"Durchbruch" bei HIV-Bekämpfung:Spritze schützt effektiv vor HIV-Infektion
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Gilt als riesige Erleichterung für Menschen, die ein hohes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren: Die Spritze Lenacapavir ist eine Alternative zur Prophylaxe in Tablettenform.
Lenacapavir schützt effektiv vor einer Infektion mit dem HI-Virus, in Form einer halbjährlichen Spritze.
Quelle: AP
Tobias ist 25 und schützt sich seit einigen Jahren bereits durch ein Medikament gegen eine HIV-Infektion. Jeden Tag nimmt er eine Tablette zu sich, die sogenannte Prep. Tobias, der Sex mit Männern hat, kann so auf Kondome verzichten. Alle drei Monate geht er zu einem Kontrolltermin bei seinem Arzt.
Bald aber könnte sich das ändern. Denn es könnte eine neue Art der Prophylaxe geben: eine Spritze alle sechs Monate. Für Tobias käme diese Methode jedenfalls in Betracht:
Tobias hat allerdings noch ein paar Fragen. Etwa wie sicher die Spritze ist und ob sie Nebenwirkungen hat.
PrEP ist die Abkürzung für Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Deutsch: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt. Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Die PrEP schützt so gut wie Kondome oder Schutz durch Therapie vor HIV, wenn sie richtig angewendet wird.
Quelle: Deutsche Aidshilfe
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Quelle: Deutsche Aidshilfe
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Spritze gegen HIV - alle sechs Monate?
Die halbjährliche Spritze mit dem Medikament Lenacapavir schützt effektiv vor einer Infektion mit HIV. Das bestätigen Daten der zulassungsrelevanten Phase-3-Studie "Purpose 2", die im "New England Journal of Medicine" ("NEJM") vorgestellt werden.
Mit Lenacapavir sei ein echter Durchbruch gelungen, sagt Astrid Berner-Rodoreda vom Universitätsklinikum Heidelberg. Als Depotspritze schützt Lenacapavir anhaltend vor einer Infektion mit HIV, alle sechs Monate ist eine Auffrischung vorgesehen - bisher verwendete Mittel zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) wie Truvada müssen täglich als Tablette genommen werden.
Sich zweimal jährlich den Wirkstoff spritzen zu lassen, sei wesentlich komfortabler als täglich an die Einnahme einer Tablette denken zu müssen, sagte Berner-Rodoreda.
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Spritze lässt sich besser geheim halten
Hinzu komme ein bestimmter Effekt: Gerade in einigen stark von HIV betroffenen Ländern gebe es bei der täglichen Einnahme von Tabletten das Risiko, im Umfeld als vermeintlich HIV-positiv abgestempelt zu werden. Eine nur zweimal jährlich verabreichte Spritze lasse sich weitaus besser geheim halten.
Trotz jahrzehntelanger Bemühungen gibt es noch immer keine Impfung gegen HIV. Das wird laut Experten auf absehbare Zeit auch so bleiben. Fachleute dringen daher umso entschiedener auf einen breiten Einsatz von Lenacapavir. Die Spritze sei "im Grunde" so wirksam wie eine Impfung, sagt etwa der Forscher Andrew Hill von der Universität Liverpool. Quelle: AFP
Darum stehe außer Frage, dass Lenacapavir eine "riesen Erleichterung" für viele Menschen darstelle.Wie schon die Vorgängerstudie "Purpose 1" wurde die Auswertung aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse vorzeitig beendet, um das Medikament allen Probanden und Probandinnen zur Verfügung stellen zu können, wie es vom Hersteller Gilead hieß.
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Für Menschen mit hohem HIV-Infektionsrisiko
Für Lenacapavir solle nun die Zulassung als HIV-Schutz in zahlreichen Ländern beantragt werden. Gezielt werde an einer Versorgung auch in ärmeren Ländern gearbeitet. Das Mittel soll prophylaktisch Menschen mit hohem HIV-Infektionsrisiko angeboten werden. Es hemmt den Lebenszyklus des Virus in mehreren Stadien der Infektion.
- Kondome und Femidome beim Geschlechtsverkehr schützen vor HIV. Viren gelangen dann nicht auf Schleimhäute und in den Körper.
- Schutz durch Therapie: Medikamente, die HIV-Positive regelmäßig einnehmen, unterdrücken die Vermehrung der Viren im Körper. HIV kann dann nicht mehr übertragen werden.
- Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP: Dabei nehmen Menschen mit hohem HIV-Risiko vorbeugend HIV-Medikamente ein, die vor einer Ansteckung schützen. PrEP schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten.
"Purpose 2" umfasste knapp 3.300 HIV-negative Menschen, die häufiger Sex hatten. Zwei Personen in der Lenacapavir-Gruppe (ca. 2.200 Probanden) und neun in der zum Vergleich mit Truvada behandelten Gruppe (ca. 1.100 Probanden) infizierten sich mit HIV, wie es im Fachjournal heißt.
Lenacapavir reduzierte das Infektionsrisiko damit um 96 Prozent gegenüber der Hintergrundinzidenz, also der Häufigkeit von Infektionen ohne die Spritze. Vertragen wurden beide Mittel im Allgemeinen gut.
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Experte: Nahezu 100-prozentiger Schutz
Von der Effizienz her sei Lenacapavir mit Truvada vergleichbar, erklärte Max von Kleist von der Freien Universität Berlin. Beide böten einen hervorragenden, nahezu kompletten Schutz.
Bei den Ergebnissen der beiden "Purpose"-Studien wirke es zwar so, als gebe es in den mit Tabletten versorgten Kontrollgruppen anteilig einige Infektionen mehr - die Daten täuschten aber, erläuterte der Leiter der Forschungsgruppe "Mathematics for Data Science".
Vielfach seien die Tabletten nicht regelmäßig oder gerade zum Ende des Untersuchungszeitraums auch gar nicht mehr genommen worden. Dass es dann zu Infektionen komme, verwundere nicht.
Quelle: ZDF
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Quelle: ZDF, dpa
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