Karneval in Köln: Motivwagen für Rosenmontag zeigen "Flagge"

    Motivwagen für Rosenmontagsumzug:Karneval zeigt "deutlich Flagge"

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    von Ralph Goldmann
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    Ampel-Scheitern, Ukraine-Krieg, Trump-Wahl: das sind einige der Themen der diesjährigen Rosenmontagszüge am Rhein. Einige Motivwagen wurden vorgestellt - aber nicht alle.

    Zugfiguren des Mainzer Karnevals
    Die vorgezogene Bundestagswahl kommt dem politischen Karneval sehr gelegen. Vor dem Start am Donnerstag wurden in Mainz die ersten Zugfiguren für den Rosenmontag vorgestellt.25.02.2025 | 0:22 min
    Es hat immer etwas Staatstragendes, wenn in Köln die Mottowagen des Rosenmontagszuges vorgestellt werden. Als sich am Mittag das Rolltor der Wagenhalle auf dem Gelände des Kölner Festkomitees öffnete, da ertönten Trommeln und Fanfaren und das Kinderdreigestirn durfte symbolisch das Rote Band zerschneiden.
    In der Halle konnte man dann sehen, was sich die Macher in dieser Session zu Lokal-, Bundes- und Weltpolitik haben einfallen lassen. Das war vor allem wegen der kurzfristig anberaumten Neuwahl nicht ganz einfach. Deshalb mussten sich die Kölner Wagenbauer sputen.

    Wagen bleibt bis Umzug unter Geheimhaltung

    Die Idee für den letzten freien Wagen entstand erst nach der Wahl, sagt Zugleiter Marc Michelske: "Einen Wagen haben wir übriggelassen. Den werden wir jetzt zu Ende planen und hoffentlich dann in den Bau geben können."
    Ein weiterer Wagen soll bis zum Morgen des Umzuges geheim gehalten werden. Bisher sucht man Noch-Kanzler Olaf Scholz und Bald-Kanzler Friedrich Merz vergeblich als Großfiguren. Dass der Wahlkampf diesmal in die Karnevalssession gefallen sei, sei eine große Herausforderung gewesen, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn:

    Die Gesellschaft war enorm politisiert, und der Karneval hat hier deutlich Flagge gezeigt und geworben für eine offene, tolerante Gesellschaft.

    Christoph Kuckelkorn, Präsident des Kölner Festkomitees

    Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Motivwagen zum Thema Trump steht beim Richtfest des Kölner Rosenmontagszuges in der Wagenhalle
    Ein Motivwagen zum Thema Trump steht beim Richtfest des Kölner Rosenmontagszuges in der Wagenhalle.
    Quelle: dpa

    Kölner Karneval im Zeichen der Liebe

    Beim Kölner Rosenmontagsmotto dreht sich dieses Jahr alles um das Thema Liebe, die ja im kölschen Motto "FasteLOVEnd - wenn Dräum widderblöhe" (Karneval - wenn Träume wieder blühen) bereits enthalten ist.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versucht, Russlands Wladimir Putin die Botschaft "Make Love not War" einzuhämmern, und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach überbrückt Lieferengpässe bei Medikamenten und Personalmangel im Gesundheitswesen mit dem Rezept "Liebe ist die beste Medizin".
    Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Motivwagen zum Thema Gesundheitspolitik steht beim Richtfest des Kölner Rosenmontagszuges in der Wagenhalle.
    "Liebe ist die beste Medizin": Motivwagen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
    Quelle: dpa

    Scholz, Lindner und Habeck als "Bruchpiloten"

    Auch fast 150 Kilometer rheinaufwärts wollen sie einen Wagen bis zum Schluss geheim halten. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) stellte parallel zu den Kölnern neun Mottowagen vor. Auch Wagenbauer Stefan Hisge ist wie sein Kölner Pendant zum ersten Mal dabei und gleich gefordert: "Wir wollen natürlich einen möglichst aktuellen Wagen präsentieren und haben die politische Lage beobachtet, um uns vorzubereiten." Jetzt werde daran gearbeitet, diesen auch pünktlich fertigzustellen.
    Olaf Scholz ist jedenfalls schon fertig. Er ist gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck in einem abgestürzten Doppeldecker zu sehen, aus dem FDP-Chef Christian Lindner bereits hinauskatapultiert wurde. Aus den Himmelsstürmern seien Bruchpiloten geworden, begründete der MCV die Darstellung.
    Rheinland-Pfalz, Mainz-Mombach: Der Motivwagen "Bruchpiloten" zeigt eine Darstellung mit dem FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner (l-r), Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck als Bruchpiloten mit Bezug zum Aus der Ampelkoalition.
    Der Mainzer Motivwagen "Bruchpiloten" zeigt FDP-Chef Lindner, Kanzler Scholz und Vizekanzler Habeck im freien Fall.
    Quelle: dpa

    Russlands Präsident Wladimir Putin wird als James-Bond-Schurke Blofeld dargestellt, der den nordkoreanischen Alleinherrscher Kim Jong-un in Gestalt einer weißen Perserkatze auf dem Schoß sitzen hat.
    Und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) versucht auf einem anderen Motivwagen, einer verrosteten Dampflok einen ICE-Anstrich zu verpassen.

    Düsseldorfer zeigen Appetithäppchen

    Wieder 170 Kilometer rheinabwärts in Düsseldorf haben sie die Mottowagen bis zum Rosenmontag stets komplett geheim halten. Doch diesmal will die neue Spitze des Düsseldorfer Carnevals Comitees (CC) mit dieser Tradition brechen und ausnahmsweise zwei Wagen vorab zeigen sozusagen als Appetithäppchen in einer Fernsehsitzung, sagt CC-Präsident Lothar Hörnig: "Wir wollen den Menschen den Düsseldorfer Karneval schmackhaft und interessant machen."
    Der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly ist für seine umstrittenen Motiv, mit denen er gerne aneckt, bekannt.
    Karneval mit gutem Gewissen feiern
    Wie das Kostüm auch nachhaltig und preiswert gelingen kann.20.02.2025 | 3:32 min

    Karnevalisten legen sich mit Kirche an

    Das haben sie im Vorfeld zumindest auch in Köln hingekriegt. Die Karnevalisten haben sich mit der Kirche angelegt. Zu sehen ist ein Beichtstuhl, aus dem ein Priester einen Messdiener zu sich winkt. Darunter steht geschrieben: "Jesus liebt dich".
    Die städtische CDU zeigte sich in einem Brief an das Festkomitee verärgert, nannte die Darstellung "abstoßend, verletzend und geschmacklos": "Dieses an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbietende Bild sollte den Kölner Rosenmontagszug und den Karneval insgesamt nicht herabwürdigen". Das Bistum schrieb: "Nein, es ist weder lustig, noch geht im Karneval alles." Der Punkt sei, dass hier Jesus selbst mit dem Missbrauch in Verbindung gebracht werde.
    Marc Michelske zeigte sich über die Kritik irritiert: "Nicht die Darstellung des Missbrauchs ist geschmacklos und peinlich, sondern vielmehr der Missbrauch selbst und der Umgang damit." Von den Missbrauchs-Betroffenen habe man positive Reaktionen bekommen.

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    Quelle: dpa

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    Quelle: Mit dpa, epd

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