Opioide: Studie kritisiert Versorgung von Patienten

    Opioide in Deutschland:Studie kritisiert Versorgung von Patienten

    von Dajana Kollig und Maria Christoph
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    In Deutschland werden viele Menschen mit chronischen Schmerzen langfristig mit Opioiden behandelt. Forscher warnen vor dem Suchtpotenzial dieser starken Schmerzmittel.

    Schmerzmittel Fentanyl, Tilidin und Oxycodon verschiedener Hersteller in Form von Tabletten, Tropfen und Pflastern liegen in einer Apotheke auf dem Tisch
    Forscher mahnen zur Vorsicht bei der Verschreibung von starken Schmerzmitteln für Patienten.
    Quelle: dpa

    Viele Patienten bekommen wegen chronischer Beschwerden, wie Rücken- oder Arthroseschmerzen, über Monate oder gar Jahre hinweg Opioide verschrieben. Das zeigt eine neue Studie mit DAK-Versicherungsdaten. Dabei sind Opioide wie Fentanyl oder Morphin starke Schmerzmittel und sollen in erster Linie für die Bekämpfung von Tumorschmerzen oder starken Schmerzen am Lebensende eingesetzt werden. Ein Grund sind starke Nebenwirkungen, darunter eine hohe Suchtgefahr.
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    Frauen erhalten Opioide dreimal so häufig wie Männer

    In Deutschland wird die Langzeitanwendung von Opioiden bei Schmerzen außerhalb der Krebstherapie in der sogenannten "LONTS"-Leitlinie geregelt. Die aktuelle Studie der DAK-Gesundheit hat untersucht, ob sich deutsche Ärztinnen und Ärzte an diese Leitlinie halten.
    Die Studie zeigt, dass bei einem Viertel der Versicherten, die eine Langzeittherapie mit Opioiden erhielten, dies nicht durch die Leitlinie vorgesehen war. Vorwiegend sind es Hausärzte, die Opioid-Medikamente bei chronischen Schmerzen, wie beispielsweise Rückenschmerzen oder Arthrose, verordnen. Und das über einen längeren Zeitraum.
    Etwa 115.000 DAK-Versicherte werden bereits länger als drei Monate mit Opioiden behandelt - etwa die Hälfte von ihnen schon seit über einem Jahr. Frauen bekommen laut der Studie dreimal so häufig Opioide verschrieben wie Männer.
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    Patienten sind schlecht informiert

    Das Forscherteam rund um den Wissenschaftler Jürgen Wasem vom Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen wertete nicht nur Versichertendaten aus, sondern befragte auch 730 Patienten und 422 Ärztinnen und Ärzte. Dabei stellten die Wissenschaftler unter anderem fest, dass Patienten über die Opioid-Therapie schlecht informiert waren und von mehreren Ärzten Rezepte für die Schmerzmittel erhielten - mit der Gefahr des Kontrollverlustes über den Opioidkonsum der Patienten.
    Knapp drei Prozent der Versicherten wiesen einen problematischen Gebrauch auf, betroffen sind vor allem Männer, jüngere Menschen und Personen mit psychischen Problemen. Das Forscherteam fordert deshalb unter anderem, Opioid-Therapien besser zu überwachen.
    Laut Silke Neusser vom Forscherteam der Universität Duisburg-Essen gibt es "eine ganze Reihe von Versorgungsmängeln für diejenigen, die sich in Opioidtherapie befinden." Obwohl laut Leitlinie zur Opioid-Therapie auch zusätzliche Maßnahmen wie Krankengymnastik gehören, würden diese nicht häufig genug angeboten, so Neusser.
    Montage: An der Seite, vor einer Brücke unter der Wald wächst, liegt eine Tablette auf einer spiegelnden Oberfläche.
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    ZDF frontal-Doku zeigt Folgen des Opioidkonsum in Deutschland

    Welche Folgen eine solche Verschreibungspraxis haben kann, hatte ZDF frontal im Herbst gemeinsam mit dem "Spiegel", dem "Standard" und der Schweizer Tamedia-Gruppe sowie internationalen Medien, darunter der "Washington Post", veröffentlicht. Unter dem Titel "World of Pain" hat das Rechercheteam Daten aus zahlreichen Ländern ausgewertet und mit Dutzenden Experten, Wissenschaftlern und Ärzten über den Opioidverbrauch in Europa gesprochen. Deutschland lag laut Studien zwischenzeitlich im Pro-Kopf-Konsum von Opioiden vor den USA.
    In den USA wurde aufgrund der dortigen Opioidkrise bereits 2017 der nationale Gesundheitsnotstand ausgerufen. Hunderttausende fielen in den USA der Sucht zum Opfer, Auslöser war unter anderem eine leichtfertige Verschreibungspraxis von Medikamenten wie "OxyContin" der Firma Purdue Pharma, die 2019 bankrott ging. Die Eigentümerfamilie Sackler besitzt auch in Deutschland und ganz Europa Firmen mit dem Namen "Mundipharma", die weiterhin Oxycodon-Tabletten vertreiben.
    In einem Dokumentarfilm begleitete ZDF frontal Menschen, die über die Verschreibung des Wirkstoffs Oxycodon in die Abhängigkeit geraten sind. Außerdem recherchierte das Team den Einfluss der Familie Sackler in Deutschland.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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