Terra X - die Wissens-Kolumne:Desinformation - die Waffe der Mächtigen
von Christian Scharun
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Von Pharao Ramses bis Trump: Fake News gibt es schon lange, verstärken sich aber durchs Internet. Gezielt verbreitet dienen sie in Krisen und Kriegen als unterschätzte Waffe.
Eine der frühesten belegten Geschichten über Desinformation reicht zurück ins Jahr 1274 vor Christus, als Pharao Ramses II nach einem Feldzug gegen die Hethiter seinem Volk von einem Sieg berichtete, obwohl die ägyptische Armee die Schlacht in Wahrheit verloren hatte.
Sein Motiv ist aus heutiger Sicht relativ eindeutig, denn die durch den Pharao bewusst verbreiteten Fehlinformationen sorgten dafür, dass er weiter an der Macht bleiben konnte. Die Geschichte der Desinformation ist lang - trotzdem steht der Begriff "Fake News" erst seit 2017 im Duden.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Über 30.000 irreführende Aussagen in Amtszeit von Trump
Dass dieser Eintrag im Rechtschreibwörterbuch mit dem Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump im selben Jahr zusammenhängt, mag nur ein Zufall sein. Dass eben jener Präsident laut einer Zählung der "Washington Post" im Laufe seiner Amtszeit aber über 30.000 falsche oder irreführende Aussagen getätigt hat, jedoch sicher nicht.
Neben Lügen zu den Themen Einwanderung, Gesundheitsvorsorge und Corona-Pandemie hatte sich Trump insbesondere auf die verlorene US-Wahl 2020 eingeschossen. Sein Motiv, die Erhaltung seines Status als einer der mächtigsten Personen seiner Zeit, unterscheidet sich dabei offensichtlich nur wenig von dem des Ägypterkönigs Ramses.
Fake News gab es schon immer - sogar vor Zeitungen und Büchern. Wer brachte die berühmtesten Fake News der Geschichte in die Welt?02.03.2017 | 4:22 min
Nichts passiert zufällig - Desinformation und der Klimawandel
Wie bei jedem Thema mit globaler Relevanz kursiert auch zum menschengemachten Klimawandel eine große Menge an Desinformation - obwohl die physikalischen Grundlagen und der Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung bereits seit Jahrzehnten ausreichend belegt sind.
Eine Datenanalyse des Instituts für strategischen Dialog zeigt, dass beispielsweise während der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow signifikant mehr irreführende und falsche Informationen zum Klimawandel verbreitet wurden, als direkt davor oder danach, insgesamt über 200.000 Social-Media-Beiträge. Solche gewaltigen Wellen von Desinformation, die nachweislich zu einem großen Teil von Lobbyisten der fossilen Brennstoffindustrie bezahlt und angestoßen werden, haben das Leugnen der wissenschaftlichen Tatsachen und damit ein Verzögern von Klimaschutzmaßnahmen zum Ziel.
Verschwörungsmythen über das Coronavirus, Chemtrails oder den Klimawandel haben Hochkonjunktur. Woher kommen sie – und wem nutzen diese Verschwörungstheorien?08.12.2020 | 29:09 min
Wie Fake News zu physischer Gewalt führen
Das wissentliche Verbreiten von Fake News zum eigenen Vorteil stellt eine moralisch fragwürdige bis illegale Tat dar. Aber wie wird Desinformation zur Waffe? Im Duden wird der Begriff "Waffe" als ein "Mittel zum Angriff auf einen Gegner" beschrieben. Auch wenn die meisten Beispiele eindeutig auf Hieb-, Stich- oder Feuerwaffen hindeuten, sind geistige und psychologische Waffen hier nicht ausgeschlossen.
Gezielte Desinformationskampagnen können sich auch in physischer Gewalt äußern. Dem Sturm auf das US-Kapitol 2021 ging eine Flut von falschen Behauptungen des scheidenden Präsidenten Donald Trump voraus. Seine Anhänger, blind vor Wut auf das System, folgten seinem Aufruf zum Kapitol zu ziehen und sich das Land zurückzuerobern. Fünf Menschen verloren dabei ihr Leben.
Schon häufig wurden Fake News zu Proagandazwecken gezielt verbreitet. Hat Bundespräsident Lübke wirklich KZs geplant? Wurden RAF-Terroristen im Gefängnis ermordet? "Terra X History" untersucht die großen Falschmeldungen der Geschichte.11.12.2022 | 44:43 min
Desinformation als Waffe im Ukraine-Krieg
Gleichermaßen nutzt auch Russlands Präsident Wladimir Putin riesige Troll-Armeen als Waffe im Krieg gegen die Ukraine, um seine Propaganda im Internet zu verbreiten. Die Schreibsoldaten des Kremls fluten das Internet täglich mit Lügen und Desinformation. Mal explizit in Form von Parolen oder Karikaturen, dann wieder unterschwellig verpackt in scheinbar harmlosen Berichten über Alltagsthemen oder in Form von plumpen Hasskommentaren.
Immer jedoch mit dem Ziel, Tatsachen über die Menschenrechtsverletzungen und grausamen Kriegsverbrechen zu verzerren sowie letztendlich die demokratischen Strukturen der westlichen Welt anzugreifen. Der Kreml führt diesen Krieg insbesondere in den sozialen Medien der westlichen Länder und macht sich diese als psychologische Waffe zunutze.
Die Deutsche Alina Lipp streut Fake-News über den Krieg in der Ukraine - die von der russischen Regierung begrüßt werden. Wie Desinformation und Propaganda funktionieren und warum es in Kriegsgebieten so wichtig ist Behauptungen zu überprüfen.21.09.2023 | 32:44 min
Desinformation als Waffe darf nicht unterschätzt werden
Von den Machtphantasien eines Pharao Ramses und Donald Trumps, den finanziellen Interessen der fossilen Lobby bis hin zur menschenverachtenden Kriegsführung des russischen Regimes - die Motive für eine gezielte Verbreitung von Falschinformationen haben eines gemein: Sie nutzen Desinformation als Waffe, deren Einfluss auf unsere demokratische Gesellschaft wir nicht unterschätzen dürfen.
Was hat Selena Gomez mit der Mondlandung zu tun? Ist Angela Merkel eine Echse? Aber vor allem: Wieso haben wir alle so einen Sweet Spot für die Muster von Verschwörungserzählungen?24.09.2023 | 28:30 min
... ist wissenschaftlicher Autor in der Redaktion von MAITHINK X. Wissenschaftliche Inhalte kommuniziert er auf unterhaltsame Art und Weise auch bei Science Slams sowie auf YouTube und anderen sozialen Netzwerken. 2022 konnte er mit "FameLab Germany" einen der größten Wettbewerbe für Wissenschaftskommunikation gewinnen. Neben seiner Passion für die Wissenschaft selbst war Christian Scharun als Klimaforscher aktiv. Dabei beschäftigte er sich mit den Emissionen von Treibhausgasen und simulierte mit Klimamodellen ihren Beitrag zur globalen Erwärmung.
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