Anfeindungen gegen die Post:Zustellerin: "Meist sind es böse Beleidigungen"
von Annika Heffter und Kai Remen
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Der Alltag für Mitarbeitende der Deutschen Post ist oft hart: Sie werden beleidigt und auch rassistisch angefeindet. Eine Zustellerin erzählt von ihren Erfahrungen.
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Der klischeehafte aggressive Hund, der den Postboten beißt, ist für Mitarbeitende der Deutschen Post im echten Leben selten das Problem. Viel eher sind es Menschen, die den Zustellerinnen und Zustellern zu schaffen machen.
Erst am Dienstag äußerte Nikola Hagleitner, Vorständin für das deutsche Post- und Paketgeschäft der DHL Group, öffentlich ihre Erschütterung darüber, dass Anfeindungen und Attacken zum Arbeitsalltag vieler Mitarbeitenden gehörten, insbesondere rassistischer Natur.
Zustellerin erzählt von ihren Erfahrungen
Zustellerin Bianca Taner, die in diesem Artikel nicht mit echtem Namen genannt werden möchte, kann ein Lied davon singen:
Taner liefert seit 2017 Post und Pakete in einer westdeutschen Stadt aus.
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In einer bestimmten Ecke ihrer Stadt rufe sie zur Sicherheit immer einen Kollegen an, der im Notfall innerhalb von ein paar Minuten zur Stelle sein könne. Denn sobald sie dort das Zustellauto parke, sei sie umgeben von Menschen, die sie bedrängen und auf sie einreden. "Dort habe ich immer den Kollegen im Ohr und er hört mit. Dann weiß er: Wenn er mich jetzt eine Weile nicht mehr hört oder es lauter wird, sollte er kommen."
In dieser Gegend wurde Taner auch schon einmal ausgeraubt: "Ich habe das Zustellauto zwar abgeschlossen, aber jemand muss auf der anderen Seite gelauert haben und vorher die Beifahrertür aufgemacht haben. An die Pakete kam er zwar nicht heran, aber mein Portemonnaie und die Papiere hat er geklaut. Ich und ein Nachbar dort haben noch versucht hinterherzurennen", erzählt Taner. Seitdem sei sie in der Gegend besonders vorsichtig.
Postbotin: Anfeindungen kommen von verschiedenen Menschen
Ist es eine bestimmte Art von Menschen, die feindselig agiert - Männer, Frauen, jung, älter? "Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt", sagt Taner. "Aber das ist eigentlich komplett durchmischt. Das kann ein junger Mann sein, der dir etwas hinterherschreit, der Opa von nebenan, der seine Zeitung erst um 13 Uhr bekommen hat, oder die Frau, die auf dich zugestürmt kommt und bedrohlich mit einem Schirm wedelt, weil du in ihrer Einfahrt gewendet hast."
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Über die Jahre, sagt Taner, sei der Umgangston und auch die Erwartungshaltung bei den Kundinnen und Kunden schlechter geworden.
Früher habe es noch mehr Respekt und Wertschätzung gegenüber Zustellerinnen und Zustellern gegeben, heute sei die Einstellung: "Ach, du bist ja nur Postbote."
Zustellerin: "Man muss ein dickes Fell haben"
"Ich liebe meinen Job", betont Taner, auch wenn er körperlich und psychisch belastend sei. Viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun ihr Leid.
Wie in vielen Bereichen sei auch der Personalmangel an der Lage schuld, sagt Taner. Kundinnen und Kunden müssten oft länger warten und seien dann auch leichter genervt und aggressiv. Der Ton sei rauer geworden, der Stress gewachsen.
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Noch schlimmer sei es für Mitarbeitende "mit einer anderen Haar- oder Hautfarbe". Taners Mann, der bei DHL arbeitet, ist Türke und sei noch einmal einem anderen Kaliber an Anfeindungen ausgeliefert. "Was man da mitkriegt, ist nicht schön", sagt Taner.
Post-Vorständin "betrübt" über fremdenfeindliche Aggressionen
"Unsere Zustellerinnen und Zusteller sind mit Herzblut draußen unterwegs und lieben den direkten Kundenkontakt", betont Vorstandsmitglied Nikola Hagleitner gegenüber ZDFheute. Zu den rassistischen Anfeindungen sagt sie:
Die Deutsche Post versuche, die Mitarbeitenden "bestmöglich auf solche Situationen vorzubereiten, indem wir ihnen in Deeskalationstrainings zeigen, wie man am besten reagiert, um Konflikte zu vermeiden und sich zu schützen".
Zustellerin Taner, die auch Ansprechpartnerin für Vertrauensfragen an ihrem Standort ist, unterstreicht auch, dass Mitarbeitende dem Unternehmen mitteilen könnten, wenn sie an bestimmte Adressen nicht mehr zustellen wollten. Manchmal gebe es dann auch Aussprachen zwischen den Kundinnen und Kunden und den Postmitarbeitenden.
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Integrationsbeauftragte: Wer so agiert, hat Werte-Kompass verloren
Die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan, überraschen die Berichte von Mitarbeitenden der Deutschen Post "leider nicht". Gegenüber ZDFheute teilt sie mit: "Studien zeigen, dass jede*r Fünfte in unserem Land schon einmal selbst Rassismus erfahren musste."
"Wer andere derart angeht, hat in meinen Augen jeden Werte-Kompass verloren", führt sie weiter aus. Rassismus sei eine Straftat "und muss konsequent verfolgt werden".
Wie auch Nikola Hagleitner wünscht sich Zustellerin Taner wieder mehr Wertschätzung für ihren Beruf. Aber auch innerhalb des Unternehmens muss sich aus Taners Sicht etwas ändern - in Richtung eines besseren Umgangstons und mehr Wertschätzung von oben. Damit den Job in Zukunft überhaupt noch jemand machen wolle.
Quelle: ZDF
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