Katholische Kirche:"Alarmierend": 400.000 Austritte im Jahr 2023
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Die katholische Kirche hat 2023 fast 400.000 Mitglieder verloren. Das sind zwar deutlich weniger als im Rekordjahr 2022. Die Bischofskonferenz nennt die Zahlen "alarmierend".
Die katholische Kirche verliert weiter Mitglieder.
Quelle: dapd
Der Mitgliederschwund in den beiden großen Kirchen in Deutschland setzt sich fort. Im vergangenen Jahr kehrten 402.694 Katholikinnen und Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Das geht aus einer Statistik der Deutschen Bischofskonferenz hervor.
Mehr Todesfälle als Taufen
Die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte bereits im Mai ihre Zahlen vorgelegt. Hier verzeichnete die Statistik rund 380.000 Austritte für 2023. Grund für die rückläufige Gesamtzahl der Mitglieder sind nicht nur die Kirchenaustritte.
Wie in den vergangenen Jahren auch sterben mehr katholische und evangelische Christen als durch Taufen hinzukommen.
Mitglieder christlicher Kirchen in Deutschland 2023
ZDFheute Infografik
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Der Anteil der beiden Kirchen an der Gesamtbevölkerung beträgt 24 beziehungsweise 22 Prozent. Insgesamt gehören also gut 46 Prozent der Deutschen der evangelischen oder katholischen Kirche an. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte bereits im Mai ihre Statistik veröffentlicht.
Der Mitgliederschwund wirkt sich langfristig auch auf die Einnahmen aus der Kirchensteuer und damit auf die Kirchenfinanzen aus. Viele Bistümer und Landeskirchen befinden sich daher bereits auf einem strengen Sparkurs. Dieser wirkt sich wiederum auf die Zahl der kirchlichen, sozialen und auch seelsorgerischen Angebote aus.
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Auch die Zahl der Priester und Pfarrer ist gesunken. Die Zahl der katholischen Pfarreien etwa ging von 9.624 im Jahr 2022 auf 9.418 im Jahr 2023 zurück. Weiter verzeichnet die aktuelle Statistik der Bischofskonferenz 11.702 Priester (2022: 11.987), davon 5.971 Pfarrseelsorger (2022: 6.069).
Wieder mehr Eintritte in die Kirche
Bei den Aufnahmen in die katholische Kirche weist die Statistik eine Tendenz nach oben auf, wenn auch auf niedrigem Niveau: Im vergangenen Jahr traten demnach 1.559 Menschen in die Kirche ein, 4.127 Menschen wurden wieder in die Kirche aufgenommen. Die evangelische Kirche spricht für den gleichen Zeitraum von rund 20.000 Aufnahmen, ohne dies näher aufzuschlüsseln.
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Reformversuche in beiden Kirchen
Mit dem Synodalen Weg versucht die katholische Kirche seit 2019, organisiert vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Deutschen Bischofskonferenz, Reformen in der katholischen Kirche einzuleiten.
Im vergangenen Jahr gehörten 20.345.872 Menschen der katholischen Kirche an, 2022 waren es noch 20.937.950. Bei den Protestanten sank die Zahl von 19.150.000 auf 18.560.000. Das entspricht einem Anteil von rund 24 beziehungsweise 21,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung. 2021 war der Gesamtanteil (26,0 + 23,5) erstmals unter 50 Prozent gefallen.
2023 traten 402.514 (2022: 522.652) Menschen aus der katholischen und rund 593.000 (2022: 380.000) aus der evangelischen Kirche aus.
Die katholische Kirche verzeichnete im vergangenen Jahr rund 5.700 Aufnahmen, nämlich 1.559 Eintritte (2022: 1.447) und 4.127 Wiederaufnahmen (2022: 3.753). Die evangelische Kirche spricht für den gleichen Zeitraum von rund 20.000 Aufnahmen, ohne dies näher aufzuschlüsseln.
In der katholischen Kirche waren es im vergangenen Jahr 131.245 Taufen (2022: 155.173), in der evangelischen Kirche rund 140.000 (2022: 165.000). Fachleute führten die vergleichsweise höheren Tauf-Zahlen im Jahr 2022 - wie bei den Hochzeiten - zum Teil auf "Nachholeffekte" nach der Corona-Pandemie zurück.
Die katholische Kirche meldet für 2023 wieder weniger Trauungen als im Vorjahr (27.565 im Vergleich zu 35.467 im Jahr 2022). Auf evangelischer Seite stammt die aktuellste Zahl - 17.869 - aus dem Jahr 2021.
Im Durchschnitt besuchten 1,27 Millionen Katholikinnen und Katholiken am Wochenende Gottesdienste, das waren rund 6,2 Prozent aller Mitglieder. Dabei wurde die digitale Teilnahme nicht mitgezählt. 2022 lag die Teilnehmerzahl bei 1,19 Millionen, also rund 5,7 Prozent. Die evangelische Kirche gab zuletzt 2021 an, dass im Schnitt rund 706.000 Mitglieder (3,8 Prozent) am Wochenende und an Feiertagen Gottesdienste besuchten.
Quellen: Deutsche Bischofskonferenz, Evangelische Kirche in Deutschland
Beide Gremien wollen Änderungen erreichen in der kirchlichen Sexualmoral, bei der Rolle von Frauen in der Kirche, beim Umgang mit Macht und beim Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals.
Die EKD versucht, den sinkenden Pfarrer- und Mitgliederzahlen über Modernisierung, Zusammenlegung von Kirchengemeinden und mehr Kooperationen etwa mit Kommunen zu begegnen.