Ist in der Form bald Geschichte: das vierstufige Tierhaltungskennzeichen von Haltungsform.de.
Quelle: imago
Nach jahrelangem Streit hat die
Ampel im vergangenen Sommer ein staatliches Tierhaltungslogo für Fleisch im Supermarkt durchgesetzt. Der Bundestag beschloss dazu ein Gesetz von Agrarminister
Cem Özdemir (
Grüne), das künftig eine verpflichtende Kennzeichnung für inländische Erzeugnisse vorsieht - die sogenannte staatliche Tierhaltungskennzeichnung, die zunächst für frisches Schweinefleisch gilt.
Die staatliche Kennzeichnung ist dabei nicht das einzige Logo, das den Verbrauchern und Verbraucherinnen etwas darüber verrät, wie ein Tier in Deutschland vor der Schlachtung gehalten wurde. Bereits seit 2019 gibt es mit der Haltungsform ein freiwilliges Kennzeichnungssystem, das ein Großteil des deutschen Lebensmitteleinzelhandels für Frischfleischprodukte der Eigenmarken nutzt.
Um zu vermeiden, dass in Zukunft zwei - mit verschiedenen Kriterien arbeitende - Label auf der Fleischpackung kleben, soll die Haltungsform nun gemäß dem staatlichen Kennzeichen angepasst werden. Wie die überarbeiteten Haltungsformen aussehen und was sie im Einzelnen bedeuten - ein Überblick.
Das bisher freiwillige Tierhaltungskennzeichen wird verpflichtend. Erstmal für Schweine. Ist das ein Erfolg? Oder Verbrauchertäuschung? Wir sprechen mit Albert Sundrum.
28.06.2023 | 4:39 min
Was ändert sich an der Haltungsform-Kennzeichnung?
Die sichtbarste Änderung bei der Haltungsform ist die Einführung einer weiteren, fünften Stufe - wie beim staatlichen Tierhaltungskennzeichen.
Die alte Einteilung aus Stallhaltung, StallhaltungPlus, Außenklima und Premium wird künftig den fünf Bezeichnungen der staatlichen Tierhaltungskennzeichnung angepasst:
- Stufe Stall
- Stufe Stall+Platz
- Stufe Frischluftstall
- Stufe Auslauf/Weide
- Stufe Bio
Erklär-Grafik zur neuen Einteilung beim Haltungsform-Label.
Für welche Tierarten gilt die neue Einteilung?
Hier soll sich nichts ändern: Die Haltungsform will die Änderungen direkt bei allen Tierarten umsetzen, also auch Rind und Geflügel.
Damit geht die Haltungsform weiter als das staatliche Tierhaltungskennzeichen, das vorerst nur für frisches Schweinefleisch gilt. Die Ausweitung auf weitere Produkte - etwa Wurstwaren und die Gastronomie - sowie Tierarten ist nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft geplant. Genauere Zeitpläne sind nicht bekannt.
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Wann kommt das neue Haltungsform-Logo?
Die überarbeiteten Labels der Haltungsformen treten im Sommer dieses Jahres in Kraft - noch bevor die staatlichen Kennzeichnungen auf Fleischverpackungen zu sehen sein werden.
Die staatliche Kennzeichnung wird erst ab August 2025 verpflichtend auf frischem Schweinefleisch zu sehen sein - kann aber theoretisch schon jetzt auf Produkten erscheinen, sobald einem Lebensmittelunternehmen alle benötigten Informationen vorliegen.
Was ändert sich für die Tiere?
Tatsächlich: nicht viel. An den gesetzlichen Mindestvorgaben ändert sich mit der Einführung des staatlichen Tierhaltungskennzeichens nämlich nichts. Etwa bei der niedrigsten Haltungsform, Stufe 1, bleibt alles wie gehabt. Sie entspricht bereits den staatlichen Mindestanforderungen.
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Auch bei den anderen Stufen sind die Änderungen kaum merkbar. Das verdeutlicht ein Beispiel: Bei der Haltungsform 2 (StallhaltungPlus) war bislang 10 Prozent mehr Platz für Schweine vorgesehen - beim staatlichen Tierhaltungskennzeichen (Stall+Platz) sind es nun 12,5 Prozent. Hier zieht die Haltungsform nun nach, um Verbraucher nicht zu verwirren.
Anfang 2025 sollen die Tierhaltungskriterien für die Schweinehaltung an die der staatlichen Kennzeichnung angepasst werden.
Wo stößt das Haltungsform-System an seine Grenzen?
Die Haltungsformen geben Aufschluss darüber, unter welche Bedingungen die Tiere während der Mastphase gehalten werden. Wie es um das Tierwohl während des Transports, der Schlachtung oder etwa auch der Zucht steht, darüber sagen die Kennzeichnungen auch in Zukunft nichts aus.
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Für den Verband besteht außerdem ein Problem darin, dass ein ausreichendes Angebot von Fleisch aller Tierarten aus allen vier Haltungsformen in den Märkten fehle. So stamme das Angebot überwiegend aus den Haltungsformen 1 und 2. Fleisch der höheren Stufen gebe es kaum zu kaufen.