Schulkinder unter Druck: Kampf um die weiterführende Schule
Sackgasse weiterführende Schule:Kampf um den Schulplatz: Kinder unter Druck
von Lisa Beusch
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Wohin nach der Grundschule? Der Verteilungskampf um die besten Schulplätze belastet Kinder, Eltern und Lehrende. Warum die Lage in Berlin besonders angespannt ist.
Schon eine schlechte Zeugnisnote kann den Traum von der Wunsch-Schule platzen lassen. Das ist die harte Realität in kinderreichen Berliner Bezirken wie Pankow oder Lichtenberg, wo die Schulplätze besonders knapp und die Gymnasien und Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe (ISS) hart umkämpft sind.
"Es ist ein Poker mit der Zukunft unserer Kinder", sagt Juliane Strauß, die schon ein Jahr im Voraus mit der Suche nach einer passenden Schule für ihren Sohn Jesper begonnen hat. Und das ist kein Einzelfall.
Auch in Köln können hunderte Kinder können nicht in die von ihnen gewünschte Schule gehen. Grund ist der Anmelde-Überhang.01.02.2024 | 2:02 min
Schulplatzmangel in Großstädten
Vor allem in Großstädten kommt es immer wieder zu überlaufenden Schulen und anschließenden Absage-Wellen. In Berlin gilt der Übergang zur weiterführenden Schule als besonders herausfordernd, da mindestens 60 Prozent der Plätze einer Schule nach Leistung vergeben werden.
Schulen schauen dabei in der Regel auf die Zeugnisnoten der letzten zwei Halbjahre, doch können auch bestimmte Fächer stärker gewichten oder sogar Aufnahmetests durchführen. Bildungsexperten sehen das Verfahren kritisch. Klaus Hurrelmann von der Berliner Hertie School sagt dazu:
In unserem Bildungssystem ist immer noch die Idee eines Wettlaufes eingebaut.
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Klaus Hurrelmann, Professor of Public Health and Education an der Hertie School
"Ein ungeheurer Druck baut sich auf, die Eltern geraten ins Schwitzen und die Kinder verlieren den Spaß an der Schule", so Hurrelmann.
Bildung in Berlin: Eine große Baustelle
Der Schulplatzmangel und das leistungsorientierte Vergabeverfahren treiben nun seit Jahren die Anforderungen für weiterführende Schulen in die Höhe. Grundschulleiter Stephan Wahner erlebt darum schon Erstklässlerinnen und Erstklässler weinend und mit der Angst, es nicht auf ein Gymnasium zu schaffen.
Wenn man in Pankow keine 1,3 hat, sieht es schon schlecht aus.
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Stephan Wahner, Vorstand der Vereinigung Berliner Schulleiter
"Der NC ist notwendig": Politik setzt auf Leistungsprinzip
Doch offiziell ist das alles nicht. Schulen geben den Notendurchschnitt ihrer Schülerinnen und Schüler nicht bekannt. Stattdessen kursieren die Informationen in einer aufgeheizten Gerüchteküche aus Schulpersonal und Familien.
Auch der Zweit- und Drittwunsch auf den Anmeldebögen gilt als Scheinoption: "Man muss mit dem Erstwunsch sicher auf ein Pferd setzen und wenn dieses Pferd nicht gewinnt, dann kommt man in diese Waschtrommel der Verwaltung", so beschreibt Mutter Juliane Strauß das Losverfahren, in dem Kinder landen, deren Wunschschulen mit stärkeren Bewerberinnen und Bewerber besetzt wurden.
Auch in der Politik ist der Unmut der Familien angekommen. Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) zeigt sich jedoch vom Leistungsprinzip überzeugt:
Das Nadelöhr in Berlin entsteht nicht durch den NC, sondern dadurch, dass wir momentan viel zu wenig Schulplätze haben.
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Katharina Günther-Wünsch, Berliner Bildungssenatorin
"Der NC ist notwendig, um unseren Schülerinnen und Schülern die richtige Schulform für den weiteren Bildungsweg zuzuweisen", so die Bildungssenatorin.
Darum werde in der Stadt überall gebaut. Man schaffe momentan 7.000 Schulplätze und mehr pro Jahr. Doch eine schnelle Lösung ist das nicht: "Es wird noch drei Jahre und mehr dauern, bis wir eine spürbare Entlastung im System haben", so die CDU-Politikerin.
"Schlummernde Talente" haben es schwer
Kinder wie Jesper werden von der Schulbauoffensive des Senats also kaum entlastet. Der 12-Jährige hat nun mit seiner Mutter eine integrierte Sekundarschule gefunden, die ihm gefällt, die in der Nähe liegt und voraussichtlich auch zu seinem Notendurchschnitt passt. Doch für Schulkinder, deren Eltern weniger recherchieren, helfen und fördern können, bleibt die Unsicherheit.
Am 11. Juni werden die Bescheide verschickt, in denen die Schulkinder erfahren, welchen Platz ihnen das Schulsystem einräumt. Erst dann wird Frau Strauß sicher wissen, ob sie auf das richtige Pferd gesetzt hat. Klaus Hurrelmann resümiert:
Für eine Förderung von Bildungstalenten, die ein bisschen schlummern, ist unser System katastrophal.
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Klaus Hurrelmann, Professor of Public Health and Education, Hertie School
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