Tokio: So überlebten Passagiere das Flugzeug-Inferno

    Kollision bei Landung in Tokio:So überlebten Passagiere das Flugzeug-Inferno

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Am Flughafen Tokio-Haneda kollidieren zwei Flugzeuge. Hunderte Passagiere können sich aus einem brennenden Airbus retten. So knapp wurde eine noch größere Katastrophe verhindert.

    Ein Passagierflugzeug steht auf dem Tokioter Flughafen in Flammen.
    Auf dem Tokioter Flughafen ist ein Flugzeug der Küstenwache mit einer Passagiermaschine zusammengestoßen. Dabei starben fünf Menschen, die Insassen des Airbus überlebten alle. 02.01.2024 | 0:54 min
    Die Bilder der Überwachungskameras vom Haneda-Flughafen in Tokio sind beängstigend. Zuerst eine Explosion, dann rast ein riesiger Feuerball die Landebahn hinunter. Der Feuerball ist ein Passagierflugzeug, ein Airbus A350 mit 379 Menschen an Bord. Bei der Landung war er aus unbekannten Gründen mit einem anderen Flugzeug der japanischen Küstenwache kollidiert.

    Flucht über Notrutschen - mitten in den Flammen

    Als die Maschine auf dem Rollfeld zum Stehen kommt, breiten sich die Flammen weiter aus und greifen auf den gesamten Rumpf des fast 67 Meter langen Flugzeugs über. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie Passagiere über Notrutschen eilig den Flieger verlassen, während um sie herum Flammen schlagen und brennende Trümmerteile herunterfallen. Trotz dieser beängstigenden Bilder: Alle Menschen an Bord konnten nach Angaben der Fluggesellschaft Japan Airlines gerettet werden.
    An Bord des Bombardier-Flugzeugs der japanischen Küstenwache sterben hingegen fünf Menschen, der Pilot wurde laut japanischen Medienangaben schwer verletzt.

    Menschen verlassen das brennende Flugzeug

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    Wie konnten die Passagiere aus dem Linienflug entkommen?

    Angesichts der Bilder hätte der Unfall leicht viele weitere Menschenleben fordern können. Wie wurde so ein Inferno nicht zur tödlichen Falle für die Passagiere an Bord des Japan-Airlines-Flugs? Für den Luftfahrtexperten Alex Macheras ist es ein Zeichen für hohe Sicherheitsstandards sowohl des Airbus-Flugzeugs wie auch der Mitarbeiter der Fluggesellschaft.

    Es ist außergewöhnlich, dass wir den ersten vollständigen Verlust eines A350-Rumpfes erleben, aber auch ein Beleg für die Sicherheit der modernen Luftfahrt, dass alle Passagiere und Crew in der Lage waren, sicher zu evakuieren.

    Alex Macheras, Luftfahrtanalyst

    Das in Europa gefertigte Flugzeug war relativ neu und erst im November 2021 an Japan Air ausgeliefert worden. Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass sich am vorderen und hinteren Ende des Flugzeugs erfolgreich aufblasbare Rettungsrutschen geöffnet hatten.
    02.01.2024, Japan, Tokio: Ein Flugzeug der Japan Airlines brennt auf der Landebahn des Tokioter Flughafens Haneda.
    Ein Passagierflugzeug ist bei der Landung auf dem Tokioter Flughafen Haneda in Brand geraten. 02.01.2024 | 0:45 min
    Der Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth weist auf X darauf hin, dass dies der erste Crash von Japan Airlines seit 1985 war. Die Airline habe eine "beeindruckende Sicherheitskultur" und es sei eine "Evakuierung nach Lehrbuch" gewesen. "Es ist ein großartiger Qualitätsbeweis für die modernen, schwer entflammbaren Materialien von Kabinenausstattungen", schreibt Spaeth.

    Passagier: "Ich dachte, ich würde sterben"

    Kurze Videoaufnahmen eines namentlich bislang nicht bekannten Passagiers kursierten am Dienstagvormittag online. Darin ist zu sehen, wie sich bereits Rauch im Innenraum des Flugzeugs ausbreitete, während es über die Landebahn rollte, aus dem Fenster ist ein Feuerschein zu sehen. "Ich dachte, ich würde sterben", schrieb der Nutzer zu den von ihm veröffentlichten Bildern.

    Augenzeugenvideo aus dem Flugzeug

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    Panik oder unkoordiniertes Verhalten kosten im Katastrophenfall schnell Menschenleben. Das kann etwa Personen umfassen, die selbst in so einer Situation noch ihr Handgepäck mitnehmen möchten, oder Kinder und alte Personen, die nur eingeschränkt mobil sind.
    In diesem Fall waren zwölf Besatzungsmitglieder, deren Leben bedroht waren wie die aller Reisenden, dafür mit verantwortlich, 367 Passagiere schnellstmöglich und sicher aus dem Flugzeug zu bekommen. Es sind solche Minuten, für die Mitarbeiter zahllose Stunden trainiert haben. Flugzeuge werden auch dafür konstruiert, Menschen in solchen Situationen möglichst viel Zeit zu verschaffen, sich in Sicherheit zu bringen.
    William Manzione war einer der geretteten Passagiere und veröffentlichte ein Foto des brennenden Fliegers:

    Passagiere vor dem brennenden Flugzeug

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    Ist schon etwas zur Unfallursache bekannt?

    Wie genau es zu diesem Vorfall mit dem Flugzeug der Küstenwache kam, steht bislang noch nicht fest. Bei diesem Flugzeug handelt es sich um ein deutlich kleineres, Turboprop-angetriebenes Flugzeug vom Typ Dash-8-300. Davon betreibt Japans Küstenwache acht stück.
    Der Tracking-Anbieter Flightradar24 teilte auf der Plattform X mit, dass das verunglückte Flugzeug "nicht mit einem modernen ADS-B Transponder ausgestattet war". Im kommerziellen Flugverkehr ist diese Technologie in den vergangenen Jahren zum Standard geworden, um die Sicherheit von Flugzeugbewegungen am Boden wie in der Luft deutlich zu verbessern. Bislang gibt es aber keine bestätigten Anzeichen, ob ein Fehlen von ADS-B bei dem Flieger der Küstenwache zum Unglück beigetragen haben könnte. Die Wetterbedingungen vor Ort waren zum Zeitpunkt des Unglücks gut.
    Kollisionen auf dem Rollfeld sind überaus selten und Flughäfen treffen zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen, um solche Unfälle zu verhindern. Dazu zählt etwa, dass Flugzeuge nur nach Rücksprache und Genehmigung seitens der örtlichen Fluglotsen einen Start- oder Landevorgang beginnen dürfen; auch das Einbiegen aus einer Warteposition auf die Start- oder Landebahn erfolgt nach Rücksprache. Vom Tower aus werden alle Flugzeuge im Zuständigkeitsgebiet durchgehend überwacht und für jeden Kommunikationsvorgang zwischen Tower und Flugzeug gibt es standardisierte Sprachregelungen, um Missverständnisse zu vermeiden.
    Der Flugzeughersteller Airbus kündigte in einer Stellungnahme an, ein Expertenteam nach Japan zu entsenden, um die Behörden bei der Untersuchung zu unterstützen.
    Die kleinere Maschine der Küstenwache hätte Material ins Erdbebengebiet an der Westküste Japans transportieren sollen. Sehen Sie hier aktuelle Informationen zu der Erdbebenkatastrophe mit Dutzenden Toten:
    Zerstörte Häuser an der Westküste Japans
    Am Neujahrstag wurde Japan von einem schweren Erdbeben erschüttert. Die Behörden melden inzwischen mindestens 48 Tote und mehr als 130 Verletzte.02.01.2024 | 1:48 min

    So tödlich endeten vergleichbare Vorfälle

    Wie tödlich eine Kollision auf dem Rollfeld ausgehen kann, verdeutlicht das Unglück mit den meisten Toten der gesamten Luftfahrtgeschichte: die Katastrophe von Teneriffa am 27. März 1977. Damals stießen auf dem kleinen Flughafen der Ferien-Insel zwei Boeing 747 zusammen; 583 Menschen starben, lediglich 61 Menschen überlebten.
    In dichtem Nebel startete eine niederländische Maschine ohne vorherige Freigabe, während eine aus den USA kommende Boeing sich noch auf der gleichen Piste befand. Zum Unglück trug auch bei, dass mehrere Flugverbindungen in Folge eines Bombenanschlags in Gran Canaria nach Teneriffa umgeleitet worden waren, der Flughafen dort laut Untersuchungsberichten mit der Lage überfordert war. Der Vorfall führte zu zahlreichen Neuerungen bei weltweiten Airport-Sicherheitsstandards.
    Um zu sagen, ob und welche Lehren aus dem Zusammenstoß von Dienstag gezogen werden können, ist es noch zu früh. Die Untersuchung solcher Unglücke kann oft Monate oder länger in Anspruch nehmen.
    Hinweis, 08.01.2024: In einer früheren Version dieses Artikel hieß es, dass beim Flugzeugunglück von Teneriffa 1977 die aus den USA kommende Maschine beim Landevorgang mit der zweiten 747 zusammengestoßen war. Korrekt ist, dass sich beide Flugzeuge im Startvorgang befanden.

    Atomkraftwerke werden überwacht
    :Dutzende Tote bei Erdbebenserie in Japan

    Eine Serie von Erdbeben hat Japan erschüttert. Das heftigste wurde mit Stärke 7,6 gemessen. Mindestens 62 Menschen starben, das Land wurde von Tsunami-Wellen getroffen.
    Menschen gehen am 02.01.2024 durch den beschädigten Marktplatz, der nach dem Erdbeben in der Präfektur Ishikawa in Flammen aufgegangen ist
    mit Video

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