Maestro-Karte abgeschafft: Das ändert sich bei der Girocard
Ende der Maestro-Karte:Das ändert sich für Bankkunden
von Jan-Ole Kraksdorf
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Der Zahlungsdienstleister Mastercard schafft die Maestro-Funktion ab. Damit ändert sich im Zahlungswesen einiges - wenn auch nur im Hintergrund.
Mit dem klassischen Scheckheft wird in Deutschland so gut wie gar nicht mehr bezahlt. Trotzdem sprechen viele Deutsche noch von ihrer Scheck- oder EC-Karte, wenn sie eigentlich die Girokarte meinen. Das "EC" steht für "Electronic Cash", also elektronisches Bezahlen. Nach Eingabe eines Pins oder Legitimation durch Unterschrift wird das Geld direkt vom Konto abgebucht.
Möglich ist das auch durch Bezahlsysteme der Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard. Welches der Systeme als so genanntes "Co-Badging" verwendet wird, kann man auf der Karte an den Zeichen "V-Pay" oder "Maestro" erkennen. Vor allem Zahlungen im Ausland sind dank dieser Kooperationen möglich. Aber auch in Deutschland akzeptieren einige Händler oder Handelsketten keine Girokarten ohne "Co-Badging".
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Mit Maestro endet die Girokarte nicht
Nun beendet Mastercard die Maestro-Funktion. Zwar behalten die betroffenen Karten ihre Gültigkeit, Zahlungen im Ausland sind damit aber unter Umständen nicht mehr möglich. Banken und Sparkassen, die auf Maestro gesetzt haben, bieten nun Debitkarten mit Mastercard-Funktion als "Co-Badging" an.
Die Sparkassen haben etwa 46 Millionen der 100 Millionen kursierenden Girokarten ausgegeben. Jedem Institut sei freigestellt, wie der Austausch läuft, heißt es beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Bis zu 15 Millionen neue Karten seien bereits ausgegeben worden.
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Karten funktionieren weiterhin
Die Volks- und Raiffeisenbanken ersetzen die Karten ihrer Kunden zumeist, wenn sie abgelaufen sind. Verbandssprecher Steffen Steudel sagt:
Viele Privatbanken halten es ebenso. Dem Vernehmen nach verlängert Mastercard die Funktion, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen. Im Zweifel sollten die Kundinnen und Kunden bei ihrer Hausbank nachfragen.
Die Girocard ist die wohl verbreitetste Bezahlkarte in Deutschland. Nach Angaben der Branchenverbände befinden sich 100 Millionen Karten in Umlauf. Bei der Girocard handelt es sich um eine sogenannte Debitkarte, das heißt: Der gezahlte Betrag wird unmittelbar vom Konto abgezogen. Dadurch behalten die Verbraucherinnen und Verbraucher die Kontrolle über ihre Finanzen.
Mit der Kreditkartekauft man auf Pump. Die Umsätze werden auf dem Kreditkartenkonto gesammelt. Einmal im Monat werden sie vom Girokonto abgebucht. Eine Sonderform stellt die "Revolving Credit Card" dar. Hier darf der Kreditkartenkunde einen Teil der Schulden stehen lassen und muss sie zu einem späteren begleichen. Verbraucherschützer warnen hier vor der Gefahr, sich zu verschulden.
Ähnlich wie bei der Girocard verfügen manche Kreditkarten auch über eine Debitfunktion. Hier wird nach Zahlung das Geld unmittelbar vom Kreditkarten- oder Girokonto abgezogen. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen also stets dafür sorgen, dass ihr Konto ausreichend gedeckt ist.
Wer mit dem Mobiltelefon oder der digitalen Uhr zahlt, macht das über eine App. Dahinter stehen Dienstleister wie zum Beispiel Apple Pay oder Payback Pay oder sogar die eigene Hausbank. Gezahlt wird mit einem Scan eines Bar- oder QR-Codes in der App auf dem jeweiligen Gerät. Die Zahlung wird - wie bei der Girocard - unmittelbar auf dem Konto belastet.
Sie haben sich vor allem im Online-Shopping etabliert. Zahlungsdienstleister, wie Paypal oder Klarna, wickeln den Kauf in einem Internet-Kaufhaus zuverlässig ab und bieten dabei oft die Option der Ratenzahlung an. Verbraucherschützer sehen hier die Gefahr einer Schuldenfalle. Wenn sich viele geschuldete Kleinbeträge summierten, drohe sogar eine Überschuldung. Deshalb der Rat, immer die ausgegebene Summe auch unmittelbar zu zahlen.
Auch mit Einstellung von V-Pay wird gerechnet
Die Alternative zu Maestro wäre, zu V-Pay von Visa zu wechseln. Das hält Rudolf Linsenbarth, Payment- Experte beim Beratungsunternehmen CGI, allerdings nicht für sinnvoll, "da mit der Einstellung von V-Pay in absehbarer Zeit zu rechnen ist". Eine weitere Möglichkeit wäre es, Debit- und Kreditkarte getrennt anzubieten. Linsenbarth ist sich aber sicher:
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Mehr Plastik als Bares
Die Umstellung der Zahlungssysteme kommt in einer Zeit, in der Kartenzahlungen so beliebt sind wie nie zuvor. "In den vergangenen beiden Jahren hat sich - auch beschleunigt durch die Pandemie - die Anzahl der Karten-Akzeptanzen im stationären Markt signifikant erhöht, so dass es inzwischen auch in Deutschland möglich ist, ohne Bargeld größtenteils durch den Alltag zu kommen", sagt Kilian Thalhammer, Experte für Zahlungssysteme bei der Deutschen Bank.
Eine Zwischenlösung. Denn angesichts wachsender Beliebtheit des mobilen Bezahlens über Smartphone oder Uhr prognostiziert der Experte ein Ende des "Formfaktors Plastikkarte".