Vor mehr als eineinhalb Jahre starb ein psychisch kranker Mann während einer Polizeikontrolle in Mannheim. Nun hat vor dem Landgericht der Prozess gegen zwei Polizisten begonnen.
In Mannheim hat ein Prozess gegen zwei Polizisten wegen eines tödlich verlaufenen Einsatzes begonnen.
Quelle: dpa
Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat mehr als eineinhalb Jahre nach einem tödlichen Polizeieinsatz in der Mannheimer Innenstadt der Prozess gegen die beiden beteiligten Beamten begonnen. Die 26 und 27 Jahre alten Polizisten müssen sich seit Freitag vor dem Landgericht verantworten, weil sie Anfang Mai 2022 den Tod eines psychisch kranken Mannes verschuldet haben sollen.
Der 47-Jährige war bei dem gewaltsamen Polizeieinsatz am Marktplatz zusammengebrochen und im Krankenhaus gestorben. Der Mann mit kroatischen Wurzeln litt an einer paranoiden Schizophrenie. "Vorhersehbar und vermeidbar" sei sein Tod gewesen, davon zeigt sich die Staatsanwaltschaft am ersten der bislang acht geplanten Verhandlungstage überzeugt.
Angeklagter: Wollte mich vor Angriffen schützen
Detailreich erinnert sich der ältere der Polizisten an seinen folgenschweren Einsatz. Er ist derzeit vom Dienst suspendiert und muss sich unter anderem wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge verantworten.
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Bei dem Einsatz habe er sich vor allem gegen Angriffe des erkrankten und aggressiven Mannes schützen wollen und mit der Faust mehrfach zugeschlagen, sagte er aus. Mit den gesundheitlichen Komplikationen des Mannes habe er nicht gerechnet, teils pöbelnde Schaulustige hätten ihn auch abgelenkt. "Wenn ich etwas falsch gemacht haben sollte, möchte ich dafür einstehen", sagte er weiter.
Staatsanwaltschaft sieht fahrlässige Tötung
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der Mann zuvor seinen Arzt im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim aufgesucht, weil er seit Jahren an einer paranoiden Schizophrenie litt und sich sein Zustand verschlechtert hatte. Er verließ es allerdings wieder und konnte auch von seinem Arzt nicht zur Rückkehr bewegt werden. Der besorgte Mediziner bat schließlich die beiden Polizisten um Hilfe, weil er Angst vor einer Eigengefährdung seines Patienten hat.
Polizeigewalt: Was die Aufarbeitung erschwert
Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Der 137 Kilo schwere Mann starb, weil er auf dem Boden liegend wegen des Drucks auf den Oberkörper nicht mehr richtig atmen konnte und weil er Nasenbluten hatte.
Aus ihrer Sicht hat der zweite Polizist, ein wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassung angeklagter Polizeihauptmeister, nicht selbst ungerechtfertigte Gewalt angewandt. Er brachte den Mann aber auch nicht in eine Seitenlage. Damit hätte der Tod nach vorläufiger Einschätzung der Rechtsmedizin "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" vermieden werden können, hieß es.
Der 47-Jährige hätte dann freier atmen können.
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Staatsanwaltschaft
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Verteidigung geht von Herzstillstand aus
Die Verteidigung verweist hingegen auf ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten, nach dem der 47-Jährige durch einen Herzstillstand nach einem Kreislaufversagen starb. Die Verteidigerin des 27-jährigen Beamten zeigte sich überzeugt:
Der Prozess wird über die Gutachten entschieden.
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Verteidigerin des 27-jährigen Angeklagten
"Die Gutachten kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen und nun kommt es darauf an, welchem die Kammer folgt", so die Verteidigerin weiter.
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