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Ortega-Regime in Nicaragua:Linientreue Schönheitskönigin gesucht
von Tobias Käufer
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Der Jubel um Miss Universe Sheynnis Palacios aus Nicaragua, 2023 zur schönsten Frau der Welt gekürt, sorgte in ihrer Heimat für politische Unruhe. Das Regime will eigene Wahlen.
Sheynnis Palacios wurde 2023 die erste Miss Universe aus Mittelamerika - doch das Regime ihres Heimatlandes Nicaragua kritisiert ihre politische Haltung.
Quelle: epa
Als Sheynnis Palacios im November 2023 zur Miss Universe gekürt wurde, feierten die Menschen in Nicaragua den Erfolg ihrer Landsfrau mit Hupkonzerten und spontanen Freudenfeiern.
Weil sie dabei aber nicht die Fahnen der regierenden sandinistischen Partei, sondern in den Nationalfarben blau und weiß schenkten, reagierte das Regime wütend. Denn diese gelten als das Erkennungsmerkmal der Opposition.
Ortega-Regime kritisiert Wahlorganisation
Schnell richtete sich der Zorn des Präsidentenpaares Daniel Ortega sowie dessen Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo gegen Sheynnis Palacios und die Organisatorin der lokalen Miss Nicaragua-Wahl Karen Celebertti. Ihnen warf die Regierung die Unterstützung von Putschplänen vor:
Es folgte das Muster mit der bereits nahezu die gesamte Opposition und unabhängige Presse außer Landes gezwungen wurde. Auf juristische Ermittlungen wegen Vaterlandsverrats folgte die Zwangsausbürgerung Celeberttis. Siegerin Sheynnis Palacios wohnt ohnehin in den USA.
Nicaraguas Präsident Ortega hat vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen Deutschland eingereicht. Er beschuldigt das Land der Beihilfe zum Völkermord in Gaza.08.04.2024 | 1:32 min
Nicaragua soll eigene Schönheitskönigin bekommen
Nun aber plant die Regierung Ortega den nächsten Schritt und will nun eine eigene Schönheitskönigin krönen. Die Veranstaltung wird den Titel "Reinas de Nicaragua" ("Königinnen von Nicaragua") tragen und vom Ministerium für Jugend und "Nicaragua Diseña" organisiert.
Letztere Organisation wird laut lokalen Medienberichten von der Tochter des Präsidentenpaares, Camila Ortega Murillo, geleitet. Somit bleibt die Macht über die Veranstaltung in der Familie.
Ex-Präsidentschaftskandidat Felix Maradiaga, der zeitgleich mit allen anderen aussichtsreichsten Oppositionspolitikern vor den letzten Wahlen zunächst ins Gefängnis gesteckt und später ausgebürgert wurde, sieht im Gespräch mit ZDFheute hinter der Entscheidung ein wiederkehrendes Muster:
Opposition: Regime will keine "unabhängigen Räume"
In der nicaraguanischen Kultur seien Veranstaltungen wie "Miss Nicaragua" von der Jugend weitgehend akzeptiert. "Das Regime ist darauf bedacht, keine von der sandinistischen Propaganda und dem Personenkult um Daniel Ortega unabhängigen Räume zu ermöglichen. Sie sehen Schönheitswettbewerbe eindeutig als etwas an, das sie nicht kontrollieren können, und in ihrer Paranoia ist dies inakzeptabel", so Maradiaga.
Nicaragua wird seit dem April 2018 von Protesten erschüttert, gegen die das sandinistische Regime mit brutaler Gewalt vorging. Demonstranten wurden auf offener Straße erschossen oder zu langen Haftstrafen verurteilt. Tausende Nichtregierungsorganisationen wurden inzwischen verboten, regierungskritische Pfarrer, die demonstrierenden Studenten Schutz vor der Gewalt der Sicherheitskräfte boten, erst ins Gefängnis gesteckt und dann ins Exil verbannt.
Wie es nun mit den Schönheitswettbewerben weitergeht, ist unklar. Es ist denkbar, dass die bei den Sandinisten in Ungnade gefallene Organisation "Miss Nicaragua" nun im amerikanischen Exil eine eigene Veranstaltung organisiert, ähnlich wie es die Exilkubaner erwägen. Sicher scheint nur eines: Die neue "Königin von Nicaragua", die auf staatlichem Wege ermittelt wird, dürfte keine Regierungskritikerin sein.
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