Institut für Zeitgeschichte:Olympia-Attentat 1972: Details widerlegt
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Jahrzehntelang hieß es, die Terroristen des Olympia-Attentats 1972 von München könnten den Polizeieinsatz im TV beobachtet haben. Jetzt ist sicher: Es gab dort keinen Fernseher.
Ein vermummter arabischer Terrorist zeigte sich am 5. September 1972 auf dem Balkon des israelischen Mannschaftsquartiers im Olympischen Dorf der Münchner Sommerspiele. Ein Befreiungsversuch schlug fehl und gipfelte schlussendlich in einem Desaster am Flughafen von Fürstenfeldbruck.
Quelle: dpa
Die palästinensischen Terroristen des Olympia-Attentats von 1972 in München sollen das Geschehen und das Vorgehen der Polizei live im TV mitverfolgt haben: So lautet eine gängige Annahme über die damaligen Geschehnisse.
Doch Forscher haben dies nun als Mythos entlarvt, wie das Institut für Zeitgeschichte München - Berlin bekanntgab. Demnach gab es in dem Apartment in der Münchner Connollystraße 31, in dem die Terroristen israelische Sportler als Geiseln festhielten, gar keinen Fernseher. Dies habe die Auswertung mehrerer Quellen ergeben.
München 1972: Polizeibericht erwähnt weder Fernseher noch Radio
Zwar habe es im Olympischen Dorf Fernsehgeräte gegeben, heißt es. Diese hätten aber vor allem in den Gemeinschaftsräumen gestanden und nicht zur Standardausrüstung in den Schlaf- und Wohnräumen der Männer gehört. Grundrisse des Architekturbüros, das das Olympische Dorf entworfen hatte, zeigten, dass in der Connollystraße 31 keine Fernsehanschlüsse vorgesehen gewesen seien.
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Auch auf den Fotos, die die Polizei vom Tatort gemacht habe, sei kein TV- oder Radiogerät zu sehen. Mehr noch: Auch in einem 25 Seiten langen Bericht der Polizei, der alle Gegenstände im Apartment aufgelistet habe, seien weder Fernseher noch Radio erwähnt.
Forscher: So ist der Mythos entstanden
Die Forscher hätten zudem mehrere Hinweise darauf gefunden, wie diese Erzählung entstanden sei, heißt es weiter. So hätten sich schon damals Sportler, die selbst im Olympischen Dorf vor dem Fernseher gesessen hätten, gefragt, ob die Terroristen die Ereignisse wohl ebenso verfolgen könnten.
Zudem hätten mehrere US-Journalisten von ABC-News berichtet, dass die Polizei in den Kontrollraum des Senders gestürmt sei und zur Abschaltung der Kameras aufgefordert habe. Etwa zeitgleich seien die Polizisten von den Dächern abgezogen worden.
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Den Forschern zufolge war dieser zeitliche Zusammenhang nach Auswertung mehrerer Polizeiquellen allerdings Zufall. Demnach hatte die Polizei die ABC-Journalisten schon vorher mehrfach aufgefordert, die Kameras auszuschalten, da Live-Publikum bei einem solchen Einsatz nicht in ihrem Interesse gewesen sei.
Die Polizisten von den Dächern waren demzufolge abgezogen worden, weil man verhindern wollte, dass die Terroristen diese bei Verhandlungen vor dem Apartment entdeckten.
Kritischer Umgang mit Narrativen gefordert
"Ob die Täter Fernseher hatten oder nicht, hatte vermutlich keinen direkten Einfluss auf die Abläufe", sagt Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte. "Dennoch ist es ein Beispiel für ein sehr populäres Narrativ, das jahrzehntelang schlicht nicht hinterfragt wurde."
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, alles, auch vermeintliche Wahrheiten, zu prüfen und wo immer es geht, mit Quellen zu belegen oder zu widerlegen.
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Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte
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Am 5. September 1972 hatten sich palästinensische Terroristen Zutritt zum Olympiadorf in München, Landeshauptstadt von Bayern, verschafft und waren in das Quartier der israelischen Mannschaft eingedrungen. Sie töteten zwei Israelis, nahmen neun weitere als Geiseln. Mit der blutigen Aktion wollte die Gruppe "Schwarzer September" Gesinnungsgenossen aus der Haft freipressen.
Was dann folgte, war eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen und Pannen. Sie endete in der Nacht in einem komplett missglückten Befreiungsversuch auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck, bei dem alle Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen getötet wurden.
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