Nach Aschaffenburg: Polizei warnt vor Falschnachrichten
Faktencheck
Messerangriff von Aschaffenburg:Polizei warnt vor Falschnachrichten im Netz
von Oliver Klein
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Nach dem Messerangriff von Aschaffenburg kursieren im Netz Falschmeldungen: von angeblichem Polizeischutz für eine Kita-Gruppe bis zu falschen Fotos eines der Opfer.
Eine Gruppe Kinder läuft mit einer Polizistin durch Obernburg - das Foto sorgt für Wirbel in Sozialen Medien (Screenshot Facebook).
Das Foto zeigt eine Gruppe von Kindern, die eine Straße entlanggehen, begleitet von Erzieherinnen - und der Polizei. "Kita Ausflug, Deutschland 2025. Kein Symbolbild", schreibt der baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Miguel Klauß dazu bei Facebook. Vor dem Hintergrund des Messerangriffs von Aschaffenburg ging das Foto in etlichen Facebook-Gruppen, aber auch bei Telegram und X viral, wurde zigtausendfach angezeigt. Immer wieder war die Rede von "Kindergartengruppe mit Polizeischutz".
Bei vielen Nutzern kam die Botschaft an: Kinder sind im Jahr 2025 ohne Polizeischutz nicht mehr sicher. Etliche reagieren empört: "So kann es doch nicht weitergehen, dass unsere Kinder geschützt werden müssen im Kindergarten von der Polizei", "nur die AfD kann uns vor so was retten", "schlimm, was mit unserem schönen Land passiert", heißt es in den Kommentaren.
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Foto zeigt Kita-Gruppe auf dem Weg zum Polizeibesuch
In Wirklichkeit zeigt das Foto eine Kindergruppe im unterfränkischen Obernburg auf dem Weg zur Polizeiwache - so wie vermutlich die meisten Kinder in der Kita oder Grundschule irgendwann die örtlichen Polizei oder Feuerwehr besuchen, um sich dort alles anzuschauen. In ihrem offiziellen Account bei Facebook warnt die Polizei deshalb vor "Spekulationen und Falschmeldungen in Zusammenhang mit diesem Foto".
Der Ort, an dem die Kindergartengruppe vorbeiläuft, lässt sich in Obernburg lokalisieren und liegt auf dem Weg vom Bahnhof zur Polizeiinspektion der Stadt.
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Falsches Opfer-Foto geht viral
Das Foto der Kita-Gruppe ist nicht das einzige Gerücht, das in Zusammenhang mit dem Messerangriff von Aschaffenburg verbreitet wurde. Nur wenige Tage nach der Tat kursierte im Internet ein angebliches Foto des 41 Jahre alten Mannes, der getötet worden war, als er die attackierten Kinder schützen wollte. Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt einen Mann mit dunkler Mütze und Sonnenbrille. Doch es ist offenbar nicht das Opfer: Dessen Familie sagt, es gibt keine echten Bilder des Verstorbenen im Netz. Wen das Schwarz-Weiß-Foto tatsächlich zeigt, ist bisher unklar.
Auch das Bild vom "Held von Aschaffenburg" ist einfach nur Fake. Das ist er nicht, sagt seine Familie (Screenshot "Auf1").
Etliche Accounts teilten dennoch das Foto in Sozialen Medien, unter anderem die AfD Nürnberg, auch Björn Höcke soll Medienberichten zufolge das Foto geteilt haben. Viele der Postings sind inzwischen gelöscht, andere waren zuletzt noch online - unter anderem das des baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Goßner.
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Familie gegen Vereinnahmung des Opfers
Er nennt bei Facebook das Opfer mit seinem vollen Namen, bezeichnet ihn als "Held von Aschaffenburg" und versucht offenbar, politisches Kapital aus dem Fall zu schlagen: "Wir müssen endlich die Konsequenzen ziehen, bevor noch mehr unschuldige Leben auf dem Altar der gescheiterten Migrationspolitik der Altparteien geopfert werden", schreibt er zu dem Foto.
Für die Familie des Opfers sind solche Postings nur schwer erträglich. In einem offiziellen Statement, veröffentlicht von der Polizei Unterfranken, heißt es von den Angehörigen, Kai-Uwe sei weder politisch aktiv noch einer Partei zugehörig gewesen. "Die dort gezeigten Fotos, auch mit Parteihintergrund, sind eine Fälschung", schreibt die Familie.
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