Millionen von Möbelstücken landen jährlich auf dem Sperrmüll. Statt immer knapper werdende Ressourcen zu verwenden, setzt ein dänischer Möbelhersteller auf Materialien aus Müll.
Für mehr Nachhaltigkeit: Möbel mieten oder recyceln statt sie wegzuwerfen.01.04.2025 | 29:45 min
Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 entwickelt die Firma mater Designerstücke aus Massivholz und aus recycelten Stoffen. Abfälle wie Sägespäne, Plastik aus Elektroschrott und Verpackungen werden inzwischen tonnenweise verarbeitet. Mit einem speziell entwickelten Verfahren werden die verschiedenen Müllsorten verschmolzen und erhalten als hochwertige Stühle, Hocker oder Lampen ein neues Leben.
Geschäftsführer Ketil Årdal erklärt im ZDF-Interview, warum er die Zukunft der Möbel in der Kreislaufwirtschaft sieht.
ZDFheute: Was muss sich ändern in der Möbelindustrie?
Ketil Årdal: Das größte Problem sehe ich in unserem übermäßigen Konsum. Wir verbrauchen mehr Ressourcen als wir erzeugen.
Wir verbrauchen mehr Holz, als wir anpflanzen können.
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Wir müssen uns fragen, wie können wir statt neuer Rohstoffe bereits vorhandene nutzen?
Quelle: Björn Lindenblatt
... hat vor drei Jahren die Geschäftführung von Mater übernommen. Zuvor hatte der gebürtige Norweger für einen europäischen Hersteller von Arbeitsmöbeln gearbeitet. Ausschlaggebend für den Wechsel zu dem kleinen dänischen Unternehmen war sein jüngster Sohn: Er wünschte sich, dass sein Vater an einem Ort arbeitet, an dem er zur Erhaltung der Erde beitragen kann.
Der Firmenname "mater" kommt aus dem Lateinischen; er bedeutet "Mutter" - wie Mutter Erde.
ZDFheute: Ihr Unternehmen setzt bereits Abfälle bei der Möbelproduktion ein. Wie fing das an?
Ketil Årdal: Eines der ersten Möbelstücke, die Mater aus Müll entwickelt hat, ist der Ocean Chair. Er wird aus alten Fischernetzen hergestellt.
Man kann sich fragen, warum ist das wichtig, ausrangierte Fischernetze aus dem Meer zu holen? Wenn sie dort unten auf dem Meeresgrund liegen, ruinieren sie die Vielfalt und die Umwelt des Ozeans. Deshalb ist das wichtig.
ZDFheute: Wie kann man sich die Herstellung von Möbeln aus Müll vorstellen und welchen Abfall verwenden Sie?
Ketil Årdal: Wir nutzen etwa zehn Müllsorten, angefangen mit Holzabfällen, die wir selbst bei der Herstellung einiger unserer Möbel erzeugen, über Textilabfälle bis hin zu vielen, vielen Arten von Kunststoffabfällen.
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Dank unserer neuesten technologischen Entwicklung, können wir jegliche Kunststoffabfälle für unsere Möbelproduktion verwenden. Zunächst wird das Plastik - etwa von Elektroschrott - zu kleinen Teilchen, sogenannten Pellets, geschreddert. Diese vermischen wir mit einem Fasermittel; das könnten Sägespäne, Textilabfälle oder Kaffeebohnenschalenreste sein. Anschließend wird die verarbeitete Masse in einer Möbelpresse zu der gewünschten Form gepresst.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass wir in der Lage sind, das Möbelstück nach dem Gebrauch wieder zurückzunehmen.
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Wir zerkleinern das Material erneut und können es dann wieder in unserer entwickelten Maschine verarbeiten - etwa zu einem Stuhl, einem Tisch oder was auch immer. Wir versuchen also ein echtes Kreislaufsystem zu schaffen und die Verwendung neuer Materialien zu vermeiden.
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ZDFheute: Das hört sich sehr komplex an, läuft da immer alles glatt?
Ketil Årdal: Wir haben schon jede Menge Rückschläge einstecken müssen. Wir waren etwa dabei, ein neues Material zu testen, und dann plötzlich, Bumm, ist unsere Technologie völlig verpufft. Und wir hatten nur eine Maschine.
Ich kann Ihnen sagen, da kommt man ganz schön ins Schwitzen, vor allem wenn man an das Geld und die Zeit denkt, die darin stecken.
5,180 t Meeresmüll 2,905 t Bierfässer 2,682 t Plastik aus Elektroschrott 7,211 t Industrieplastikabfälle 11,592 t Mangoholzabfälle 2,169 t Kaffeebohnenschalenreste 3,869 t Aluminium
Insgesamt wurden knapp 36 Tonnen Müll bei Mater zu Möbeln verarbeitet.
ZDFheute: Was sind ihre weiteren Ziele?
Ketil Årdal: Um eine positive Veränderung in der Welt zu erzielen, müssen wir uns vergrößern. Wenn es nach uns geht, wollen wir unsere Firma um das Zehnfache vergrößern.
Man könnte jetzt sagen, das sind doch nur finanzielle Maßnahmen. Nein, es geht um Nachhaltigkeit. Wenn man das, was man tut, nicht wirtschaftlich machen kann, dann wird man keinen Umsatz erzielen. Und ohne Umsatz wird es keine nennenswerten Auswirkungen für die Umwelt geben.
Das Gespräch führte Kristina Klasen.
Quelle: ZDF
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