Frankreich: Chirurg soll 299 Kinder missbraucht haben

    Prozess in Frankreich:Arzt soll 299 Kinder missbraucht haben

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    Ein Chirurg aus Frankreich steht vor Gericht: Er soll 299 Kinder sexuell missbraucht haben. Der Mann soll seine Taten dokumentiert, Fotos und Videos angefertigt haben.

    Operationssaal im Krankenhaus
    Ein französischer Chirurg soll sich an 299 Kindern vergangen haben - sogar im OP (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Gut zwei Monate nach der Verurteilung von 51 Vergewaltigern in dem Aufsehen erregenden Prozess von Avignon beginnt in Frankreich am Montag ein Verfahren gegen einen der mutmaßlich schlimmsten Kinderschänder der Landes: Der 74 Jahre alte frühere Chirurg Joel Le Scouarnec steht im Verdacht, 299 seiner kleinen Patienten sexuell missbraucht zu haben. Seine Opfer waren im Schnitt elf Jahre alt.
    Viele seiner Opfer waren laut Anklage während der Taten bewusstlos. Der Chirurg führte sorgfältig Buch über seine Schandtaten und hortete Fotos und Videos. Der Unterschied: Während es im Pelicot-Prozess ein Opfer - Pelicots damalige Frau Gisèle - und 51 Täter gab, sind es nun ein Täter und fast 300 Opfer.
    Gisele Pelicot verlässt in Avignon das Gerichtsgeäude nach der Urteilsverkündung.
    Im Vergewaltigungsprozess von Avignon wurde die 72-jährige Gisele Pelicot zur feministischen Ikone. Sie kämpfte dafür, dass die Scham auf die Seite der Täter wechselt.19.12.2024 | 1:52 min

    Frankreich: Chirurg wird Kindesmissbrauch vorgeworfen

    Le Scouarnec muss sich wegen 111 Vergewaltigungen und 189 sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. Der Tatzeitraum umfasst zweieinhalb Jahrzehnte, zwischen 1989 und 2014. In dieser Zeit arbeitete Le Scouarnec in zahlreichen Krankenhäusern - obwohl manche seiner Chefs und Kollegen wussten, dass er bereits früher wegen Kinderpornographie verurteilt worden war. Dies hat zu einem zweiten Ermittlungserfahren geführt, in dem es um Behördenversagen geht.
    Ähnlich wie im Fall Pelicot kamen die Taten bei einer Hausdurchsuchung ans Licht, die nach einer Strafanzeige in einem anderen Fall vorgenommen wurde. Dabei kamen Tagebücher zutage, deren Inhalt an Perversität nur schwer zu überbieten ist.

    Arzt soll sich an beäubten Kindern vergangen haben

    Die Zeitung "Le Monde" veröffentlichte Auszüge, die es Lesern kalt den Rücken hinunterlaufen lassen. Le Scouarnec notiert dort, wie er seine Stellung als Chirurg nutzt, um sich an möglichst vielen Kindern zu vergehen.

    Hilfe, Beratung, Information zu sexuellem Missbrauch



    An älteren Kindern vergriff er sich demnach, wenn sie unter Narkose waren - auf dem Operationstisch oder im Aufwachraum. Kein Spuren, keine Verletzungen, keine Erinnerungen - "nahezu das perfekte Verbrechen", resümiert "Le Monde". Viele der Opfer erfuhren erst im Erwachsenenalter, was ihnen widerfahren war.
    Dank der minutiösen Aufzeichnungen des Arztes konnten 299 mutmaßliche Opfer identifiziert werden. Le Scouarnec soll schon in seiner Jugend ein Faible für Listen aller Art gehabt haben.
    Hilfe-Telefon: "Niedrigschwellig, anonym"
    Das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch sei ein Angebot "einmal für Betroffene selbst […], aber auch für das Umfeld von Kindern und Jugendlichen", so Kerstin Claus, unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauches.02.05.2024 | 5:15 min

    Angeklagter will sich im Prozess äußern

    Der Angeklagte ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft weitgehend geständig. Er wolle sich während des Prozesses zu den Taten äußern, sagt sein Anwalt. Der Prozess ist auf vier Monate angelegt, an mindestens sieben Tagen soll die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
    Der Angeklagte war bereits 2020 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er in den 90er Jahren vier Mädchen missbraucht hatte, unter ihnen zwei Nichten, eine Patientin und die sechs Jahre alte Tochter seiner Nachbarn. Es war die Vergewaltigungsanzeige des Nachbarskindes, die die Hausdurchsuchung ausgelöst und damit das schockierende Ausmaß des mutmaßlichen Massenmissbrauchs ans Licht brachte.

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    Quelle: dpa

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    Quelle: AFP

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