Japanische Millionen-Spenden fließen ins Fichtelgebirge
Millionen aus Japan:Warum es in Oberfranken Geld regnet
von Renée Severin
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Hohenberg an der Eger erhält regelmäßig Spenden in Millionenhöhe. Dahinter steckt eine Gönnerin aus Japan und eine besondere Beziehung zu der bayerischen Gemeinde.
Kazuko Yamakawa beschenkt Hohenberg mit Millionen. Wegen eines besonderen Stoffs, der hier produziert wird, kam die Japanerin zu Wohlstand. Von dem möchte sie etwas zurückgeben.12.10.2024 | 5:09 min
Eigentlich ist Hohenberg an der Eger ein eher unscheinbarer Ort. Die kleine Gemeinde liegt in Oberfranken, gleich an der tschechischen Grenze. Knapp 1.400 Menschen leben dort. Was diesen Ort aber besonders macht: Hier regnet es Geld aus Japan - gespendet von einer Seniorin aus Tokio.
Japanerin spendet über 20 Millionen
Insgesamt über 20 Millionen Euro hat Kazuko Yamakawa Hohenberg bereits zur Verfügung gestellt. Von dem Geld baute die Gemeinde ein Seniorenhaus und einen Aktivpark. Und Anfang Oktober kam Yamakawa erneut zum Spatenstich angereist, diesmal für neue, altersgerechte Wohnungen - wieder finanziert durch die 82-Jährige.
Was mir gehört, gehört uns allen. Das ist meine Philosophie.
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Kazuko Yamakawa, Multimillionärin aus Japan
Ende 2011 meldete sich Yamakawa das erste mal bei Bürgermeister Jürgen Hoffmann (SPD) und fragte, wofür Hohenberg Geld brauche. "Wir dachten an eine Parkbank oder einen kleinen Park", erinnert Hoffmann sich im Interview mit ZDFheute. Und weiter: "So fünf- bis zehntausend Euro haben wir gedacht, das wäre super." An Spenden in Millionenhöhe habe keiner im Traum gedacht, so Hoffmann.
Hohenberger Firma machte Kazuko Yamakawa reich
Dass Yamakawa ausgerechnet Hohenberg so viel Geld zukommen lässt, ist kein Zufall. "Die Spenden sind eine Art, meine Dankbarkeit zu zeigen", erzählt die Multimillionärin gegenüber ZDFheute. Denn ein hiesiges Unternehmen machte sie überhaupt erst reich.
Ende der 1960er Jahre machte Yamakawa in Belgien Urlaub und entdeckte in einer Boutique ein Tuch der Firma Feiler, die in Hohenberg sitzt und produziert. Wenige Jahre später stellte Yamakawa sich mit ihrem Ehemann bei der Firma vor. Sie wollten die Tücher in Japan vertreiben und groß rausbringen - obwohl sie damals kaum Erfahrung oder Geld hatten.
Japan: Wichtigster Markt für Unternehmen Feiler
Heute ist Japan der wichtigste Markt für Feiler. Laut Unternehmen zeigen Marktforschungen, dass fast jede Japanerin mindestens eins der Tücher besitzt. "Das haben wir natürlich Frau Yamakawa und ihrem Verkaufstalent zu verdanken", sagt Dagmar Schwedt, Gesellschafterin bei Feiler.
Mittlerweile hat Yamakawa die Vertriebsfirma in Japan verkauft, die Beziehung nach Hohenberg aber bleibt bestehen.
Hohenberg an der Eger knapp bei Kasse
Über 30 mal war Yamakawa schon in dem Ort. Sie selbst bezeichnet sich scherzhaft als Hohenbergerin. Die Großzügigkeit scheint für die Unternehmerin selbstverständlich zu sein.
Geld muss richtig eingesetzt werden. Geld muss fließen.
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Kazuko Yamakawa
Für Hohenberg an der Eger ist der japanische Geldregen ein echter Geldsegen. Denn die Gemeinde ist knapp bei Kasse. "Seit 13 Jahren, eigentlich seit ich Bürgermeister bin, haben wir keinen genehmigten Haushalt", sagt Hoffmann. Hohenberg sei finanziell sehr schlecht aufgestellt. Das Seniorenhaus etwa hätte ohne die Spenden nicht gebaut werden können.
Spenden an Bedingungen geknüpft
"Es ist wirklich ein Märchen", meint Miriam Paul. Sie leitet die Tagespflege im Yamakawa-Seniorenhaus. "Ohne Frau Yamakawa hätten wir auch unsere Arbeitsplätze gar nicht." Die Japanerin kommt hier regelmäßig zu Besuch.
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Dass ihre Spenden bisher vor allem älteren Menschen in Hohenberg zugutekommen, hat einen Grund: Kazuko Yamakawa hat ihren Mann selbst gepflegt, würdevolles Altern liegt ihr am Herzen. Aber es gehe auch darum, die Gemeinschaft zu fördern, so Yamakawa - das ist eine ihrer zwei Bedingungen für die Spenden. Die Zweite: Die Stadt dürfen die Projekte nichts zusätzlich kosten.
Bürgermeister für Ende der Spenden
In Hohenberg heißt es übrigens, andere Gemeinden seien schon ein bisschen neidisch auf die Millionenspenden. Unmut gäbe es aber nicht, erzählt Bürgermeister Hoffmann. Wenn es nach ihm geht, soll jetzt übrigens Schluss sein mit dem Geldregen. "Das war ohnehin alles nicht zu erwarten", so Hoffmann.
Da hat er aber wohl noch ein Wörtchen mit Millionärin Yamakawa zu sprechen. "Wenn ich weiter gesund bin und es mir gut geht, würde ich gerne noch was versuchen. Wir werden sehen", sagt sie. Und: Sie sei glücklich, ihr Geld auf diese Weise auszugeben.
Quelle: dpa
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