Wahrheit oder Lüge? :Warum KI-generierte Bilder zum Problem werden
von Kerstin Edinger
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KI-Bildbearbeitungssysteme wie Midjourney, Dall-E oder Stable Diffusion könnten die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge immer mehr verschwimmen lassen. Ist diese Sorge berechtigt?
Das Werk "Pseudomnesia: The Electrician" von Boris Eldagsen (Promptografie, 2022)
Quelle: Boris Eldagsen
In den letzten Jahren haben technologische Fortschritte die Fotografie grundlegend verändert. Auf Social Media kursieren Bilder, deren Echtheit immer schwieriger zu überprüfen ist. "Die technischen Entwicklungen sind so weit fortgeschritten. Alles, was ich auf einem Bildschirm sehe, kann KI-generiert sein", meint der Berliner Fotokünstler Boris Eldagsen.
Weltweit bekannt wurde Eldagsen im letzten Jahr, als sein KI-generiertes Bild "The Electrician" den "Sony World Photography Award" gewann und er den Preis auf offener Bühne verweigerte, um damit eine Debatte über das Thema KI anzustoßen. Eldagsen plädiert für eine klare Abgrenzung zwischen Fotografien und KI-generierten Bildern, die er lieber Promptografien nennt.
Boris Eldagsen
Quelle: www.catonbed.de / Jan Sobottka
Als Künstler arbeitet er gerne mit KI, sie beflügele seinen kreativen Prozess. Umso kritischer sieht er deren Verwendung im Fotojournalismus. Eldagsen sagt:
Gesellschaftlich macht mir KI in Bezug auf unsere Demokratie Sorgen. Künstlerisch hingegen finde ich es toll, weil es für mich eine Befreiung von materiellen Zwängen bedeutet und ich frei aus der Vorstellungskraft heraus arbeiten kann.
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Boris Eldagsen, Künstler
Appell an Verantwortung im Journalismus
Eldagsen ist Mitglied im Deutschen Fotorat, der an das verantwortungsvolle Handeln von Bildanbietern appelliert. KI-Bilder nehmen zu - nicht nur weil sie wirtschaftlich rentabel sind, sondern auch weil deren Erstellung immer leichter wird.
Wenn die KI komplette Zeitschriften erstellt
Experte: So wird KI die Arbeitswelt verändern
Vor einigen Wochen hat der Fotorat über 30 große Bildredaktionen von Journalismus bis Werbung in einem Gespräch zusammengebracht. Ein erster Schritt hin zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung.
Das Werk “Blind looking for a mirror: Me Me Me” von Boris Eldagsen (Promptografie, 2024)
Quelle: Boris Eldagsen
Eldagsen sieht aber auch die Politik in der Pflicht. Schade finde er, wenn die Politik sich dessen nicht annehme, dann spiele sie den antidemokratischen Kräften in die Hände. "Als Bürger eines freien Landes bin ich am Funktionieren der Demokratie interessiert. Und dazu gehört die freie Presse und auch der Fotojournalismus, dem ich vertrauen möchte", sagt er.
Fake News sind eine "Gefährdung für unsere Demokratie", sagt Annkatrin Kaiser von der Medienkompetenz-Initiative "Lie Detectors". Auch mit Bildmanipulation wird "politisch manipuliert".14.05.2024 | 6:00 min
Expertin warnt vor Vertrauensverlust
KI-generierte Bilder von einer Verhaftung Donald Trumps oder dem Papst im Balenciaga-Mantel, die im Netz kursieren, sind da kontraproduktiv. Sie untergraben den Glauben an den Wahrheitsgehalt von Fotografie und unterhöhlen das Vertrauen in den Journalismus generell.
Wie KI für Fake-Bilder missbraucht wird
An was soll man glauben, wenn alles in Frage steht? Prof. Judith Simon, Professorin für Ethik in der Informationstechnologie an der Universität Hamburg und Mitglied im Deutschen Ethikrat, hält diese Entwicklung für demokratiegefährdend.
Wenn wahr und falsch nicht mehr unterscheidbar scheint, verlieren Menschen Vertrauen in Medien und gesellschaftliche Institutionen. Wir sind daher aufgefordert, dieses Vertrauen zu stärken und wieder aufzubauen.
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Judith Simon, Professorin für Ethik in der Informationstechnologie
Maßnahmenpaket für KI gefordert
Doch wem kann man vertrauen und wie erkennt man, ob ein Bild real ist oder nicht? KI-Systeme zu entwickeln, die KI-Fotos labeln oder aussortieren, ist ein schwieriges Unterfangen und ein ständiges technisches Hinterherhinken. Ein Wettlauf, den man nicht gewinnen kann, meint Simon. Nur ein Paket an Maßnahmen könne Wirkung zeigen.
"Wir brauchen ein Zusammenspiel von gesetzlichen Rahmenbedingungen, Selbstverpflichtungen von Unternehmen, technischen Entwicklungen unter anderem zum Nachweis von Fälschungen und eine Förderung von Medienkompetenz", erklärt Simon.
Eldagsen: Label für authentischen Content
Auch Eldagsen ist der Auffassung, dass die Glaubwürdigkeit des Herausgebers eines Fotos immer relevanter werden wird. Er sagt:
Man muss sich in einer Demokratie die Frage stellen, wie sichern wir Authentizität.
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Boris Eldagsen, Künstler
"Ich glaube nicht, dass es dadurch geht, dass man alles, was Fake ist kennzeichnet, sondern Vertrauen wird über Quellen geleistet", so Eldagsen.
Er hält es für möglich, ein Label für authentischen Content einzuführen. Wer hat das Foto gemacht? Wie ist es entstanden? Diese Fragen werden immer wichtiger. Alles andere sei ein Kampf gegen Windmühlen.
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