiheit ist Eritrea. Die Diktatur "unterbindet den freien Fluss" von Informationen "mit großer Härte und Brutalität", meldet Reporter ohne Grenzen.
Die Zahl der Angriffe auf Journalisten ist in Deutschland - laut Studie - seit Corona gestiegen. Die meisten Attacken gab es in Sachsen. Experte Peltz erklärt, wie es dazu kommt.