Führerschein weg: Gefährliche Geschäfte mit "Idiotentest"

Mit gefälschten Dokumenten durch die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), den berühmten "Idiotentest": Die Firma "MPU King" soll das möglich gemacht haben.

Recherchen aus der ZDF-Reihe "Die Spur" zeigen, dass das System der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung manipulationsanfällig ist. Dubiosen "MPU-Vorbereitern" gelingt es, Verkehrssünder durch die Prüfung zu schleusen, die potenziell andere Menschen gefährden.

Seit Januar 2024 ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen "MPU King" wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Urkundenfälschung. Firmengründer Deniz K. wird unter anderem vorgeworfen, gefälschte Abstinenz-Gutachten verkauft zu haben.

Solche Gutachten werden von den Behörden verlangt, wenn Autofahrer wegen Alkohol- oder Drogenkonsums ihren Führerschein verlieren. Der Nachweis einer meist sechs bis 15-monatigen Abstinenz ist Voraussetzung dafür, die MPU zu bestehen.

Der DJ Deniz K. nutzte seine Kontakte zu prominenten Rappern, um "MPU King" zu einem der schillerndsten Unternehmen der Branche zu machen. Auf Social Media warben unter anderem Haftbefehl, Massiv und Manuellsen für die Firma.

Rapper Manuellsen sagt zur Zielgruppe von "MPU King":

Werbefigur Haftbefehl sorgte zu Beginn des Jahres für Schlagzeilen, weil er in Darmstadt mit einem SUV in ein Baklava-Geschäft gekracht sein soll. Da sich der Rapper danach vom Unfallort entfernt haben soll, ermittelt die Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen Fahrerflucht.

Die ZDF-Recherchen zeigen, dass "MPU King"-Gründer Deniz K. bereits 2019 ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten ist. Schon damals soll er unter anderen Firmennamen Bescheinigungen für Erste-Hilfe-Kurse, Abstinenz-Gutachten, aber auch komplette MPU-Gutachten gefälscht haben. Ein Urteil des Landgerichts Kölns in diesem Fall steht noch aus.

"MPU King" und die früheren Firmen von Deniz K. sind dabei nicht die einzigen "Vorbereiter", die unter dem Verdacht stehen, betrogen zu haben. Erst Anfang September rückte die Polizei in sieben Bundesländern zu einer Razzia aus, weil auch ein MPU-Unternehmer aus Kassel Gutachten gefälscht haben soll.

Experten kritisieren: Eine mangelnde Regulierung des MPU-Markts führe dazu, dass Autofahrer zurück ans Steuer gelangen, die eine Gefahr für die Allgemeinheit sind.

Rechtsanwalt Ulrich Warncke erklärt:

Er war Nebenkläger im Prozess gegen einen Autofahrer, der in Frankfurt im Jahr 2020 die Kontrolle über seinen 500-PS-SUV verloren und so zwei Menschen getötet hat.

Auch Ralf Rieser, Vorsitzender der Sektion Verkehrspsychologie im Bund deutscher Psychologinnen und Psychologen, fordert eine stärkere Regulierung des Markts:

Rieser wünscht sich etwa eine Positivliste, in der seriöse MPU-Vorbereiter aufgeführt sind.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) weist solche Forderungen jedoch zurück. Sein Ministerium erklärt: "Die MPU hat sich als Instrument zur Erhaltung und Erhöhung der Verkehrssicherheit bewährt."