Neue Droge für Vapes: "Baller-Liquid" - extrem gefährlich

    FAQ

    Warnung vor neuer Vape-Droge:Polizei: "Baller-Liquid" extrem gefährlich

    von Niklas Landmann
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    Immer mehr Jugendliche konsumieren "Baller-Liquid". Die zunächst harmlos wirkende Vape-Droge ist extrem gefährlich und kann lebensbedrohliche Folgen haben, warnt die Polizei.

    "Baller Liquid" oder "Görke" ist ein synthetisches Cannabinoid und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.
    "Baller Liquid" oder "Görke" ist ein synthetisches Cannabinoid und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.
    Quelle: dpa

    Die Polizei in Niedersachsen warnt vor einer neuen synthetischen Droge, die bei Jugendlichen in der Region immer beliebter wird. "'Görke', auch bekannt als 'Baller-Liquid', ist eine gefährliche Substanz, die in flüssiger Form vorliegt und primär über E-Zigaretten oder Vapes konsumiert wird", warnt Christopher Degner von der Polizei Emsland. Die Droge habe unvorhersehbare und oft drastische Auswirkungen auf den Körper und den Geist.
    Es handele sich um eine Mischung aus stimulierenden und halluzinogenen Stoffen, die erhebliche körperliche und psychische Schäden verursachen können. Im Emsland ist die Szenedroge unter Jugendlichen als "Görke" bekannt. In anderen Regionen wird unter anderem der Begriff "Baller-Liquid" verwendet.
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    Wie wird die Droge konsumiert?

    Nach Angaben der Polizei wird das Liquid in der Regel über Vape-Geräte oder E-Zigaretten inhaliert. Der Konsum falle oft nicht sofort auf, da diese Geräte an sich legal und weit verbreitet sind. Der gefährliche Inhalt sei jedoch für Außenstehende nicht erkennbar.
    Auch geschmacklich unterscheide sich die Droge nicht von legalen Liquids. Sie schmecke etwa nach Erd- oder Himbeere. "Die süßen Aromen und die Geschmacksrichtungen sind gezielt darauf ausgelegt, junge Konsumenten anzusprechen und die Wahrnehmung der Gefahr zu minimieren", erklärt Polizeioberkommissar Degner.

    Eltern, Lehrer und Freunde haben deshalb häufig keine Chance, den Konsum direkt zu erkennen.

    Christopher Degner von der Polizeiinspektion Emsland

    "Die Hemmschwelle ist natürlich weit unten", erklärt Mandala Clavée, Leiterin der Fachambulanz für Suchtprävention und Rehabilitation beim Caritasverband für den Landkreis Emsland. Man könne die Droge überall rauchen und sie sei immer und unmittelbar verfügbar, da Vapes oder E-Zigaretten meist am Körper getragen werden.
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    Welche Gefahren sind mit dem Konsum verbunden?

    Neben akuten Halluzinationen und psychischen Störungen können durch den Konsum von "Baller-Liquid" auch Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zum Herzstillstand hervorgerufen werden. Neben der schädlichen Wirkung kann die Droge eine Sucht hervorrufen, die in kurzer Zeit sowohl körperlich als auch psychisch abhängig machen kann.

    Die Droge 'Görke' sieht harmlos aus, ist aber extrem gefährlich und kann lebensbedrohliche Folgen haben.

    Mitteilung der Polizei Emsland

    Der Bedarf nach "Görke" steige Kosumenten zufolge schnell an, betont die Chefin der Fachambulanz für Suchtprävention Clavée.

    Konsumenten berichten unter anderem von starken Angst- und Panikzuständen.

    Mandala Clavée, Leiterin der Fachambulanz für Suchtprävention und Rehabilitation beim Caritasverband für den Landkreis Emsland


    • Akute Halluzinationen: Konsumenten berichten von intensiven und beängstigenden Wahrnehmungsveränderungen.
    • Psychische Störungen: Bei vielen Konsumenten sind dauerhafte psychische Schäden wie Psychosen oder Angststörungen dokumentiert.
    • Körperliche Schäden: Die Droge belastet das Herz massiv und kann zu Herzrasen, Kreislaufkollaps oder sogar zum Herzstillstand führen.
    • Abhängigkeit: Die Droge kann sehr schnell eine starke körperliche und psychische Abhängigkeit hervorrufen.

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    Woraus besteht "Görke"?

    Die genaue Zusammensetzung variiert den Ermittlern zufolge stark. Die Basis der Droge besteht aus synthetischen Substanzen, die sowohl stimulierende als auch halluzinogene Effekte haben können. "Die Droge 'Görke', die sich bei uns im Emsland so stark verbreitet hat ist ADB-BINACA. Das ist ein synthetisches Cannabinoid und fällt unter das Betäubungsmittelgesetz", erklärt Clavée. Die Polizei warnt:

    Diese Schwankungen machen die Droge besonders gefährlich, da die Konsumenten nie sicher wissen, welche Stoffe sie tatsächlich einnehmen.

    Christopher Degner von der Polizeiinspektion Emsland

    In gewisser Weise könne "Görke" als Weiterentwicklung von synthetischen Drogen wie "Spice" betrachtet werden. Während Spice als Kräutermischung vermarktet wurde, nutzt "Görke" die Popularität von E-Zigaretten, um unerkannt konsumiert zu werden, erklärt die Polizei. "ADB-BINACA ist so hochpotent in der Wirkung, dass das sehr, sehr viel höher ist als das ursprüngliche Spice aus dem Jahr 2009", ordnet Suchttherapeutin Clavée ein.
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    Wo wird mit der Droge gehandelt?

    Die Ermittler wurden durch eine steigende Anzahl von Notfällen in Zusammenhang mit dem Konsum der Droge alarmiert. Hinweise kamen von Schulen, besorgten Eltern und medizinischem Personal, das zunehmend mit den Folgen des Konsums konfrontiert wurde, teilte die Polizei Emsland mit.

    Der Verkauf erfolgt nach aktueller Einschätzung oft über soziale Netzwerke und private Kontakte. Es gibt Hinweise darauf, dass die Droge vereinzelt auch in schulischen oder jugendlichen Kontexten auftritt, was die Präventionsarbeit in diesen Bereichen besonders wichtig macht.

    Christopher Degner von der Polizeiinspektion Emsland

    Die Polizei rät Eltern dringend dazu, mit Jugendlichen offen über die Risiken von Drogen, insbesondere in Zusammenhang mit E-Zigaretten, zu sprechen. Wachsamkeit und eine gute Beziehung zu den Kindern seien essenziell, um frühzeitig einzugreifen. Eltern sollten den Dialog suchen, ohne Vorwürfe zu machen, und auf Aufklärung setzen, empfiehlt Suchttherapeutin Clavée.

    ... ist unter der Telefonnummer 01806 313031 zu erreichen. Sie bietet telefonische Beratung, Hilfe und Informationen durch erfahrene Fachleute aus der Drogen- und Suchthilfe. An die Hotline können sich sowohl Menschen mit Suchtproblemen als auch deren Angehörige, Freunde oder Kollegen wenden. Das Angebot ist kostenpflichtig: 0,20 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz und aus dem Mobilfunknetz.

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