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Schulstraßen, Poller:Städte und Schulen gegen Elterntaxis
von Sven Rieken, Hamburg
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Elterntaxis sind für viele ein Ärgernis: Volle Straßen, gefährdete Kinder, gerade früh am Morgen beklagen Eltern und Polizei. Einige Städte entwickeln Konzepte gegen Elterntaxis.
Ungefragt stellt die Polizei rund achtzig Poller vor der Schule in Hamburg. Diese sollten die rücksichtslosen Elterntaxis stoppen, um keine Fußgänger und Radfahrer zu gefährden.03.09.2024 | 3:14 min
Als Schulleiter Olaf Gatermann an einem regnerischen Herbstmorgen auf den Schulhof blickt, traut er seinen Augen nicht: der sonst so ruhige Lehrer sieht die Lichter eines sehr großen Wagens über den nassen Schulhof rollen.
Die anderen Kinder gehen irritiert zur Seite - der Wagen hält vor dem Haupteingang, ein Mädchen steigt aus. Olaf Gatermann stellt die Mutter zur Rede, schüttelt ständig den Kopf und blickt trotzdem in verständnislose Augen.
Die Mutter sei sehr spät dran, das Wetter schlecht und das Schultor war offen. Da dachte die Frau eben, sie könne bis zum Eingang durchfahren.
Mehrheit der Eltern findet Elterntaxis negativ
Ein extremer Fall von "Elterntaxi". 22 Prozent der Schülerinnen und Schüler - so hat es eine ADAC-Befragung zur Schulwegsicherheit im vergangenen Jahr ergeben - kommen mit dem Auto zur Schule. Natürlich bringen die Eltern sie zur Schule aus vielen Gründen. Natürlich wissen die Eltern, dass das eigentlich nicht gut ist. 59 Prozent der Elterntaxi-Fahrer ist sehr wohl bewusst, dass durch sie gefährliche Verkehrssituationen entstehen, hat der ADAC herausgefunden.
Jens Lübke vom Elternrat der Grundschule Redder im Hamburg hat aber auch schon Anderes erlebt, zum Beispiel, Eltern, die verbal übergriffig werden, erzählt er.
Mit Flyern gegen Elterntaxis
An der Schule von Jens Lübke haben die Kinder jetzt selbst eingegriffen. Zwei vierte Klassen haben Flyer in Form von Schultüten vor der Schule und an der nahe gelegenen Hauptstraße verteilt. Begleitet von sehr vielen Polizisten. Die Zustimmung von allen Autofahrern war wohl auch angesichts der Polizeipräsenz verständlich.
Schüler der Grundschule Redder in Hamburg verteilen Flyer gegen Elterntaxis.
Quelle: Sven Rieken/ZDF
Helfen Poller gegen Elterntaxis?
Damit die Eltern dabei ein besseres Gefühl haben, entwickeln Schulen, Polizei und Stadtplaner immer wieder neue Konzepte für mehr Verkehrssicherheit und gegen Elterntaxis. Das kann aber auch mal nach hinten losgehen.
So musste Schulleiter Tobias Langer aus der Zeitung erfahren, dass die Polizei vor seiner Stadtteilschule im Hamburger Süden Poller aufgebaut hat. Und zwar nicht nur ein paar, sondern gleich 80 Stück. Kostenpunkt: mehr als 30.000 Euro.
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Die Poller sollen verhindern, dass Eltern auf der anderen Straßenseite parken oder wenden können. Die neue Enge vor der Schule führte zu noch mehr Problemen. Mit Schulleiter Langer hatte vorher niemand gesprochen. Es scheine, so Langer, dass hier wenige Beschwerden zu einer sehr schnellen, unglücklichen Lösung geführt haben.
Köln, Berlin und Frankfurt richten "Schulstraßen" ein
Dabei kommen gute Ideen auf die Straße, wenn Schule, Anwohner und die Behörde an einem Tisch sitzen. So wurde zum Beispiel im italienischen Bozen schon 1989 die erste Schulstraße eingerichtet. Dabei wird für eine halbe Stunde vor und nach Schulbeginn die komplette Straße gesperrt.
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In Deutschland ist eine solche Regelung rechtlich nicht einfach umsetzbar. Eine Gesetzesänderung scheiterte vergangenes Jahr im Bundesrat. Trotzdem können Schulstraßen als Verkehrsversuche eingerichtet werden.
In Köln, Berlin, Frankfurt und einigen anderen Städten in Nordrhein-Westfalen und Hessen laufen solche Versuche. Die Stadt Frankfurt am Main teilte vor kurzem mit, dass die Anzahl der Elterntaxen im Bereich der Pilotschule gesunken sei und ein zweites Projekt in Planung ist.
Anderswo müssen Denkanstöße gegen Elterntaxis helfen
Auch die Straße, an der die Grundschule von Olaf Gatermann liegt, soll nach dem Willen einer Initiative aus dem Stadtteil zur Schulstraße werden. Nachdem Eltern, Lehrer und Schüler dort auch schon oft Flyer verteilt haben, teilweise mit, teilweise ohne Polizeibegleitung und meist nur mit mäßigem Erfolg, könnte eine zeitlich befristete Sperre helfen.
Dann würden die Schülerinnen und Schüler mindestens die letzten 200 bis 300 Meter zur Schule gehen müssen. Die Idee: Vielleicht können die Kinder dann ihre Eltern überzeugen und die Elterntaxis bleiben gleich komplett zu Hause.
Auf einen 100-prozentigen Erfolg mag auch Olaf Gatermann nicht hoffen. Wohl aber auf neue Denkanstöße. Hauptsache er muss nie wieder ein Auto kurz vor Schulbeginn vor der Eingangstür seiner Schule sehen.
Sven Rieken ist Reporter im ZDF-Landesstudio Hamburg.
Quelle: ZDF
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