Tödliche Hitze: Brüllaffen in Mexiko fallen tot von Bäumen
Tödliche Hitze:Brüllaffen in Mexiko fallen tot von Bäumen
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Über Mexiko rollt eine extreme Hitzewelle mit Temperaturen von mehr als 45 Grad. Dutzende Brüllaffen starben. "Sie fielen wie Äpfel von den Bäumen" berichtet ein Wildtierbiologe.
Extrem-Hitze in Mexiko hat dramatische Folgen: Tiere fallen tot von Bäumen
Quelle: imago
Es ist so heiß in Mexiko, dass Brüllaffen tot von den Bäumen fallen. Rund 140 der Primaten wurden seit dem 16. Mai im Golfstaat Tabasco tot aufgefunden, wie die Umweltschutzgruppe Usumacinta mitteilt. Andere wurden von Anwohnern gerettet, darunter fünf, die zu Tierarzt Sergio Valenzuela gebracht wurden. "Sie kamen in kritischem Zustand an, dehydriert und mit Fieber", sagt Valenzuela.
Rettungsteams versorgen die Affen
Veterinäre und Retter gehen davon aus, dass die Hitzewelle, die seit März auch mindestens 26 Menschen das Leben gekostet hat, Dutzende, vielleicht Hunderte Brüllaffen dahingerafft hat. In etwa einem Drittel des Landes wurden am Dienstag Höchstwerte von 45 Grad Celsius gemessen.
In der Stadt Tecolutilla in Tabasco tauchten Rettungskräfte mit fünf Affen in Valenzuelas Tierarztpraxis auf. Die Tiere sind üblicherweise ziemlich einschüchternd. Sie sind muskulös, teils bis zu 90 Zentimeter groß, einige Männchen wiegen mehr als 13,5 Kilogramm. Sie haben wuchtige Kiefer und ein furchterregendes Gebiss, sind aber vor allem für ihr an Löwen erinnerndes Gebrüll bekannt.
Die Retter hätten um Hilfe gebeten und gefragt, ob er sich die Tiere anschauen könne, sagte Valenzuela. Der Tierarzt legte Eis auf die schlaffen, kleinen Hände und Füße der Primaten und verabreichte ihnen Infusionen mit Elektrolyten. Die Tiere scheinen sich auf dem Weg der Besserung zu befinden. "Sie erholen sich. Sie sind aggressiv (...), sie beißen wieder", sagt er. Das sei ein gutes Zeichen.
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Wildtierbiologe nennt weitere Gründe für das Sterben
Doch viele Brüllaffen haben weniger Glück, wie der Wildtierbiologe Gilberto Pozo berichtet. Etwa 138 sterbende oder tote Tiere hat er unter Bäumen auf dem Boden gezählt. Das Sterben begann um den 5. Mai herum und erreichte über das Wochenende seinen Höhepunkt.
Binnen Minuten seien die stark dehydrierten Tiere gestorben. Der Sturz aus Dutzenden Metern Höhe verursache weitere Schäden, die den Affen oft den Rest gäben. Pozo führt die Todesfälle auf eine Reihe von Faktoren zurück, darunter Hitze, Dürre, Waldbrände und Holzeinschlag, der den Affen Wasser, Schatten und Früchte raubt. Doch auch eine Krankheit könne derzeit noch nicht ausgeschlossen werden, sagt er.
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Tierarzt: Affen sollten nicht von Menschen adoptiert werden
Pozo sagt, Anwohner versuchten den Affen zu helfen, denen sie rund um ihre Farmen begegneten. Das sei aber ein zweischneidiges Schwert. Menschen legten Wasser und Früchte aus, um die Brüllaffen zu unterstützen. Sie wollten sich um sie kümmern, insbesondere um die Babyaffen, und sie adoptieren.
Die Tiere müssten rehabilitiert und in die Wildnis entlassen werden. Pozos Umweltschutzgruppe hat deshalb eine Auffangstation für die Tiere eingerichtet. Derzeit befinden sich dort - neben Vögeln und Reptilien - fünf Affen. Die Gruppe versucht, ein Team von spezialisierten Tierärzten auf die Beine zu stellen, das sich um die Affen kümmern soll.
Präsident von Mexiko kündigt Unterstützung an
Mit einiger Verzögerung erkannte auch die mexikanische Bundesregierung das Problem am Montag an. Präsident Andrés Manuel López Obrador erklärte, er habe in sozialen Medien davon gehört. Er beglückwünschte Valenzuela zu dessen Bemühungen und kündigte an, dass die Regierung seine Arbeit unterstützen werde. Doch muss sich der Staatschef auch um die zahlreichen Probleme kümmern, die die Situation den Menschen im Land bereitet.
Bis zum 9. Mai hatten mindestens neun Städte in Mexiko Temperaturrekorde aufgestellt. In Ciudad Victoria im Grenzstaat Tamaulipas wurden etwa 47 Grad Celsius gemessen. Und bei unterdurchschnittlichen Niederschlägen in diesem Jahr trocknen Flüsse und Staugewässer aus. Die Wasservorräte gehen zur Neige. Die Behörden mussten etwa Krankenhäuser und Löschkräfte per Lastwagen mit Wasser beliefern. Niedrige Pegelstände an Wasserkraftwerken haben zu Stromausfällen in einigen Teilen des Landes beigetragen.
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