Weltweite Krisen: Wie man mit Klimawandel und Co. umgeht

    FAQ

    Klima, Kriege, Katastrophen:Weltweite Krisen: Wie man damit umgeht

    von Lukas Wagner
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    Die letzten Monate und Jahre haben Krisen in einem geballten Ausmaß und in einer Geschwindigkeit hervorgebracht wie selten. Wie kann man damit umgehen und optimistisch bleiben?

    Das Bild zeigt eine Frau, die verzweifelt aus dem Fenster schaut.
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    Die Kriege in der Ukraine und in Nahost beherrschen seit Längerem die Schlagzeilen. Mit der Trump-Wahl kam zuletzt weitere Unsicherheit dazu und dann folgte auch noch die Regierungskrise in Deutschland. Bei vielen Menschen löst das ein Gefühl der Hilflosigkeit aus - wie kann man mit der aktuellen Lage umgehen? Das empfehlen Experten für psychische Gesundheit.

    Wie wirken sich globale Krisen auf die mentale Gesundheit aus?

    Der Anstieg der psychischen Belastungen vieler Menschen hierzulande liegt laut dem Medienpsychologen Prof. Leonard Reinecke vor allem daran, dass die Krisen der jüngsten Zeit deutlich näher an unsere Lebenswirklichkeit herangerückt sind. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und Klimakrise seien beispielsweise im Alltag deutlich spürbarer als die vorheriger Notlagen, sagt der Experte von der Universität Mainz.
    Wie Prof. Eva-Lotta Brakemeier von der Universität Greifswald erklärt, können diese globalen Krisen und politische Umwälzungen "deutliche Spuren in der mentalen Gesundheit der Bevölkerung hinterlassen".

    Diese Ereignisse lösen bei vielen Menschen nicht nur individuelle Ängste aus, sondern können auch das kollektive Bewusstsein nachhaltig prägen.

    Eva-Lotta Brakemeier, Universität Greifswald

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    Brakemeier, die auch Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und Mitglied im Wissenschaftsrat ist, macht bei den momentanen Krisen wie dem Klimawandel, Ukraine-Krieg und der Wahl von Trump sowie der Regierungskrise in Deutschland eine Gemeinsamkeit aus: "Sie verstärken das Gefühl einer allgegenwärtigen Bedrohung."

    Häufige Folgen globaler Krisen sind laut Psychologie-Professorin Eva-Lotta Brakemeier Gefühle der Machtlosigkeit und des Kontrollverlustes, was wiederum zu chronischem Stress führen kann. Die langfristigen Auswirkungen davon "auf die mentale und körperliche Gesundheit" können verschiedene Probleme hervorrufen:

    • Angststörungen und Depression
    • Bei direkten Erfahrungen mit Krieg, Flucht oder Naturkatastrophen: posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
    • Emotionale Erschöpfung und Burnout - insbesondere, wenn man den eigenen hohen Ansprüchen nicht genügt
    • Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder andere Beschwerden ohne organische Ursache
    • Eine sogenannte Krisenmüdigkeit ("Crisis Fatigue"), durch die man emotional abstumpft

    In einer EU-weiten Umfrage gab beispielsweise eine Mehrheit von 62 Prozent der Befragten an, durch aktuelle Weltereignisse wie der Klimakrise oder dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine "etwas" (44 Prozent) oder "stark" (18 Prozent) in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt worden zu sein.
    Wahrgenommener Einfluss von Weltkrisen auf psychische Gesundheit

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    Trotzdem gibt es laut Psychologin Brakemeier auch positive Effekte von Krisensituationen: Es entstehe oft ein verstärkter Gemeinschaftssinn und Solidarität. Viele Menschen entwickelten zudem eine stärkere Resilienz - die Fähigkeit, mit Widrigkeiten umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen.

    Welche Gruppen sind besonders gefährdet?

    Vor allem bei jüngeren Menschen lösen globale Krisen laut Brakemeier Unsicherheiten aus, da "sie sich in einer Lebensphase befinden, in der Zukunftsplanung und Orientierung eine zentrale Rolle spielen". Auch Menschen, die bereits unter psychischen Problemen wie Angststörungen oder Depressionen litten, reagierten oft intensiver auf Ängste. Besonders gefährdet seien zudem Personen, die aufgrund ihres sozialen Engagements "mit den oft düsteren Realitäten der Krisen" intensiv in Kontakt stünden.
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    Welchen Einfluss haben digitale und soziale Medien?

    Medien sind laut Leonard Reinecke "nicht der Ausgangspunkt" der Krisen auf der Welt, sondern dienen als "Überbringer von Botschaften". Dennoch habe sich durch die sozialen Medien der Zugang zu Nachrichten verändert, nun erreichten sie die Menschen deutlich schneller und auf mehr Kanälen.
    Die Möglichkeit, "Krisenlagen in Echtzeit zu begleiten, erhöht in bestimmten Situationen die Unsicherheiten, da gerade am Anfang vieles noch unklar ist", erklärt Reinecke. Es komme daher vor allem auf das individuelle "Social-Media-Menü" an, also wem man folge und welche Inhalte der Algorithmus ausspiele - das entscheide darüber, wie hoch die mediale Belastung ausfalle.

    Wenn man sich sehr stark vom Smartphone leiten lässt, immer sehr auf Notifications reagiert, dann sind das Faktoren, die zu digitalem Stress führen können.

    Leonard Reinecke, Universität Mainz

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    Wie kann man mit Krisen sinnvoll umgehen?

    Zunächst muss man laut Psychologin Eva-Lotta Brakemeier verstehen, dass Unsicherheit und Angst aufgrund des Weltgeschehens natürliche Reaktionen des Körpers auf mögliche Gefahren sind.

    Unser Körper aktiviert in solchen Momenten oft einen der drei grundlegenden Mechanismen: Kampf, Flucht oder Erstarren.

    Eva-Lotta Brakemeier, Universität Greifswald

    Anstatt sich nun von diesen "impulsiven Mustern leiten zu lassen", solle man die Angst bewusst reflektieren und versuchen, sie konkret zu benennen (Was genau verursacht die Angst, welche Gedanken stehen im Vordergrund?). "Diese Selbstbeobachtung kann helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen", sagt Brakemeier.
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    Außerdem sei es sinnvoll, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen - ein offener Austausch über negative Gedanken könne entlastend wirken. "Oft stellt sich heraus, dass auch andere ähnliche Gedanken und Sorgen haben, was ein Gefühl von Verbindung und Verständnis schaffen kann."

    Die Psychologin Eva-Lotta Brakemeier rät dazu, sich im Anschluss an die Selbstbeobachtung und den Austausch mit anderen Personen auf drei Schritte zu konzentrieren:

    • Akzeptanz: Es sei wichtig zu erkennen, dass nicht alles im Leben in der eigenen Hand liege. "Dinge anzunehmen, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen, kann inneren Druck reduzieren." Achtsamkeitsübungen oder Akzeptanzstrategien könnten gelasseneres Verhalten unterstützen.
    • Aktives Engagement: "Fokussieren Sie sich auf konkrete Bereiche, in denen Sie selbst etwas bewirken können", erklärt Brakemeier - bereits kleine Maßnahmen könnten dazu beitragen, ein Gefühl von Kontrolle und Wirksamkeit zurückzugewinnen. "Fragen Sie sich: Welche kleinen oder größeren Veränderungen können Sie bereits jetzt umsetzen, um einen positiven Unterschied zu machen?"
    • Selbstfürsorge: Um langfristig belastbar und ausgeglichen zu bleiben, sollte man laut der Expertin gezielt Pausen in den Alltag einbauen: zum Beispiel Zeit für Bewegung oder in der Natur, Entspannungstechniken oder Medienpausen. Zudem sei es wichtig, "Überengagement" zu verhindern, die persönlichen Grenzen zu respektieren und bewusst angenehme Aktivitäten in den Alltag zu integrieren, um neue Energie für zukünftiges Engagement zu gewinnen.

    Wenn die eigene Mediennutzung ebenfalls als Problem identifiziert wird, empfiehlt Leonard Reinecke folgende Maßnahmen für einen gesunden Umgang:
    • Die "Schlagzahl" von Pushmeldungen und Benachrichtigungen reduzieren
    • Pausenzeiten oder "Ruhe-Inseln" wie Treffen mit Freunden in den Alltag integrieren, in denen bewusst die Bildschirmzeit heruntergefahren wird
    • Weniger Kurzmeldungen verfolgen, dafür auf hintergründigere Nachrichten zurückgreifen
    • Aber: Eine komplette Nachrichtenverweigerung vermeiden, da sonst soziale und gesellschaftliche Isolierung droht
    Intensität der Social-Media-Nutzung von Kindern und Jugendlichen

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