Radio in Polen: KI-Moderation unter starker Kritik
Umstrittenes Experiment:Radio in Polen: Menschen durch KI ersetzt?
von Natalia Bieniek
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Ein Radio-Experiment, junge Menschen mit KI-Moderatoren zu erreichen, endete abrupt. Die Reaktionen werfen ethische Fragen auf, auch wegen vorab gekündigter Mitarbeiter.
Ein polnischer Radiosender führte ein umstrittenes Experiment durch: Drei KI-Moderatoren moderierten für eine Woche eine Radiosendung. Für das Experiment gab es jedoch viel Kritik.
Quelle: AFP
Emilia Nowak, Jakub Zielinski und Alex Szulc hatten, so schien es, viele Gemeinsamkeiten: Laut ihren "Lebensläufen" studierten die jungen Journalisten etwa noch. Außerdem moderierten sie bis Ende Oktober eine zweistündige Radiosendung bei OFF Radio Krakau in Polen. Und gemein war ihnen auch: Sie haben nie existiert. Sie waren virtuelle Figuren - Künstliche Intelligenz.
Sie waren die Hoffnung des staatlich finanzierten Senders, der kaum Hörer hatte, junge Menschen zu erreichen. Das Experiment war für drei Monate geplant, doch schon nach einer Woche verstummten die "Newcomer". Die Kritik: zu groß.
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KI-Moderatoren führten eigene Radiosendung
Das Aussehen und die Stimmen der KI-Moderatoren wurden auf der Grundlage von journalistischen Beschreibungen entwickelt. Die 22-jährige "Emi" sollte eine Expertin für Popkultur sein, "Kuba" der Spezialist für Technik und Musik. Der sozial engagierte "Alex" sollte über Themen rund um Identität und Queer-Kultur sprechen.
Die Inhalte wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt und dann in Audio umgewandelt. Echte Journalisten hätten sie vor der Veröffentlichung überprüft, schreibt der Sender. Doch die Realität sah anders aus, behauptet zumindest der ehemalige Mitarbeiter Mateusz Demski.
Proteste, weil Sender Journalisten entlässt
Demski veröffentlichte einen offenen Brief, in dem er sich an den Bürgerrechtsbeauftragten der Regierung und den Rat für Medienethik in Polen wendete. Darin verwies er auf die Entlassungen von mehr als einem Dutzend Journalisten, Künstlern und Musikern, deren Verträge mit OFF Radio im September nicht verlängert wurden und kritisierte das KI-Experiment:
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Über 24.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet. Chefredakteur Marcin Pulit von OFF-Radio wies Behauptungen zurück, das Experiment habe etwas mit den Entlassungen zu tun. Stattdessen wurde es zu einem "Forschungs- und Medienexperiment" erklärt, das von Wissenschaftlern begleitet werde. Doch auf dem Instagram-Account des Senders hagelte es Kritik. Ein Nutzer schrieb:
Empörung wegen KI-Interview mit toter Dichterin
Und es blieb nicht nur bei einem Aufreger: KI-Moderatorin "Emi" führte ein Gespräch mit der polnischen Dichterin Wisława Szymborska zur diesjährigen Literaturnobelpreisverleihung. Das Problem jedoch: Szymborska verstarb bereits im Jahr 2012. Das Interview, das mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt wurde, klang ungewöhnlich intim. Sätze wie "Oh, liebe Emilia, ich freue mich, mit dir zu sprechen" oder sogar hin und wieder ein Lachen wurden in der "Stimme" der Dichterin wiedergegeben.
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Abba-Avatare & Co: Zustimmung für Bewertung relevant
Professor Sven Nyholm, der sich an der Universität München mit der Ethik Künstlicher Intelligenz beschäftigt, betont, dass die Bewertung digitaler Kopien von Menschen stark vom jeweiligen Kontext abhänge. So seien zum Beispiel die holografischen Auftritte der schwedischen Band Abba allgemein positiv aufgenommen worden.
Die ethischen Fragestellungen entfalten sich, wenn es um die Zustimmung der abgebildeten Personen geht. Im Fall von Abba wurde diese Zustimmung ausdrücklich erteilt. Doch was passiert, wenn die betreffende Person nicht mehr befragt werden kann? Im Fall von OFF Radio war die Wisława-Szymborska-Stiftung mit der Idee des Interviews einverstanden.
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Stellungnahme: OFF Radio bricht KI-Experiment ab
Für Professor Nyholm liegt das eigentliche ethische Problem aber darin, ob es legitime und wertvolle Gründe gibt, eine digitale Kopie zu erschaffen - also, ob durch diese Kopie etwas gelernt werden kann und welche Risiken dabei entstehen könnten. Ein weiterer zentraler Punkt ist der transparente Umgang mit solchen Technologien.
Im OFF Radio sind die Avatare verschwunden. In einer Stellungnahme des Senders heißt es, man habe bereits nach einer Woche so viele Beobachtungen, Meinungen und Schlussfolgerungen gesammelt, dass man entschied, das Experiment nicht weiterzuführen. Außerdem sei man von den "emotionalen Reaktionen" überrascht gewesen. Nun läuft Musik in Dauerschleife.
Quelle: ZDF
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