Österreich: Hat "Schamanin" Opfer um Millionen gebracht?
Betrugsfall in Österreich:Hat "Schamanin" Opfer um Millionen gebracht?
von Christian von Rechenberg, Wien
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Sie hatte es auf gutgläubige Menschen abgesehen. Sie versprach Wunder durch okkulte Kräfte. Nun ist Mariana M. auf der Flucht und hinterlässt eine Millionen-Beute.
Mit der Androhung von Flüchen soll eine Frau aus Österreich für einen Betrug in Millionenhöhe auch mit deutschen Betroffenen gesorgt haben. Die Frau wird nun europaweit gesucht.11.02.2025 | 2:13 min
Die Polizei in Österreich sucht nach einer Frau, die mehrere Personen um Millionen Euro-Beträge und weitere Wertgegenstände gebracht haben soll. Mariana M. soll als Schamanin aufgetreten sein, die ihren Opfern Linderung von vermeintlichen Leiden in Aussicht stellte.
Monatelang ermittelt die Polizei von Niederösterreich gegen Mariana M., eine selbsternannte Schamanin. Schließlich genehmigt die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt den Zugriff. Beamte der Spezialeinheit Cobra stürmen das Haus der Verdächtigen in Maria Enzersdorf, einem kleinen Ort in Niederösterreich, finden in einem versteckten Zimmer einen Tresor. Der Inhalt verschlägt den Beamten die Sprache.
Die Polizei stellt zehn Millionen Euro sicher
Sie finden rund zehn Millionen Euro Bargeld, 25 Kilogramm Gold, hochwertigen Schmuck und Armbanduhren. Mutmaßlich die Beute eines jahrelangen Betrugs der selbsternannten Schamanin Mariana M, die sich "Amela" nannte. Der größte Betrugsfall den Niederösterreich je gesehen hat.
Es handelt sich im Wesentlichen um eine österreichische Staatsbürgerin, die wahrsagerische Kräfte vorgaukelte. Vorrangiges Ziel dieser organisierten kriminellen Machenschaften sind ältere, aber vor allem kranke Menschen.
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Gerhard Karner (ÖVP), Innenminister Österreich
Auf die Spur gekommen war die Polizei der Schein-Schamanin durch die Anzeige eines Opfers. Im Mai letzten Jahres soll "Amela" ein Opfer im 19. Wiener Gemeindebezirk auf dessen angebliche negative Aura angesprochen haben, die sie als Schamanin spüre.
Polizei: "Amela" setzte Opfer unter psychischen Druck
"Amela" erschleicht sich das Vertrauen des Opfers. Bei einer ersten Sitzung soll es ein Reinigungsritual gegeben haben. Im Mittelpunkt steht dabei ein roter Nähfaden, den die Polizei im Haus der Beschuldigten findet, unter allerlei "typischen" Okkult-Gegenständen, wie z.B. Tarotkarten.
Stefan Pfandler, Chef des Landeskriminalamts Niederösterreich erklärt, wie das vor sich geht: Beide Personen, also das Opfer und auch die Person, die das Reinigungsritual durchführt, halten diesen Faden, der mit mehreren kleinen Knoten versehen ist.
Und wenn das alles gut geht und das Reinigungsritual erfolgreich ist, lösen sich diese Knoten dann wie aus Geisterhand nach der Reinigung plötzlich auf.
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Stefan Pfandler, Chef des Landeskriminalamts Niederösterreich
Dann folgt der nächste Schritt. "Amela" soll ihrem Opfer den baldigen Tod der Tochter prophezeit haben, nur aufzuhalten durch ein weiteres Ritual. Sie müsse die negative Aura des Vermögens des Opfers reinigen.
Auf einmal liegt "Amela"im Koma
Das Opfer übergibt insgesamt 730.000 Euro in bar. Das Geld könne sie später wieder zurück erhalten. Doch dazu kommt es nicht. Stattdessen erhält das Opfer einen Anruf. Eine weibliche Stimme behauptet, dass aufgrund der Anstrengungen, die dieses Ritual für Amela bedeutet habe, sie sei in ein tiefes Koma gefallen und daher nicht mehr ansprechbar.
Zu diesem Zeitpunkt erkennt das Opfer die Betrugshandlung und erstattet die Anzeige bei der Polizei.
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Stefan Pfandler, Chef des Landeskriminalamts Niederösterreich
Polizei: "Amela" war auch in Deutschland aktiv
"Amela" ist mittlerweile auf der Flucht, wird per Haftbefehl gesucht. Ihr 29 Jahre alter Sohn sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird Beihilfe zu Betrug und Geldwäsche vorgeworfen.
Seit der Fall öffentlich ist, melden sich immer mehr mutmaßliche Opfer. Aufgrund der großen Menge der vorgefundenen Vermögenswerte geht Pfandler davon aus, "dass die Flüchtige und allenfalls noch unbekannte Mittäter oder Mittäterinnen im gesamten deutschsprachigen Raum seit mehreren Jahren aktiv gewesen sind."
Die Polizei in Österreich sucht nach weiteren Opfern
Aus diesem Grund geht die Polizei am Montag vor die Presse, veröffentlicht den Fall und zeigt die sichergestellte mutmaßliche Beute - auf der Suche nach weiteren Geschädigten.
Die Polizei mahnt daher: Okkult-Betrüger nutzen die emotionale Notlage und die Arglosigkeit ihrer Opfer gezielt und heimtückisch aus. Skepsis sei der beste Schutz. Man solle mit Angehörigen über auffällige Begegnungen sprechen und nichts glauben, was zu schön ist, um wahr zu sein.
Quelle: dpa
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