Flut im Süden: Feuerwehrmann stirbt, ICE entgleist

    Unwetter in Süddeutschland:Feuerwehrmann stirbt, ICE entgleist

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    Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin für große Teile Süddeutschlands vor Starkregen. In Pfaffenhofen kam ein Feuerwehrmann bei einem Einsatz ums Leben. Eine Übersicht.

    Überschwemmungen, Gewächshäuser
    In vielen Landkreisen gilt der Katastrophenalarm. Tausende Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden. Mindestens ein Feuerwehrmann kam im Einsatz ums Leben.02.06.2024 | 2:18 min
    In vielen Gemeinden entlang der von Dauerregen belasteten Flüsse in Süddeutschland ist es am Wochenende zu heftigen Überschwemmungen gekommen. Laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) besteht weiterhin die Gefahr von teils unwetterartigen Gewittern mit Starkregen.
    Ein Überblick:

    Mehrere Kommunen rufen Katastrophenfall aus

    In Bayern haben mehrere Kommunen den Katastrophenfall ausgerufen, zuletzt die Stadt Straubing in Niederbayern. Der DWD warnte für den Abend und die Nacht vor 50 bis 70 Litern Regen pro Quadratmeter in kurzer Zeit.
    Allein in Bayern sind laut Landesinnenministerium bislang 3.000 Menschen von Evakuierungen betroffen. Menschen wurden auch mit Booten und Hubschraubern aus ihren Häusern geholt.

    • Starke Regenfälle haben in Bayern und Baden-Württemberg zu heftigen Überschwemmungen geführt.
    • Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat mittlerweile alle Unwetterwarnungen aufgehoben. Die Pegelstände sanken und die Aufräumarbeiten laufen.
    • Die Zahl der bekannten Todesfälle stieg auf sechs Menschen.
    • Mehrere Landkreise und die Städte Regensburg und Passau hatten den Katastrophenfall ausgerufen, in einigen Orten gab es Dammbrüche. Mehrere Gemeinden wurden evakuiert.

    "Wenn das auf die gesättigten Böden trifft, dann hat man dort auch wieder schnell Überflutungen", so ein DWD-Meteorologe.

    Diese Unwetterwarnungen gelten aktuell

    Viele Unwetterwarnungen gelten aktuell bis Mitternacht. Der DWD warnt vor allem vor heftigen Gewittern mit Starkregen.
    In mehreren Städten kamen bis zum frühen Samstagmorgen Niederschlagsmengen von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden zusammen.
    Gespräch mit Katja Horneffer
    Die Unwetter in Süddeutschland haben ein hohes Gefahrenpotenzial. Wo die Gewitter am stärksten ausfallen und wo es gefährlich wird, weiß ZDF- Meteorologin Katja Horneffer.31.05.2024 | 1:10 min
    So ist die Lage in den einzelnen Bundesländern:

    Die Lage in Bayern

    Bei einer Rettungsaktion in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern starb ein 42-jähriger Feuerwehrmann. Dem zuständigen Landratsamt zufolge kenterte er bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot und wurde am frühen Sonntagmorgen tot geborgen. Ein weiterer Feuerwehrmann wird in Offingen seit der Nacht vermisst. Der 22-Jährige war ebenfalls in einem Boot unterwegs.
    Im Kreis Pfaffenhofen spitzte sich die Lage am Sonntag zu. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem unberechenbaren Hochwasser, "das wir so auch noch nie verzeichnen mussten". Ein Damm ist dort bereits gebrochen, ein weiterer droht zu brechen.
    In Schrobenhausen wurde in einem überfluteten Keller eine vermisste Frau vermutet. In Bad Wörishofen fielen laut DWD bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden. Der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat.
    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) besuchten betroffene Gebiete. Am Montag werden auch Kanzler Olaf Scholz und Bundesinenministerin Nancy Faeser (beide SPD) im Hochwassergebiet in Reichertshofen erwartet.
    Rettungskraft auf Rettungsboot
    Allein in Bayern müssen 3.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Zehntausende Rettungskräfte sind im Einsatz. In Offingen wird ein Feuerwehrmann vermisst. 02.06.2024 | 1:40 min
    sgs wetter
    In der Nacht klingen die heftigen Gewitter in den Hochwassergebieten ab, erklärt Dr. Katja Horneffer, Leiterin des ZDF-Wetterteams. Aber morgen kann es örtlich wieder stark regnen.01.06.2024 | 1:03 min

    Überflutungen in Baden-Württemberg

    Während sich die Lage in Bayern am Sonntag teils weiter zuspitze, atmeten in Baden-Württemberg die ersten Einsatzkräfte durch. Zum Beispiel in Ochsenhausen nördlich des Bodensees sagte der dortige Bürgermeister Christian Bürkle, es zeichne sich langsam Besserung ab. Der Pegel des Flusses Rottum sei wieder etwas gesunken.
    Dagegen standen Teile der Gemeinde Meckenbeuren am Bodensee noch unter Wasser. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte: "Auch für die kommenden Stunden ist in vielen betroffenen Regionen lokaler Starkregen angekündigt."
    Glück im Unglück hatten Reisende des ICE, der bei Schwäbisch Gmünd entgleiste. Bei dem Unfall am Samstagabend wurde nach Angaben der Deutschen Bahn niemand verletzt. Die für den Fernverkehr wichtige Strecke zwischen Stuttgart und München war zwischenzeitlich gesperrt. Der Zug wurde am Sonntag geborgen. Dem Bahnsprecher zufolge sprangen die ersten beiden Waggons auf der Fahrt von München nach Köln aus den Gleisen, kippten aber nicht um. Auch anderenorts im Süden waren Bahnstrecken gesperrt.
    Einsatzkräfte an einem entgleisten ICE
    Wegen der Unwetter ist in Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg ein ICE entgleist: Der viele Regen hatte einen Erdrutsch ausgelöst. Die 185 Fahrgäste blieben unverletzt.02.06.2024 | 0:19 min

    Lage im Osten Deutschlands

    In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mussten Feuerwehren nach einzelnen heftigen Regengüssen ausrücken, weil Keller und Straßen unter Wasser standen. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Südthüringen ging zum Beispiel eine Schlammlawine herunter. Auch in der Schweiz gab es Einsätze wegen Starkregens.
    Aktuelle Hochwasserwarnungen
    ZDFheute Infografik
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    Appell an die Bevölkerung zur Vorsicht

    Behörden in mehrere Regionen Deutschland riefen die Bevölkerung angesichts des Wetters zur Vorsicht auf. Das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie appellierte, im Falle von Hochwasser und Überflutungen auf die eigene Sicherheit zu achten. Das heißt, die Bürger sollen:
    • sich von Fließgewässern fernhalten,
    • bei Starkregen mit Wassereinbruch nicht in Keller, Tiefgaragen und Unterführungen gehen oder fahren,
    • überflutete Bereiche weder zu Fuß noch mit dem Fahrzeug durchqueren.
    Einige Kreise beklagten zudem Hochwasser-Touristen. Der Landkreis Augsburg rief die Menschen dazu auf, die Gebiete zu meiden, um Rettungsteams nicht unnötig zu belasten.

    Ausfälle im Bahnverkehr

    Das Wetter wirkte sich auch auf Bahnreisende aus. Laut Deutscher Bahn ist der Fernverkehr in Süddeutschland stark beeinträchtigt, teilweise ist auch der Nahverkehr betroffen. Die Bahn rät von Reisen in die Hochwassergebiete ab. Man solle zudem damit rechnen, dass noch verkehrende Züge stark ausgelastet sein können. Tickets können teils zu einem anderen Zeitpunkt genutzt werden.
    • Zu Ausfällen kommt es zwischen: München und Berlin sowie Karlsruhe und Zürich, Stuttgart und Frankfurt, Karlsruhe und Nürnberg, Augsburg und Oberstdorf
    • Verspätungen kann es auf folgenden Strecken zwischen Nürnberg und Würzburg sowie München und Nürnberg geben.
    ZDF-Reporter Stefan Leifert live aus Manching
    Die Überschwemmungen beeinträchtigen auch die Verkehrssituation. Bei Ingolstadt drohen zwei Dämme zu brechen. ZDF-Reporter Stefan Leifert ist vor Ort und schätzt die Lage ein.02.06.2024 | 2:11 min

    So geht es weiter

    Der DWD warnt vor weiteren Starkregenfällen vor allem im Süden Deutschlands. Am frühen Sonntagabend seien insbesondere im Raum Stuttgart extreme Regenmengen möglich. Auch an den Alpen könne es kräftige Gewitter mit Starkregen geben, außerdem von Sachsen bis ins südliche Brandenburg und nach Berlin hinein.
    In der Nacht könnten der Schwarzwald, die Schwäbische Alb und das Alpenvorland bis zum Bayerischen Wald von teils kräftigen Gewittern, gebietsweise auch von mehrstündigem Starkregen betroffen sein.
    Für den Montagvormittag sagen die Meteorologen im Alpenvorland südlich der Donau schon am Vormittag Schauer voraus, ab dem Mittag verstärkt Gewitter, dann auch im Bayerischen Wald. Dabei besteht erneut die Gefahr von Starkregen, örtlich von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde.
    Quelle: dpa, AFP

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