Wachsende Armut: Sozialkaufhäuser beklagen Diebstähle

    Wachsende Armut:Sozialkaufhäuser beklagen Diebstähle

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    In vielen Sozialkaufhäusern in Deutschland wird eine steigende Zahl von Diebstählen verzeichnet. Betreiber führen das auf wachsende Mittellosigkeit zurück.

    Mneschen in einem Sozialkaufhaus
    Für Menschen mit geringem Einkommen gibt es das Sozialkaufhaus
    Quelle: dpa

    In Sozialkaufhäusern gibt es Kleidung und Haushaltsgegenstände zum kleinen Preis. Gestohlen wird trotzdem.

    "Umkleide-Lounge" im Sozialkaufhaus Karlsruhe

    In den Umkleiden seien Preisschilder umetikettiert oder ganz entfernt worden. Nun gibt es bei der Diakonie in Karlsruhe statt Umkleiden eine sogenannte Umkleide-Lounge - eine Wand mit Spiegel und Sitzgelegenheiten, aber ohne Vorhang. Bevor es diese Lounges gab, hätten die täglichen Umsatzverluste mehr als 600 Euro betragen, sagt der Bereichsleiter Beschäftigung, Marc Beck.
    Ein Mann schaut in die Kamera und hebt einen Löffel Essen zu seinem Mund.
    Nach aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik sind rund 13 Millionen Menschen in Deutschland armutsbedroht. Seit Jahren verharrt die Zahl auf einem ähnlich hohen Niveau.08.12.2022 | 29:59 min
    Eine professionelle Diebstahlsicherung rechne sich wegen der Kosten nicht. Die Läden müssten sich selbst tragen und seien auf die Umsätze angewiesen. Überschüsse flössen in andere diakonische Projekte. Beck zufolge ist die Hemmschwelle für Diebstähle in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Viele Täter sähen Diebstahl in Sozialkaufhäusern als nicht so schlimm an - gemäß dem Motto "die Sachen sind ja eh gespendet".
    Nachdem die Umkleiden vor rund vier Monaten abgeschafft wurden, hätten sich die Verluste halbiert. Zwar habe es anfangs auch Kritik und Unverständnis gegeben. Jetzt würden sich Kundinnen und Kunden aber auf die Anprobe in der Umkleide-Lounge vorbereiten, etwa mit enganliegender Kleidung oder Maßbändern, so Winter.
    Ein Mitarbeiter verteilt Jogurt an zwei Kinder in der Ausgabestelle Paul-Schneider-Haus der Berliner Tafel.
    14,2 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2022 in Armut, wie der Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands zeigt. Laut Bericht ist jedes fünfte Kind von Armut betroffen.26.03.2024 | 0:28 min
    Positiv sei, dass so mehr Kundinnen und Kunden ins Gespräch kämen. Dies habe bisweilen sogar eine Art "Eventcharakter". Eine "massive Zunahme" der Diebstähle im Secondhand-Kaufhaus der Aufbaugilde Heilbronn registriert Geschäftsbereichsleiter Jörg Kiefer. In den nächsten Wochen solle eine Kameraanlage installiert und der Eingangsbereich gesichert werden. "Wir leben von den Spenden", sagt er.

    Selbst die Mittelschicht geht ins Sozialkaufhaus

    Rechne sich das Kaufhaus nicht mehr, müsse notfalls Personal eingespart werden. Die Umkleiden sollen aber bleiben. Als Gründe sieht Kiefer die zunehmende Armut.

    Je schwächer die Gesellschaft wird, desto mehr Diebstähle gibt es.

    Jörg Kiefer, Aufbaugilde Heilbronn

    Armut-in-Deutschland
    Der Trend zu steigender Armut in Deutschland hat sich 2022 nicht weiter fortgesetzt – dies gab der Paritätische Gesamtverband bekannt. Der Rückgang ist jedoch gering, die Armutsquote verharrt auf hohem Niveau.26.03.2024 | 1:45 min
    Es kämen immer mehr Menschen aus der Mittelschicht. Das Kaufhaus in Heilbronn gilt als eines der größten bundesweit und ist für alle Menschen offen. Auch beim Mannheimer Secondhand-Kaufhaus Fairkauf der Caritas spielen Diebstähle eine Rolle.

    Wir haben eine Kameraüberwachung eingeführt und abschreckende Warensicherungen angebracht.

    Dominik Kobel, Betriebsleiter Sozialkaufhaus Heilbronn

    Mit steigenden Kundenzahlen nähmen auch die Diebstähle zu. Aufgrund der Teuerungen sowie der Inflation werde die Gruppe der Kundinnen und Kunden immer größer, die "strikt auf das Geld schauen müssen". Ähnlich sieht es in den vier Sozialkaufhäusern der Neuen Arbeit Stuttgart aus.

    Hausverbote, Hinweisschilder, Taschenkontrollen

    Elektronische Diebstahlsicherungen rechneten sich jedoch nicht, sagt der Fachbereichsleiter der Neuen Arbeit, Rolf Kaltenberger. Allerdings hätten sie in ihren Läden deutlich sichtbare Hinweisschilder angebracht. Darin heißt es, dass bei Verdacht auf Diebstahl die Taschen kontrolliert werden könnten und eine Anzeige sowie Hausverbot drohten. Zudem würden Mitarbeitende entsprechend geschult.
    Quelle: epd
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