Studie: Wie sich das Vertrauen in Medien verändert

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    Studie der Universität Mainz:Wie sich das Vertrauen in Medien verändert

    von Kai Remen und Michaela Waldow
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    Nach Corona ist das Vertrauen in Medien leicht zurückgegangen. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk aber vertrauen die Menschen nach wie vor. Das zeigt eine neue Langzeitstudie.

    Mikrofone von ARD und ZDF
    Trotz leicht fallender Werte genießt der Öffentlich-rechtliche Rundfunk noch immer hohes Vertrauen in der Bevölkerung.
    Quelle: dpa

    Als Oliver Quiring an diesem Nachmittag in Leipzig die Bühne A der Medientage Mitteldeutschland betritt, hat er Zahlen dabei. Es sind Zahlen, die die Besucher der Medienmesse aufhorchen lassen dürften.
    Der Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Mainz hat gerade eine Studie abgeschlossen, die für Zeitung, Radio, Fernsehen und Onlineangebote mehrere wichtige Fragen behandelt: Welchen Medien vertrauen die Menschen in Deutschland, wo ist das Misstrauen besonders hoch und wie hat sich das in den vergangenen Jahren verändert?
    Screenshot: Oliver Klein
    Das Team von ZDFheuteCheck kümmert sich um Faktenchecks, insbesondere bei Breaking News. Ein Blick hinter die Kulissen mit Faktenchecker Oliver Klein.28.09.2021 | 5:07 min

    Vertrauen geht auf Niveau vor Corona-Pandemie zurück

    Aus Sicht der Medien gibt es direkt zu Anfang eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Das Gesamtvertrauen in Medien ist leicht zurückgegangen. Gaben im Jahr 2022 49 Prozent der repräsentativ Befragten an, den Medien bei wichtigen Dingen eher beziehungsweise voll und ganz zu vertrauen, waren es 2023 nur noch 44 Prozent. Der Anteil derer, die den Medien eher nicht beziehungsweise überhaupt nicht vertrauen stieg, im gleichen Zeitraum von 20 auf 25 Prozent.
    Die gute Nachricht: Das Vertrauen ist damit nicht niedriger als in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Quiring nennt das "verbrauchte Pandemiedividende". Kurzum, während Krisenzeiten verlassen sich Menschen insbesondere auf Informationsquellen, die sie kennen. Ist diese Krise überwunden, steigt die Skepsis wieder an. Dies gelte nicht nur für Medien, sondern auch für andere Institutionen wie beispielsweise die Politik.

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    Vertrauen: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk weiter Spitzenreiter

    Insbesondere den Angeboten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) vertraut aber noch immer der Großteil der Menschen in Deutschland. Erstmals wurde in der Studie auch offen gefragt, welchen Medien die Menschen vertrauen. Die höchsten Werte gab es für: ARD und ZDF. Vergleicht man den ÖRR mit anderen Medienangeboten, liegt das öffentlich-rechtliche TV-Programm auf dem ersten Platz. 64 Prozent halten dies für sehr/eher vertrauenwürdig.
    Wie vertrauenswürdig sind die Medienangebote 2023

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    Bewährtes genießt Vertrauen

    Abzüglich der bei solchen Studien üblichen Fehlertoleranz ist das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme trotz Pandemieende sogar unverändert und steht damit im positiven Gegensatz zum Gesamttrend.
    Vertrauen in öffentlich-rechtliches Fernsehen

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    Auffällig ist zudem, dass gerade die oft totgesagten etablierten Medienformen hohes Vertrauen genießen.

    Trotz starker Nutzung diverser neuer digitaler Medien und Social Media ist das Vertrauen in die etablierten Medien besonders hoch.

    Professor Oliver Quiring, Universität Mainz

    Medienzynismus auf dem Vormarsch

    Trotzdem gibt es auch Zahlen, die Medienmachern zu Denken geben sollten. So steigt der Medienzynismus seit 2020 kontinuierlich an. Das belegen die Zustimmungsergebnisse zu bestimmten Aussagen, die der Forscher und sein Team den Befragten vorgelegt hatten.
    Die etablierten Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren - 23 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage eher beziehungsweise voll und ganz zu. Damit liegt das Misstrauen auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie. Der Vertrauensvorschuss durch die Krise ist aufgebraucht.
    Manipulieren Medien und Politik gemeinsam die Bevölkerung?

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    Ähnliches Bild auch bei der Aussage, die etablierten Medien würden die Meinungsfreiheit hierzulande untergraben:
    Untergraben Medien die Meinungsfreiheit in Deutschland?

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    Skepsis muss nichts Schlechtes sein

    Was muss also aus den Zahlen gelernt werden? Journalismus und Medienangebote wirken oft zu elitär; es muss mehr über die Themen gesprochen werden, die die Menschen betreffen. Es sind bekannte Sätze, die trotzdem nicht minder wahr wären. Für Quiring ist eine gesunde Skepsis aber nichts grundsätzlich Negatives, solange sie nicht destruktiv wird.
    Leidenschaftlicher Diskurs sei gut und in einer demokratischen Gesellschaft wichtig. Auffällig sei, dass gerade in Diktaturen das Vertrauen in Medien vermeintlich bei 100 Prozent liege. Dies könne und solle es in einer vielfältigen Gesellschaft aber gar nicht geben. Das Ziel sei nicht blindes Vertrauen.

    Was bedeutet das für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?

    Lügenpresse, Fakenews, Propaganda - die Liste der Vorwürfe und Beschimpfungen gegenüber den etablierten (nicht nur öffentlich-rechtlichen) Medien ist lang. Auch die Zahl der Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten steigt. In der Rangliste der Pressefreiheit ist Deutschland im vergangenen Jahr um fünf Plätze abgerutscht. Das sei besorgniserregend, so Quiring, Hysterie helfe jedoch nicht. Die Debatte rund um das Medienvertrauen müsse versachlicht werden.

    Die Ergebnisse zeigen: Beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es Reformbedarf, doch der ist kein größerer Grund zur Beunruhigung. Die Reform muss nur glaubwürdig in Angriff genommen werden.

    Prof. Oliver Quiring, Universität Mainz

    Die aktuellen Trends müssten eben auch im Rahmen der gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen werden. So wird den Medien als Institution noch deutlich mehr vertraut als beispielsweise der Kirche oder der Politik. Quiring ist deshalb überzeugt: Es muss sich grundlegender über die Streitkultur unterhalten werden.

    Wir haben eine Debattenkultur entwickelt, die an ihren Rändern entweder sehr empfindlich oder sehr aggressiv ist. Die breite Masse findet sich dort nicht wieder.

    Prof. Oliver Quiring, Universität Mainz

    Eigentlich bezeichnend, dass an diesem Tag auch auf der Bühne A in Leipzig debattiert wird. Über die Fragen, wie Medienvertrauen, Medienbesitz und das Bild von Journalistinnen und Journalisten verbessert werden können. Es ist eine Diskussion, die noch lange nicht zu Ende ist.

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