Klimawandel: Was den Kaffee jetzt noch retten kann
Klimawandel bedroht Ernte:Was den Kaffee jetzt noch retten kann
von Luca Vogel
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Von Cappuccino bis hin zu Espresso: Die Klimakrise bedroht die weltweite Kaffeeproduktion. Die Zukunft könnte "Liberica" heißen - eine wiederentdeckte wilde Art.
Das Lieblingsgetränk der Deutschen ist bedroht: der Kaffee. Die Pflanzen sind empfindlich, der Klimawandel setzt ihnen zu. Bis 2050 droht die Hälfte der Anbauregionen ungeeignet zu werden.18.07.2024 | 29:44 min
Ob daheim als Start in den Tag, als Coffee to go oder Genuss im Café: Kaffee ist nach Wasser das Lieblingsgetränk der Deutschen, acht von zehn Erwachsenen trinken ihn täglich oder mehrfach die Woche. Weltweit erfreuen sich die aromatischen Bohnen steigender Beliebtheit. Doch die wachsende Nachfrage droht auf ein sinkendes Angebot zu stoßen.
So viel Kaffee trinkt Deutschland
Auf der Suche nach dem Kaffee der Zukunft
Die Agrarökonomin Sophie von Loeben ist nach Uganda gereist. Sie und ihr Team vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wollen von den Kaffeefarmerinnen und -farmern lernen. 1,8 Millionen Menschen bauen in dem ostafrikanischen Land die beliebte Bohne an, und ihre Lebensgrundlage ist bedroht.
Denn die Klimakrise zeigt bereits erste Auswirkungen: Dürren, Starkregen und Schädlingsbefall nehmen zu. Es kommt zu Ernteausfällen bei den dominierenden Kaffee-Arten "Arabica" und "Robusta". Die Forscherin erklärt:
Anhand von Kaffee lassen sich so gut wie an kaum einer anderen Nutzpflanze die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft im globalen Süden erzählen - und warum wir Anpassungen brauchen.
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Sophie von Loeben, Agrarökonomin
Obwohl über 130 wilde Kaffee-Arten bekannt sind, werden nur zwei auf dem Weltmarkt gehandelt: 57,5 Prozent der Produktion macht die beliebte Arabica aus, gefolgt von Robusta-Kaffee mit 42,5 Prozent.
Liberica macht weniger als ein Prozent des weltweit angebauten Kaffees aus und wird eher untergemischt, da es bislang keine Nachfrage gibt.
5 Prozent des Kaffees in Deutschland tragen das Fairtrade-Siegel.
Für eine einzige Tasse Kaffee werden durchschnittlich etwa 130 Liter Wasser verbraucht - fast eine Badewanne voll.
Pro Tasse gelangen 80 g klimaschädliche Treibhausgase in die Atmosphäre – so viel wie bei einem halben Kilometer Autofahrt.
Deutschland ist der weltweit zweitgrößte Importeur von Rohkaffee, nach den USA. Beim Export von Kaffee-Produkten ist Deutschland sogar Weltmeister.
Das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern, die auf den rund 12,5 Mio. Kaffee-Farmen arbeiten, liegt in acht der zehn wichtigsten Anbauländer an oder unterhalb der Armutsgrenze.
Klimawandel gefährdet den Kaffeeanbau
Das Problem: Arabica und Robusta wachsen nur in einem bestimmten Teil der Erde, dem sogenannten Kaffeegürtel, der sich rund um die Welt entlang des Äquators zieht. Kaffeepflanzen brauchen ein stabiles tropisches Klima.
Und die Menschen vor Ort spüren: Das ändert sich gerade. Bis 2050 droht der Klimawandel die Hälfte der Region für den Anbau unbrauchbar zu machen. Von Loebens Kollege, David Abigaba meint:
Das hat nicht nur Folgen für Kaffeetrinker, sondern auch für das Ökosystem als Ganzes.
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David Abigaba, Agrarökonom
"Einerseits steigt die Nachfrage nach Kaffee, gleichzeitig aber gehen geeignete Anbauflächen verloren, sagen die Prognosen. Menschen, die vom Kaffeeanbau leben, könnten sich gezwungen sehen, in Naturschutzgebiete und Wälder auszuweichen, was ökologisch nicht gut wäre."
Ugandas Hoffnungsträger: Liberica als klimaresistenter Kaffee
Deshalb haben manche hier begonnen, eine fast in Vergessenheit geratene Kaffeepflanze anzubauen: Die wilde Art "Liberica" scheint resistenter gegen Wetterextreme zu sein. Der Farmer Davis Kuloba, Vater von acht Kindern, hat damit gute Erfahrungen gemacht: "Liberica hilft mir, zu überleben."
Mit einer Befragung von über 800 Kleinbauern und -bäuerinnen sowie Klimamodellen untersuchen die Forschenden aus Potsdam das Potenzial von Liberica. Den höheren Ernteerträgen aber stehen neue Herausforderungen entgegen:
So ist das Pflücken der Bohnen nicht so einfach wie bislang. Arabica und Robusta werden meist auf Sträucher von ein bis zwei Metern gestutzt - die Früchte der Liberica aber wachsen in den Wipfeln hoher Bäume. Das Ernten ist nur auf einer hohen Leiter möglich, die Unfallgefahr ist groß.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Geschmack, der zumindest europäischen Zungen wohl noch nicht munden dürfte, so die Einschätzung von Sophie von Loeben.
Klimaforscherin Sophie von Loeben schaut sich in Uganda eine von Schädlingen befallene Kaffeepflanze an.
Quelle: Felix Jäkel
"Wir können den Farmern nur dann den Rat geben, Liberica anzubauen, wenn wir wissen, dass ihnen die Sorte auch abgenommen wird", sagt Sophie von Loeben. Deshalb experimentieren sie in Uganda und andernorts noch mit einer verbesserten Weiterverarbeitung von Liberica und testen Kreuzungen mit herkömmlichen Arten. Der Kaffee der Zukunft ist in der Mache.
Quelle: dpa
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