Hochwasser in Reichertshofen: "Es war wirklich eine Welle"
Überflutungen in Reichertshofen:Hochwasser: "Es war wirklich eine Welle"
von Christian Harz, Christiane Lange
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Anwohner, die mit Biertischen ihre Häuser schützen wollen, Sandsäcke, die mit Pylonen befüllt werden: Die Bilder, die diese Flut hinterlässt, bewegen. Drei Menschen berichten.
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Während in Teilen Bayerns Menschen noch gegen die Fluten kämpfen, rattern in Reichertshofen bereits Pumpen und Generatoren - die zu weiten Teilen auch in Eigenregie organisiert wurden, wie Anwohner berichten. Wie die bayerische Gemeinde die letzten Tage erlebt hat, schildern die Menschen vor Ort.
Ernüchterung, dass die Schutzmaßnahmen nicht hielten
Man habe sich Tage vorbereitet, berichtet Michael Franken, Bürgermeister von Reichertshofen. "Sonntagfrüh haben wir uns um sechs Uhr getroffen und hatten die Nachricht vom Fluss aufwärts, dass wir uns auf extremes Hochwasser weit über dem hundertjährigen Bemessungshochwasser einstellen müssen", erklärt Franken.
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Kurz darauf sei schnell deutlich geworden, "dass die Arbeit der letzten Tage umsonst war, dass kein Bereich, den wir versucht haben, extra zu schützen, gehalten werden kann", so der Bürgermeister.
"So viel mehr als in der Vergangenheit, dass an Stellen das Wasser ausgetreten ist aus dem Fluss, an denen es noch nie ausgetreten war", schildert Franke die Lage.
"Da ist dann auch der Strom ausgefallen, weil das naheliegende Umspannwerk beschädigt wurde." Man habe noch immer keinen Strom in großen Teilen des Ortes. Franke hofft, dass die Infrastruktur bald einigermaßen wiederhergestellt werden könne.
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Mit Gartenpumpen gegen den vollgelaufenen Keller
Bei Faruk Jashari in Reichertshofen läuft der Keller seit zwei Tagen voll. "Ich habe Angst, dass das Erdgeschoss absäuft", sagt er. Mit Gartenpumpen von Bekannten versucht er, das Wasser im Erdgeschoss runterzuhalten - auch damit der Stromkasten nicht im Hochwasser steht.
Wirklich voran kommt er mit den Gartenpumpen aber nicht. Von offizieller Seite gebe es weder Pumpen noch Informationen. "Wir haben keine Pumpen bekommen, gar nichts, womit wir das Wasser abpumpen können."
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Er warte seit den Morgenstunden darauf, "dass irgendeine Pumpe gebracht wird mit Feuerwehrschlauch, mit der ein bisschen mehr weggeht". Doch niemand sei gekommen, so Faruk, "kein einziger Feuerwehrmann oder irgendwer anderes".
"Die Leute sollen uns helfen und nicht irgendwelche Fotos oder sonst irgendwas machen", findet Faruk.
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Wenig Schlaf für Feuerwehr
Matthias ist Feuerwehrmann im Nachbarort, wegen des Hochwassers ist er jetzt in Reichertshofen im Einsatz. Die ganzen Einsatzkräfte seien bereits seit "drei, vier Tagen im Dauereinsatz, bekommen nur wenig Schlaf", erzählt er von seiner Arbeit. Erschwert wird der Einsatz durch fehlende Gerätschaften:
Auch die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten verschärfen die Situation: "Bei uns in Markt Reichertshofen ist es so, dass eben auch die Stromversorgung abgeschnitten worden ist - und somit liegen jetzt auch alle Telefone blank", so der Feuerwehrmann.
Deswegen sei man auf Funk angewiesen. Aufgrund der vielen Einsätze sei aber auch der Funk "irgendwo am Ende". Man tue alles, was geht, allerdings sei auch bei der Feuerwehr vor Ort "irgendwann das Limit erreicht", dann müsse man "eins nach dem anderen abarbeiten."
Alle Entwicklungen zu den Hochwassern in Süddeutschland in unserem Liveblog: