Papst Franziskus besucht elf Tage lang mehrere Länder in Südostasien.
Quelle: dpa
Einmal mehr überrascht
Papst Franziskus. Drei Monate vor seinem 88. Geburtstag startet er zur längsten Auslandsreise seines Pontifikats. Elf Tage ist das katholische Kirchenoberhaupt unterwegs - seine Stationen sind Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Viele Beobachter waren bis zuletzt skeptisch, ob Franziskus die anstrengende Reise antreten wird.
Wiederholt musste er im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen Termine absagen - wie Ende November eine Reise zum Weltklimagipfel in Dubai oder an Ostern den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum. Doch zuletzt zeigte sich Franziskus gut gelaunt und voller Tatendrang. Die aktuelle Reise führt den Pontifex an die "Ränder", von denen er immer wieder spricht, und ist von Gegensätzen und kultureller Vielfalt geprägt.
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Region der Gegensätze
In Papua-Neuguinea und Osttimor herrscht große Armut. Singapur hingegen gilt als globales Finanzzentrum - in dem Stadtstaat wie auch in Indonesien machen die Katholiken nur etwa drei Prozent der Bevölkerung aus. In Papua-Neuguinea liegt ihr Anteil bei etwa 30 Prozent - in dem drittgrößten Inselstaat der Welt leben rund 830 ethnische Gemeinschaften.
Singapur ist ein Schmelztiegel der Kulturen und in Indonesien, dem größten muslimischen Land der Welt, herrscht eine Tradition des respektvollen Miteinanders der Religionen mit einem gemäßigten und toleranten Islam. Allerdings versuchen in der jüngeren Vergangenheit, radikalislamische Strömungen in Indonesien an Einfluss zu gewinnen. Auch ist
Antisemitismus inzwischen weit verbreitet.
Papst wirbt für "Geschwisterlichkeit aller Menschen"
In Indonesien wird Franziskus einmal mehr für seine Idee der "Geschwisterlichkeit aller Menschen" werben. Der Papst ist überzeugt, dass angesichts der zunehmenden Polarisierung in der Welt die moderaten religiösen Kräfte zusammenstehen müssen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Dazu sucht er bei seinen Reisen weltweit Verbündete.
Beim interreligiösen Treffen in Jakarta wird er mit den Vertretern der anderen Religionen eine entsprechende Erklärung unterzeichnen. Ort ist die größte Moschee Südostasiens, die durch einen "Tunnel der Freundschaft" mit der katholischen Kathedrale Jakartas verbunden ist.
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Osttimor - das katholischste Land der Welt
Mit Osttimor besucht Franziskus das katholischste Land der Welt nach dem Vatikan. Fast 98 Prozent der 1,4 Millionen Einwohner sind katholisch. Auch wenn das, von den Philippinen abgesehen, in Asien eine Ausnahme darstellt, gehört die Region für die
katholische Kirche zu den Wachstumsregionen. Aktuell leben elf Prozent der Katholiken in Asien, Tendenz steigend.
Während sein Vorgänger
Benedikt XVI. den Kontinent in seinem Pontifikat nie besucht hatte, kommt Franziskus bereits zum siebten Mal. Das Kirchenoberhaupt will mit der Präsenz vor Ort die Gläubigen und ihre Rolle in den Ländern stärken.
Straffes Programm bei Franziskus-Reise
Auch wenn die katholische Kirche in der Minderheit ist, zeigt sie ein hohes Engagement im Sozial- und Bildungsbereich. Dabei sind die Einrichtungen für alle offen. So unterhält sie in Asien nach eigenen Angaben mehr als 11.000 weiterführende
Schulen mit mehr als 5,8 Millionen Schülerinnen und Schülern. Das sind 20 Prozent mehr Einrichtungen als in Europa und beinahe gleich viele wie in Nord- und Südamerika zusammen.
Das zeigt den Anspruch der katholischen Kirche, auch in der Minderheitenrolle Gesellschaft mitgestalten zu wollen. Dazu wird Franziskus die Gläubigen ermutigen und von den staatlichen Stellen wird er Religionsfreiheit und Handlungsfreiheit für die Kirchen einfordern.
Knapp 33.000 Kilometer Wegstrecke, 16 Ansprachen, vier Länder mit unterschiedlichen Zeitzonen - mit der 45. Auslandsreise will Franziskus noch einmal ein Ausrufezeichen setzen und auch seinen Kritikern signalisieren, dass weiter mit ihm zu rechnen ist.