KI in der Medizin: Wie Künstliche Intelligenz helfen kann

    Medizin der Zukunft mit KI:Wo Künstliche Intelligenz Ärzten helfen kann

    von Annette Kanis
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    Künstliche Intelligenz ist längst in Kliniken und Praxen im Einsatz. In Zukunft könnte sie Ärzte und Pfleger stärker entlasten. Werden Patienten bald von Dr. KI behandelt?

    Künstliche Intelligenz
    KI wird vor allem in der Bildgebung genutzt. Am Universitätsklinikum Essen forscht man an neuen Einsatzmöglichkeiten. Wie KI die Medizin verändert.05.09.2023 | 6:20 min
    KI ist im medizinischen Alltag längst angekommen: Künstliche neuronale Netzwerke und Algorithmen helfen bei der Früherkennung verschiedener Krebsarten, assistieren in Form von Robotik bei Operationen und erleichtern Früherkennung durch spezielle Apps.
    Gerade hier wird sich in Zukunft noch viel mehr tun, weiß Felix Nensa vom Institut für KI in der Medizin (IKIM) am Universitätsklinikum Essen. "Die nächsten zehn Jahre werden ein wilder Ritt und danach wird es verrückt", so umschreibt der Radiologe und Informatiker die vielfältigen Chancen, für Künstliche Intelligenz im medizinischen Betrieb.

    Wo wird KI in der Medizin eingesetzt?

    Er forscht mit seinem Team zum Thema Smart Hospital.

    KI wird uns helfen, die Medizin signifikant zu verbessern.

    Prof. Felix Nensa, Institut für KI in der Medizin (IKIM) am Universitätsklinikum Essen

    Hinzu kommt: Wenn automatisierte Prozesse und Routinearbeiten für das medizinische Personal wegfallen, wenn zeitaufwändige Abläufe durch digitale Hilfe vereinfacht und Therapien optimiert werden, profitieren Arzt und Patient.

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    Mit KI: Hirntumore typisieren ohne Biopsie

    Die Entnahme von Gewebeproben im Gehirn birgt die Gefahr von Komplikationen. Doch Gewebeproben sind bislang notwendig, wenn es gilt, einen Tumor genauer zu bestimmen. Durch eine solche Typisierung kann die Behandlung optimal angepasst werden.
    KI könnte zukünftig Biopsien ersetzen. Durch das Abgleichen von Bilddaten sucht sie nach genetischen Charakteristika des Tumors. "Wir arbeiten daran, diese Mutationen aus den Bildern herauslesen zu können. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend", so Nensa über das Forschungsprojekt.

    Direkt in den Patienten blicken

    Weiteres Szenario: Während der Untersuchung eines Patienten schweben Bilder seines Körperinneren im Raum. Klingt ungewöhnlich, ist aber vielleicht bald möglich dank Augmented-Reality-Brille. Ein Prototyp wird bereits für den Einsatz im Klinikum vorbereitet.
    Eine Frau trägt eine Augmented-Reality-Brille. Mit so einer Brille könnte mit Hilfe von KI ein Arzt quasi ins Körperinnere des Patienten blicken.
    Mit einer Augmented-Reality-Brille könnte der Arzt quasi ins Körperinnere des Patienten blicken.
    Quelle: ZDF

    Christina Schwarz-Gsaxner vom IKIM-Team ist überzeugt, dass KI-gestützte AR-Brillen Untersuchungen künftig erleichtern werden:

    Der Arzt kann den Patienten untersuchen, während er sich die medizinischen Bilddaten in der AR-Brille ansieht, ohne zu einem Monitor zu wechseln.

    Christina Schwarz-Gsaxner, Institut für KI in der Medizin (IKIM)

    Und AR-Brillen können noch mehr, zum Beispiel Operationen simulieren und Untersuchungsmethoden trainieren.

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    Durch KI eine Blutvergiftung früher erkennen

    Im Zusammenhang mit einer Blutvergiftung sprechen Mediziner von der "Golden Hour". "Die goldene Stunde bedeutet, eine Stunde früher erkannt, kann über Leben und Tod entscheiden", erläutert Nensa.
    Das Ziel: eine verbesserte Überwachung auf der Intensivstation, bei der rund um die Uhr Daten erhoben und mit Hilfe von KI ausgewertet werden. Dadurch soll eine drohende Blutvergiftung früher erkannt werden. An der TU Wien wurde eine solche KI entwickelt. Sie schlägt durch Datenanalyse auch passende medizinische Behandlungsschritte vor.

    Forschung und medizinischer Alltag sind teils noch deutlich voneinander entfernt. In manchen Kliniken mangelt es an Digitalisierung, anderen fehlt das Geld und geschultes Personal für den routinemäßigen Einsatz von KI im Klinikalltag. Zwei Drittel der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland forderten in einer Umfrage von 2022 mehr Tempo bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens.

    Die Auswertung von Röntgen- oder MRT-Bildern wird in knapp zehn Prozent der Kliniken von Künstlicher Intelligenz unterstützt. Mit acht Prozent Nutzung sieht es bei Virtual Reality für Trainingszwecke oder im OP-Bereich ähnlich aus. Allerdings sind 71 Prozent der Ärztinnen und Ärzte auch davon überzeugt, dass strenge Vorgaben zum Datenschutz den medizinischen Fortschritt erschweren.

    Quelle: Digitalverband Bitkom und Ärzteverband Hartmannbund

    KI kann Ärzte nicht ersetzen

    KI soll und wird menschliche Expertise in der Medizin nicht ersetzen. Aber sie kann unterstützen und entlasten und Diagnose und Therapie verbessern. "Die Ärzte und Ärztinnen der Zukunft werden Hand in Hand mit KI arbeiten", fasst Julia Schnabel zusammen. Die Professorin für Computational Imaging and AI in Medicine der TU München forscht am Helmholtz Zentrum München und ist überzeugt:

    Ärzte werden viel mehr mit KI lernen, bereits im Studium. Und sie werden lernen damit zu arbeiten.

    Prof. Julia Schnabel, Expertin für KI in der Medizin an der TU München

    Chancen bei KI-gestützter Medizin sieht die Informatikerin nicht nur für Klinik und Praxis, sondern auch für zu Hause: über Apps und bestimmte Sensoren. Frühdiagnostik könnte so bereits vor dem Besuch in der Praxis beginnen. Sie könnte erste Hinweise auf Erkrankungen geben und damit bei der Prävention helfen, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schnabel sieht dadurch Potenzial, das diagnostische Fenster nach vorne zu verschieben, so dass Krankheiten nicht auftreten oder zumindest nicht schlimmer verlaufen.

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