Shoa-Überlebende: "Ich dachte immer, der Himmel ist rot"

    Holocaust-Überlebende berichten:"Ich dachte immer, der Himmel ist rot"

    Porträt Stefan Brauburger
    von Stefan Brauburger
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    Es sind Botschaften gegen Ausgrenzung, Hetze und Gewalt - und es ist ein Appell an die Jugend: In dem Projekt "ZEUGNISSE" teilen 15 Holocaust-Überlebende ihre Erinnerungen.

    Holocaust-Überlebende erzählen ihre Lebensgeschichten
    Diese Menschen teilen im Projekt "ZEUGNISSE - Interviews mit Holocaust-Überlebenden" ihre Erfahrungen.
    Quelle: ZDF und [F] privat/[F+M] ZDF

    "Die Zeit, die wir jetzt erleben, ist für uns alle - vor allem als Juden - eine sehr, sehr, sehr traumatisierende und bedenkliche. Mit Angst erfüllt", sagt Herbert Rubinstein, der in der Nazi-Zeit mit seiner Familie nur knapp der Verschleppung aus dem Ghetto Czernowitz in ein Vernichtungslager entging. "Denn der Judenhass hat sich in Deutschland, aber auch weltweit in den letzten Monaten seit dem 7. Oktober enorm gesteigert."
    Herbert Rubinstein, der viele Jahre Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde im Rheinland war, ist einer von 15 Shoah-Überlebenden, die für die jungen und künftigen Generationen ihre Lebensgeschichten erzählen, um die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten - damit nicht in Vergessenheit gerät, was Menschen anderen Menschen antun können. "ZEUGNISSE - Interviews mit Holocaust-Überlebenden" ist ein Projekt des ZDF in Zusammenarbeit mit der Claims Conference.

    ... ist ein gemeinsames Projekt der Claims Conference und des ZDF. Die Filmbeiträge mit den Berichten von 15 Überlebenden des Holocaust werden über die ZDFmediathek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch die Claims Conference wird die Interviews für mediale Bildungszwecke einsetzen.

    Die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte und der Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands (VGD) planen, zum "Zeugnisse"-Projekt Unterrichtmaterial zu erstellen und es im Kontext der Videos abrufbar zu machen.

    Holocaust-Gedenktag - Auschwitz-Birkenau
    79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sprechen Jüdinnen und Juden über ihr schweres Erbe und appellieren an Bewusstsein und Verantwortung für eine freie Gesellschaft.27.01.2024 | 3:02 min

    Auschwitz-Überlebende: "Es war alles wie ein Inferno"

    Ruth Melcer ist 89 Jahre alt und hat noch immer sehr lebendige Erinnerungen an das Vernichtungslager Auschwitz:

    Es war so ein Albtraum. Es war alles wie ein Inferno. Die Toten, die Appelle, der Geruch. Und ich dachte immer, der Himmel ist rot.

    Ruth Melcer, Holocaust-Überlebende

    Aviva Goldschmidt spricht über die bedrückende Angst vor Entdeckung, die sie in einem Versteck erlebte: "Was mich geprägt hat, war der Satz meiner Mutter: Du darfst nicht weinen, du darfst nicht singen, du darfst nicht lachen. Du musst immer ganz, ganz leise sein".
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    Die Todesfabrik Auschwitz sollte ihre "Effizienz" 1944 noch steigern. Täglich starben Tausende Juden. Was die Opfer erlebten und die Täter antrieb, zeigen erschütternde Zeugnisse.28.01.2020 | 88:46 min

    "Auf einmal wurden wir von nichtjüdischen Kindern beschimpft"

    Wie es sich anfühlt, als Kind plötzlich ausgegrenzt zu werden, hat Herbert Rubinstein als Fünfjähriger zum ersten Mal erfahren: "Mit anderen nichtjüdischen Kindern spielten wir regelmäßig auf der Straße. Und auf einmal haben sie uns beschimpft und wir konnten überhaupt nicht verstehen warum?"
    Leon Weintraub beschäftigt seit Jahrzehnten die Frage der Versöhnung - von den 80 Mitgliedern seiner engsten Familie überlebten nur 16 den Holocaust.

    Das Wort Versöhnung ist für mich annehmbar, denn Vergeben, Verzeihen ist für mich unmöglich.

    Leon Weintraub, Holocaust-Überlebender

    Markus Lanz vom 30. Januar 2024: Markus Lanz, Leon Weintraub, Nadine Lindner, Harald Jähner
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    Shoah-Überlebende über das Erinnern und die Rolle der Jugend

    Angesichts zunehmender Feindlichkeit gegenüber Juden, die bis in die Mitte der Gesellschaft reicht, sind die Erzählungen der Shoah-Überlebenden die womöglich wichtigsten und eindringlichsten Botschaften gegen antisemitische Ausgrenzung, Hetze und Gewalt. Ihre Lebenserinnerungen sollen im Rahmen des "Zeugnisse"-Projekts auch für den Unterricht an Schulen aufbereitet werden.
    Die Shoah-Überlebende Eva Umlauf hält es für "sehr wichtig", gerade an junge Menschen zu appellieren. "Warum? Weil sie die Zukunft sind. Weil sie alles in der Hand haben." Sie fügt hinzu:

    Sie müssen unsere Demokratie schützen. Wenn sie das nicht tun, dann haben wir keine.

    Eva Umlauf, Holocaust-Überlebende

    "Die Wannseekonferenz - Die Dokumentation": Frontansicht Villa am Wannsee, winterliche Stimmung.
    Es war die wohl mörderischste Konferenz in der Geschichte der Menschheit. Das Thema: Planungen zur Ermordung von 11 Millionen Juden in Europa.24.01.2022 | 44:57 min

    "Es gibt die zwei Wörter: Nie wieder!"

    Gemeinsam wenden sich die Shoah-Überlebenden in den "ZEUGNISSEN" denn auch vor allem an die Jugend: "Es gibt die zwei Wörter: Nie wieder!", sagt Assia Gorban. "Ich glaube, dass die junge Generation, auch die ältere, alle Generationen nach dem Krieg wissen, was passiert ist. Und sie verstehen, dass das nie wieder passieren darf."
    Ziel des Projekts sei es auch, "den jungen und nachkommenden Generationen zu vermitteln, dass das, was Menschen in der Nazi-Zeit Juden angetan haben, einen Bezug zu ihrem Leben heute hat", sagt Rüdiger Mahlo, der Repräsentant der Claims Conference in Europa. "Niemand kann das so eindrücklich vermitteln wie die Überlebenden der Shoah selbst."

    ... wurde im Jahr 1951 von 23 jüdischen Organisationen gegründet und vertritt die Interessen und Ansprüche jüdischer Opfer des nationalsozialistischen Regimes und deren Nachfahren gegenüber der deutschen und der österreichischen Regierung. Sie stellt mit ihrer Förderung der "Holocaust Education" die Dokumentation und Erforschung der Shoah sowie die pädagogische Vermittlung an die nachkommenden Generationen sicher.

    Es sind Vorbilder

    Die "ZEUGNISSE" führen vor Augen: Die Überlebenden der Shoah sind Menschen, die trotz der Leiden, die sie in ihrer Jugend erfahren mussten, besondere Kraft bewiesen, die eine Existenz und eine Familie aufbauten, enormen Lebenswillen und Zuversicht zeigten.
    Heute beweisen sie diese Kraft einmal mehr. Trotz ihrer schwer erträglichen Erinnerungen erzählen sie ihre Geschichte, um der jüngeren Generation ihre Botschaft für eine bessere Zukunft weiterzugeben. Das macht sie zu Vorbildern.
    Stefan Brauburger leitet die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte

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