Seenotrettung: Elf Leichen im Mittelmeer geborgen

    Seenotrettung:Elf Leichen im Mittelmeer geborgen

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    Erneut sind mehrere Tote vor der lybischen Küste geborgen worden. Weil es keine staatlich organisierte Seenotrettung gibt, sind private Initiativen im Mittelmeer unterwegs.

    Boot mit Leichen von Migranten in Leichensäcken
    Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Immer wieder werden Tote geborgen.
    Quelle: Reuters

    Das Rettungsschiff "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" hat elf Leichen im Mittelmeer geborgen. Die Besatzung des Aufklärungsflugzeugs "Seabird 2" hatte die Schiffscrew auf die im Wasser treibenden Körper aufmerksam gemacht.
    Die "Seabird 2" sichtete am Freitag elf Leichen vor der libyschen Küste und am Samstag eine weitere, wie die Organisation Sea-Watch, die das Flugzeug betreibt, am Samstag mitteilte.

    Es ist zu vermuten, dass die Toten Opfer eines bislang unentdeckten Schiffbruchs wurden.

    Sea-Watch

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    Unklar, ob es weitere Leichen gibt

    Laut "Ärzte ohne Grenzen" wurden die Leichname in der Nähe der Insel Lampedusa auf ein Schiff der italienischen Küstenwache überführt. Noch sei unklar, ob es sich bei den geborgenen Leichen um die elf von der "Seabird"-Crew gesichteten Toten handelt, erklärte Sea-Watch.
    Unsicher sei auch, wie viele weitere Leichen sich noch in dem Gebiet befinden. Sea-Watch rief die zuständigen Behörden zu einer großflächigen Suchaktion auf.

    Zur Seenotrettung verpflichtet sind Küstenstaaten, die Such- und Rettungsdienste einrichten und unterhalten müssen, sowie jeder Kapitän und jede Kapitänin, die sich mit ihrem Schiff in der Nähe von in Seenot geratenen Menschen befinden und in der Lage sind, Rettungsaktionen durchzuführen.

    Das Mittelmeer wird sowohl von nationalen Küstenwachen, als auch von der EU-Grenzschutzagentur Frontex stark überwacht. Seit 2014 gibt es jedoch keine expliziten Suchaktionen durch EU-Mitgliedsstaaten mehr. "Die Schwierigkeit ist, dass dieser Wegfall in einer Situation passiert, in der weiterhin ganz viele Menschen über das Mittelmeer flüchten, weil es keine legalen Zugangswege zu Schutz in der europäischen Union gibt", sagt Rechtswissenschaftlerin Marlene Stiller.

    Staatliche Akteure führen zwar noch immer Rettungen durch, ihr Fokus liegt aber mittlerweile eher auf Grenzschutzmaßnahmen. "Wir konnten beobachten, dass staatliche Küstenwachen und die Grenzschutzagentur Frontex in Praktiken involviert sind, die eher noch mehr Risiken schaffen für die Menschen, die bereits in Seenot sind", sagt Stiller. Dazu gehören beispielsweise Pushbacks und Pullbacks, bei denen flüchtende und migrierende Menschen - oftmals gewaltsam - in ein Land, aus dem sie fliehen, zurückgeschoben oder zurückgezogen werden.

    Der Bürgermeister von Lampedusa, Filippo Mannino, kritisierte nach Berichten der Nachrichtenagentur Ansa die Entscheidung der Behörden. Er verstehe nicht, mit welcher Logik die Ausschiffung auf die Insel beschlossen wurde, obwohl bekannt sei, dass die Kapazitäten der örtlichen Leichenhalle begrenzt seien.
    Die Toten ausgerechnet zum Zeitpunkt der Europawahl kämen einer Ohrfeige ins Gesicht Europas gleich, das zu lange die Augen vor dem Problem verschlossen habe.
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    165 Menschen wurden gerettet

    Bevor die "Geo Barents" die Toten an Bord nahm, hatte sie bei zwei Einsätzen insgesamt 165 Menschen aus Seenot gerettet. Diese würden nun auf Anweisung Italiens zum weit entfernten Hafen von Genua gebracht.
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    Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben 2023 mindestens 3.155 Menschen beim Versuch, über diesen Weg Europa zu erreichen. In diesem Jahr waren es demnach mindestens 923, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird.

    Sea-Watch will weiter machen

    Es gibt keine staatlich organisierte Hilfe für Geflüchtete in Seenot. Lediglich private Initiativen halten nach ihnen Ausschau.
    Malta nimmt seit Jahren keine von den Organisationen geretteten Menschen auf, Italien behindert ihre Arbeit durch restriktive Gesetze und das Zuweisen weit entfernter Häfen. Anfang Mai erließt die Flugaufsichtsbehörde zudem ein Verbot für Aufklärungsflüge von nichtstaatlichen Organisationen auf dem Mittelmeer.
    Trotz der Gefahr einer Festsetzung des Flugzeugs habe sich Sea-Watch für eine Fortsetzung der Flüge entschieden.

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    Quelle: epd

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