70 Jahre in Eiserner Lunge: Paul Alexander gestorben
Paul Alexander:70 Jahre in Eiserner Lunge: Polio-Patient tot
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Paul Alexander erkrankte mit sechs Jahren an Kinderlähmung. Über 70 Jahre half eine sogenannte Eiserne Lunge ihm beim Atmen. Nun ist der US-Amerikaner mit 78 Jahren gestorben.
Paul Alexander in der Eisernen Lunge. Seine Krankheit hielt ihn nicht vom Studieren und Arbeiten ab - Alexander war Anwalt.
Quelle: ap
Mehr als 70 Jahre lebte er in einer Eisernen Lunge - nun ist der US-Bürger Paul Alexander tot. Sein Bruder sei im Alter von 78 Jahren gestorben, teilte am Mittwoch Philip Alexander auf Facebook mit.
"Mit schwerem Herzen muss ich mitteilen, dass mein Bruder in der vergangenen Nacht gestorben ist." Laut einem Eintrag auf dem TikTok-Kanal von Paul Alexander war dieser in die Intensivstation gebracht worden, nachdem er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte.
Quelle: Mariam Zuhaib/AP/dpa/Archivbild
Es handelt sich um eine sehr ansteckende Viruserkrankung, die bleibende Lähmungen der Arme oder Beine verursachen oder sogar zu einer tödlichen Lähmung der Atemmuskulatur führen kann. Infizierte können aber auch symptomlos bleiben und so den Erreger unbemerkt weitertragen. In den meisten Fällen sind Kinder bis zu einem Alter von fünf Jahren betroffen.
Früher war Polio weltweit stark verbreitet. Ursprünglich sollte die Erkrankung bis zum Jahr 2000 ausgerottet sein. Durch Impfkampagnen konnte Polio in den meisten Ländern zwar ausgerottet werden. Es kommt aber immer wieder zu Ausbrüchen wie 2013 in Syrien und vor vier Jahren in Nigeria. Aktuell sind Afghanistan und Pakistan die letzten beiden Länder, die gegen eine Ausbreitung kämpfen. In diesem Jahr wurden in Pakistan bisher 64 Fälle bestätigt, im Nachbarland 37.
Das Poliovirus wird hauptsächlich über den Stuhl ausgeschieden und durch sogenannte Schmierinfektionen übertragen. So wird der Erreger beispielsweise durch unsaubere Hände nach dem Toilettengang über Türgriffe weiter verbreitet. Möglich ist auch eine Ansteckung über Tröpfcheninfektion, wenn der Erreger durch Niesen oder Husten in die Luft gelangt.
Der beste Schutz ist eine Impfung bereits im Säuglingsalter. Je nach Alter des Kindes und Art des Impfstoffs sind drei bis vier Impfungen nötig.
Die letzte in Deutschland erworbene Erkrankung durch ein sogenanntes Polio-Wildvirus wurde 1990 erfasst. 1992 wurden zuletzt zwei Fälle aus Ägypten und Indien eingeschleppt. Danach wurden einzelne Polio-Fälle auf den Lebendimpfstoff in der Schluckimpfung gegen die Kinderlähmung zurückgeführt, daher wurde hierzulande 1998 auf einen Impfstoff mit abgetöteten Polioviren umgestellt.
(Quelle: afp)
Mehr als 70 Jahre Leben mit der Eisernen Lunge
Paul Alexander aus Dallas im US-Bundesstaat Texas war im Alter von sechs Jahren an Kinderlähmung (Poliomyelitis, auch 'Polio') erkrankt. Er war seitdem vom Nacken abwärts gelähmt und auf die sogenannte Eiserne Lunge - ein maschinelles Atemgerät - angewiesen. Dabei liegt der Patient mit Ausnahme des Kopfes komplett in einem am Hals abgeschlossenen Hohlzylinder, mit Hilfe von unterschiedlichem Druck wird Luft in und aus den Lungen gepresst.
In dieser Art U-Boot-Zylinder verbrachte Paul Alexander mehr als 70 Jahre. Dessen ungeachtet bewältigte er ein Studium, machte einen Jura-Abschluss und arbeitete in diesem Bereich. Zudem schrieb er ein Buch.
Seit dem Jahr 2000 ist die Kindersterblichkeit um mehr als Hälfte gesunken.13.03.2024 | 1:35 min
Atemtechnik half ihm zeitweise aus der Eisernen Lunge
Der Verstorbene war laut dem Guinness-Buch der Rekorde der Mensch, der am längsten in einer Eisernen Lunge lebte. Er konnte das Gerät demnach zeitweise verlassen, nachdem er eine spezielle Atemtechnik erlernt hatte. Schließlich kehrte er nur noch zum Schlafen in seine eiserne Lunge zurück.
Mit Erfindung der Impfung gegen Kinderlähmung in den 1950er Jahren wurde die Krankheit zurückgedrängt und die Eiserne Lunge auch durch die Erfindung anderer Beatmungsgeräte überflüssig. Berichten zufolge gibt es weltweit nur noch einen Menschen in einem solchen Gerät: die 75-jährige Martha Lillard im US-Bundesstaat Oklahoma.
Vier Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Seltenen Erkrankungen. Bis zu ihrer Diagnose erleben sie oftmals eine lange Leidenszeit. Und Therapien fehlen häufig.